Skispringer Stefan Kraft (AUT)
GEPA/Thomas Bachun
Tournee

Kraft verpasst Quali für Neujahrsspringen

ÖSV-Star Stefan Kraft ist beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen nur Zuschauer. Der 28-jährige Salzburger landete am Freitag in der Qualifikation nur auf Rang 59 und ist damit bei der zweiten Station der Vierschanzentournee am Samstag (14.00 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) nicht dabei. „Heute war ein rabenschwarzer Tag, solche Tage gibt es“, sagte der Weltmeister im ORF-Interview.

Die Chancen auf einen erneuten Tournee-Triumph hatte Kraft bereits beim Auftakt in Oberstdorf mit Rang zwölf verspielt. Dem Salzburger, vor sieben Jahren letzter österreichischer Gesamtsieger und vor fünf Jahren in Oberstdorf bisher letzter rot-weiß-roter Tagessieger, fehlen nach der ersten von vier Stationen schon 41,9 Zähler auf Spitzenreiter Ryoyu Kobayashi aus Japan. Auf der Olympiaschanze in Garmisch fand sich Kraft zu Silvester nun überhaupt nicht zurecht.

In den beiden Trainingssprüngen war er zu Mittag auf 102,5 und 115,5 Meter gekommen, in der Qualifikation reichte es nur zu 119,5 Meter. Die Ernüchterung nach der neuerlichen Enttäuschung war deshalb ziemlich groß. „Heute ist gar nichts gegangen, ich habe alles probiert mit den Trainern, auch vom Körperlichen her, aber es passt gerade nicht zusammen“, sagte Kraft, neben Jan Hörl Österreichs bisher einziger Saisonsieger. „Ich bin leer. Dass mir das heute passiert, da hätte ich viel Geld verwettet.“

Kraft verpatzt Garmisch-Qualifikation

Stefan Kraft hat die Qualifikation für den zweiten Tournee-Bewerb am Samstag in Garmisch-Partenkirchen als 59. verpasst.

„Es tut weh, ich bin sprachlos“

Wie schon nach Oberstdorf, wo er nach einem verpatzten ersten Durchgang zumindest in der Entscheidung noch einen Aufwärtstrend gesehen hatte, heiße es nun, die Zähne zusammenzubeißen. „Es nützt nichts, es geht weiter. Heute war ein rabenschwarzer Tag, solche Tage gibt es. Wer mich kennt, weiß, dass ich den Kopf nicht in den Sand stecke. Es tut weh, ich bin sprachlos, aber morgen ist ein neuer Tag, ein neues Jahr, dann geht es wieder bergauf.“

Noch vor der Analyse mit dem Trainerteam machte der Salzburger ein Manko in der Anfahrtsposition aus. „Da ist ein falsches Gefühl da. Ich glaube, ich bin auf Zug, bin es aber nicht und will das über den Sprung aufholen. Aber es nichts rausgekommen.“ Trotz der beiden Abstürze im Training sei er überzeugt in den Qualifikationssprung gegangen. „Das Körpergefühl hat sich dann auch gut angefühlt. Ich habe probiert, alles anders zu machen, aber das hat auch nichts gebracht.“

Garmisch war schon davor keine von Krafts Paradeschanzen gewesen, in den vergangenen vier Jahren war er nie besser als 13. gewesen. Sein Topresultat hatte er da 2017 als Dritter gehabt. Erklären könne er sich das freilich nicht. „Diesen Sommer hatte ich da meine besten Sprünge.“ Für den Neujahrstag zog der 28-Jährige in Erwägung, sich auf der Schanze in Seefeld mit ein paar Sprüngen ein gutes Gefühl für den Wochenbeginn auf dem Bergisel zu holen. Das sollte noch besprochen werden.

Widhölzl kündigt „Spezialprogramm“ an

Auf ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl und sein Team wartete jedenfalls die Aufgabe, seinen besten Mann wieder aufzurichten. „Wir werden ein Spezialprogramm machen und schauen, dass er für Innsbruck wieder fit ist“, verriet der Tiroler. „Dass es ihn so erwischt hat, ist aber natürlich bitter.“ Mario Stecher sprach das Mentale an. „Skispringen ist eine nur mit dem Kopf zu bewältigende Sportart. Wenn man ein bisschen entgegen dem Gefühl arbeitet, wird es ganz schwierig. Das ist Stefan passiert“, sagte der Sportliche Leiter. „Das Schöne ist, dass man genauso ganz schnell wieder vorne sein kann.“

Hörl in Qualifikation bester Österreicher

Als bester ÖSV-Adler klassierte sich Jan Hörl in der Garmisch-Qualifikation auf Platz vier.

Die restlichen sechs ÖSV-Adler hatten indes keine Probleme. Bester aus dem rot-weiß-roten Team war Jan Hörl als Vierter mit einem Satz auf 138 Meter, für den er 137,8 Punkte bekam. In die Top Ten kamen auch Daniel Tschofenig als Siebenter und Manuel Fettner als Achter. Für Daniel Huber (18.), Philipp Aschenwald (21.) und Ulrich Wohlgenannt (31.) ging es sich ebenfalls locker mit der Qualifikation für die Top 50 aus. Die beste Leistung zeigte der Deutsche Markus Eisenbichler mit 144,9 Zählern (137 m) vor Ryoyu Kobayashi mit 144 (134 m). Dritter war der deutsche Weltcup-Leader Karl Geiger 138,4 (135,5 m).

Fünfkampf um Tournee-Gesamtsieg

Hinter dem Toptrio zeigten aber auch andere Topspringer neben ÖSV-Star Kraft Schwächen. Das norwegische Trio Halvor Egner Granerud (27.), Robert Johansson (13.) und Marius Lindvik (14.), das in der Tournee-Wertung die Plätze zwei bis vier belegt, konnte sein Können nicht komplett abrufen. Im engen Rennen um den goldenen Adler sowie das Preisgeld von 100.000 Schweizer Franken (rund 97.000 Euro) für den Tournee-Gesamtsieg liegt auch der fünftplatzierte Geiger nur umgerechnet rund 3,4 Meter hinter Spitzenreiter Kobayashi.

Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen

Qualifikation:
1. Markus Eisenbichler GER 137,0 144,9
2. Ryoyu Kobayashi JPN 134,0 144,0
3. Karl Geiger GER 135,5 138,4
4. Jan Hörl AUT 138,0 137,8
5. Piotr Zyla POL 138,5 136,1
6. Yukiya Sato JPN 132,0 134,1
7. Daniel Tschofenig AUT 135,0 133,9
8. Manuel Fettner AUT 138,5 133,7
9. Stephan Leyhe GER 136,0 133,3
10. Killian Peier SUI 133,0 133,2
11. Daniel Andre Tande NOR 131,0 131,1
12. Naoki Nakamura JPN 135,5 130,5
13. Robert Johansson NOR 132,5 129,8
14. Marius Lindvik NOR 129,0 129,1
15. Danil Sadrejew RUS 135,0 128,9
16. Kamil Stoch POL 131,5 128,6
17. Severin Freund GER 134,5 127,4
18. Daniel Huber AUT 131,0 127,2
19. Cene Prevc SLO 130,0 126,8
20. Constantin Schmid GER 131,0 126,7
21. Philipp Aschenwald AUT 128,5 126,3
22. Lovro Kos SLO 127,5 126,0
23. Anze Lanisek SLO 129,0 125,6
24. Dawid Kubacki POL 128,5 126,3
25. Jewgeni Klimow RUS 128,5 122,6
. Gregor Deschwanden SUI 129,0 122,6
27. Halvor Egner Granerud NOR 124,0 122,3
28. Ilja Mankow RUS 127,0 121,0
29. Pius Paschke GER 129,5 120,0
. Pawel Wasek POL 129,5 120,0
31. Ulrich Wohlgenannt AUT 128,5 119,6
32. Kevin Maltsev EST 129,0 118,6
33. Simon Ammann SUI 126,0 118,3
34. Timi Zajc SLO 122,0 116,6
. Daiki Ito JPN 123,0 116,6
36. Artti Aigro EST 129,0 115,6
37. Johann Andre Forfang NOR 127,5 115,2
38. Vladimir Zografski BUL 125,0 115,0
39. Fredrik Villumstad NOR 127,0 114,8
40. Justin Lisso GER 126,0 114,4
41. Andrzej Stekala POL 128,0 114,1
42. Peter Prevc SLO 122,0 113,9
43. Jakub Wolny POL 123,5 113,8
44. Giovanni Bresadola ITA 126,5 113,3
45. Niko Kytosaho FIN 122,5 112,9
. Felix Hoffmann GER 126,5 112,9
47. Andreas Wellinger GER 127,0 112,5
48. Roman Trofimow RUS 122,0 112,4
49. Mackenzie Boyd-Clowes CAN 123,5 111,7
50. Junshiro Kobayashi JPN 122,5 111,6
Nicht qualifiziert:
59. Stefan Kraft AUT 119,5 102,9
K.-o.-Duelle:
1. Gregor Deschwanden SUI
2. Jewgeni Klimow RUS
3. Halvor Egner Granerud NOR
4. Dawid Kubacki POL
5. Ilja Mankow RUS
6. Anze Lanisek SLO
7. Pius Paschke GER
8. Lovro Kos SLO
9. Pawel Wasek POL
10. Philipp Aschenwald AUT
11. Ulrich Wohlgenannt AUT
12. Constantin Schmid GER
13. Kevin Maltsev EST
14. Cene Prevc SLO
15. Simon Ammann SUI
16. Daniel Huber AUT
17. Timi Zajc SLO
18. Severin Freund GER
19. Daiki Ito JPN
20. Kamil Stoch POL
21. Artti Aigro EST
22. Danil Sadrejew RUS
23. Johann Andre Forfang NOR
24. Marius Lindvik NOR
25. Vladimir Zografski BUL
26. Robert Johansson NOR
27. Fredrik Villumstad NOR
28. Naoki Nakamura JPN
29. Justin Lisso GER
30. Daniel Andre Tande NOR
31. Andrzej Stekala POL
32. Killian Peier SUI
33. Peter Prevc SLO
34. Stephan Leyhe GER
35. Jakub Wolny POL
36. Manuel Fettner AUT
37. Giovanni Bresadola ITA
38. Daniel Tschofenig AUT
39. Niko Kytosaho FIN
40. Yukiya Sato JPN
41. Felix Hoffmann GER
42. Piotr Zyla POL
43. Andreas Wellinger GER
44. Jan Hörl AUT
45. Roman Trofimow RUS
46. Karl Geiger GER
47. Mackenzie Boyd-Clowes CAN
48. Ryoyu Kobayashi JPN
49. Junshiro Kobayashi JPN
50. Markus Eisenbichler GER
Nicht qualifiziert: Stefan Kraft (AUT)