In einem waren sich die Beobachter einig: So eine Aktion hatten sie noch nicht gesehen. Im dritten Viertel des Spiels zwischen den Buccaneers und den Jets in New Jersey entledigte sich Brown seines Trikots und seiner Handschuhe, warf diese sowie ein Shirt ins Publikum und verabschiedete sich winkend von den Fans in die Katakomben – während sich beide Teams gerade auf dem Feld gegenüberstanden.
Warum es so weit kam, darüber scheiden sich die Geister. Brown kämpfte unter der Woche mit einer Verletzung, spielte aber wie auch vergangene Woche und hatte nun in dieser Partie auch schon drei Catches für 26 Yards verbucht. Laut einem jüngsten Bericht von NFL-Insider Ian Rapoport fühlte sich Brown aber nicht fit genug.
Eklat an der Seitenlinie
Als ihn Arians wieder auf das Feld zurückschicken wollte, weigerte sich der Spieler laut Aussage des Trainers, und es kam zum Eklat. Danach lief Brown in die Kabine, das konnte auch sein Teamkollege Mike Evans nicht mehr verhindern. Auch kurios: Der TV-Sender Fox Sports berichtete, dass Ordner in den Katakomben den halb nackten Spieler zunächst für einen Fan hielten und versuchten, ihn einzufangen.
Trennung nach Spielende
Die „Bucs“, die sich vergangenene Woche als Sieger der NFC South für das Play-off qualifiziert hatten, feierten einen überraschend knappen Sieg beim Außenseiter, der erst 15 Sekunden vor Ende durch einen 33-Yards-Pass von Altmeister Tom Brady zu Cyril Grayson bewerkstelligt worden war. Thema danach war freilich Brown, Arians sagte auf der Pressekonferenz danach aber nur knapp: „Er ist kein ‚Buc‘ mehr.“
Brady, der mit Brown auch schon bei den New England Patriots kurz zusammengespielt hatte, ihn nach Florida lotste und mit ihm die Super Bowl gewann, warb um Mitgefühl. „Das ist eine schwierige Situation“, so der 44-Jährige. „Jeder sollte tun, was er kann, um ihm zu helfen, wie er es gerade braucht. Wir alle lieben ihn. Er liegt uns sehr am Herzen“, sagte der siebenmalige Champion. „Wir wollen ihn in seiner Bestform sehen, leider wird es nicht mehr in unserem Team sein.“
„Wir sollten alle einfühlsam sein“
Das Wichtigste am Football seien die Beziehungen zu Freunden und Teamkollegen, sagte Brady. „Sie gehen über das Spiel hinaus. Wir sollten alle mitfühlend und einfühlsam sein.“ Einige „Bucs“-Spieler kümmerten sich sofort um ihren bisherigen Teamkollegen. „Ich habe ihm direkt eine Nachricht geschickt“, berichtete Le’Veon Bell, der mit Brown schon in seiner erfolgreichsten Zeit als Spieler der Pittsburgh Steelers zusammengewirkt hatte. „Insgesamt ist er eine gute Person. Er trifft manchmal schlechte Entscheidungen, aber er ist ein Mensch, er ist nicht perfekt, und wir werden ohne ihn weitermachen.“

Ob Brown ein neues Team findet, ist zumindest sehr fraglich. Vielmehr rückte in den US-Medien der weitere Umgang mit dem Profi in den Fokus. „Die mentale Gesundheit von Antonio Brown ist kein Witz, der durch Memes im Internet trivialisiert werden sollte“, so die Nachrichtenagentur AP. „Brown braucht Hilfe.“ Es sei keineswegs belustigend, die Bilder zu sehen, schrieb CBS und wertete die Aktion als „letzten Schrei nach Hilfe im öffentlichsten Weg, der möglich ist“.
Zahlreiche Eskapaden in Browns Karriere
Browns Rauswurf ist Sinnbild einer Karriere zwischen sportlichem Genie und zahlreichen Eskapaden. Siebenmal stand der Ballempfänger in der Pro Bowl der besten und beliebtesten NFL-Profis, gehörte von 2014 bis 2017 sogar zu den Top-Drei-Receivern der Liga.
In der Saison 2018/2019 stritt er sich bei den Steelers mit Quarterback Ben Roethlisberger, forcierte das Ende bei seinem langjährigen Team. Von den Oakland Raiders (heute Las Vegas Raiders, Anm.) wurde er ohne einen einzigen Einsatz entlassen. Aber auch bei den Buccaneers sorgte Brown mehrfach für Aufsehen. Acht Wochen war er vergangene Saison von der Liga wegen eines Verstoßes gegen den Verhaltenskodex gesperrt gewesen. Zuletzt musste er wegen eines gefälschten Impfausweises drei Partien aussetzen.