Jan Hörl
APA/Daniel Karmann
Tournee

Österreicher zeigen zwei Gesichter

Die ÖSV-Adler sind bei der 70. Vierschanzentournee bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Truppe von ÖSV-Chefcoach Andreas Widhölzl zeigte dabei zwei Gesichter: Im Training und in der Qualifikation konnten die ÖSV-Adler aufzeigen, die Leistungen im Bewerb allerdings nicht umsetzen. Zur Halbzeit warten sie noch auf einen Stockerlplatz, auf der Heimschanze in Innsbruck soll es nun klappen.

„Es gilt, diese nötige Lockerheit auch im Wettkampf zu finden und das Ergebnis ein bisschen aus dem Kopf zu kriegen“, so Widhölzl. Denn bisher konnte nur Daniel Huber als Achter beim Auftakt und Jan Hörl als Fünfter zu Neujahr überzeugen. Zudem machte Daniel Tschofenig eine gute Figur. Der erst 19-jährige Kärntner ist Tournee-16. Es sei aber bitter, dass es im Wettkampf immer wieder Rückschritte gebe.

„Sie möchten zeigen, dass sie gut sind, und es sich selbst beweisen und den anderen auch“, führte der Trainer aus. „Das ist aber die große Kunst. Es geht darum, den Fokus darauf zu legen, was zu tun ist. Der Rest kommt alleine. Da scheitern sie ab und zu, weil sie das im Wettkampf zu perfekt machen wollen. Im Training haben sie gezeigt, dass sie handlungsfähig und gut dabei sind.“

ÖSV-Adler auf der Suche nach Lockerheit

Am Ruhetag der Vierschanzentournee versuchen die ÖSV-Springer, Energie zu tanken und sich auf das Bergisel-Springen zu konzentrieren. Trotz der mäßigen Bilanz zur Halbzeit ist die Stimmung im ÖSV-Team gut.

Wie schon nach Oberstdorf wurde auch das Abschneiden in Garmisch-Partenkirchen analysiert, jetzt gehe es mit Freude auf den Bergisel. „Grundsätzlich taugt uns Innsbruck, wir haben dort gut trainiert“, erinnerte Widhölzl an zwei Trainingsphasen im Dezember. Garantie gebe es aber keine, und als Trainer sei man im Endeffekt ohnehin nur Passagier. „Man bereitet alles vor, aber in letzter Instanz hocken sie oben und sind auch dafür verantwortlich, was sie zeigen.“

Trainer Andreas Widhölzl
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Widhölzl hofft, dass sein Team beim Springen in Innsbruck die Trainingsleistungen bestätigen kann

Hörl mit „voller Frische nach Innsbruck“

Um den Gesamtsieg springen die Österreicher allerdings nicht mehr mit. Zur Halbzeit ist Hörl als Neunter bester ÖSV-Adler, einen Platz dahinter liegt Huber. Beide werden auch nichts mit den Top Drei in der Endwertung zu tun haben. Hörl, der zum Auftakt nur 17. war, fehlen auf den in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen siegreich gebliebenen Japaner Ryoyu Kobayashi bereits 65,9 Punkte, das Minus auf den hinter dem Norweger Marius Lindvik drittplatzierten Slowenen Lovro Kos beträgt 48,2 Zähler.

Dennoch blickt Hörl dem ersten zweier Tournee-Heimspringen positiv gestimmt entgegen. „Ich bin sehr motiviert, die Schanze taugt mir, wir haben dort sehr viel trainiert. Da fährt man mit einem Lächeln hin“, sagte er. Der fünfte Rang in Garmisch bedeute dem Wisla-Sieger sehr viel, nachdem er in Oberstdorf „die erste Watschn“ bekommen habe. „Jetzt regenerieren, fokussieren, auf meine Punkte schauen und mit voller Frische nach Innsbruck.“

Huber hofft auf die nötige Lockerheit

Huber, Garmisch-16., lächelt ebenso im Gedanken an den Bergisel. „Da kenne ich jeden Winkel, ich kenne die Schanze in- und auswendig“, so der 29-Jährige. „Das ist schon sehr gut, weil mein Konzept im Endeffekt steht. Das ist sehr beruhigend. Vielleicht hilft mir das, die nötige Lockerheit zu finden.“ Wichtig sei, einen noch frischen Kontakt mit dem Bergisel zu haben. Denn im Winter verhalte sich die Spur anders und die Luft sei eine andere als bei Sommerkursen.

Daniel Huber
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Huber möchte auf dem Bergisel an seine Leistung vom Auftaktspringen in Oberstdorf anknüpfen

Tschofenig freute sich in Garmisch über einen seiner „bisher besten Wettkämpfe. Ich hoffe, dass ich da in Innsbruck anknüpfen kann.“ Der ÖSV-Aufsteiger der Saison erhält einige seiner Ex-Kollegen aus dem Continental Cup als Teamkollegen für Innsbruck und Bischofshofen, die nationale Gruppe wird nun implementiert. Zudem wird Michael Hayböck sein Weltcup-Comeback geben, nachdem er sich Anfang Oktober einer Bandscheibenoperation unterziehen musste.

Kobayashi kann hingegen auf dem Bergisel den vorentscheidenden Schritt zu seinem zweiten Tournee-Gesamtsieg nach 2018/19 machen. Gewinnt er in Tirol und in Bischofshofen, wäre er der Erste mit zwei „Grand Slam“-Triumphen, also Gesamtsieg mit Erfolgen auf allen Schanzen. Einmal hatten das sonst auch der Deutsche Sven Hannawald (2001/02) und Kamil Stoch (2017/18) geschafft. Diesmal hat der Pole in Garmisch (47.) wie in Oberstdorf (41.) den zweiten Durchgang verpasst.