Der serbische Tennisspieler Novak Djokovic
Reuters/Guglielmo Mangiapane
Tennis

Causa Djokovic sorgt für breite Empörung

Mit Wut und Empörung ist in Australien die Ankündigung des Tennisweltranglistenersten Novak Djokovic aufgenommen worden, mit Hilfe einer Ausnahmegenehmigung bei den Australian Open anzutreten. In Medien und sozialen Netzwerken machten viele Menschen ihrem Ärger über die Entscheidung zugunsten des 20-fachen Grand-Slam-Turniersiegers, der nun offenbar ohne die vorgeschriebene Impfung gegen das Coronavirus ins Land darf, Luft. Turnierdirektor Craig Tiley betonte, dass Djokovic kein Alleinstellungsmerkmal habe.

Gegenüber der „The Today Show“ im TV-Sender Channel Nine erklärte Tiley, dass Djokovic kein „spezieller Gefallen“ gemacht wurde. „Wir haben es für jeden, der einen Antrag gestellt hat, schwierig gemacht, damit der Prozess richtig ist und am Ende die medizinischen Experten unabhängig entscheiden können. Es gab insgesamt 26 Ansuchen und am Ende wurden eine Handvoll angenommen“, so Tiley. Es habe in dem anonymen Prozess keine Bevorzugung von Djokovic gegeben.

Tiley hofft aber, dass der Tennisstar selbst Stellung nimmt und seine Situation aufklärt. „Es wäre sicherlich nützlich, wenn Novak erklären würde, mit welcher Begründung er die Bewilligung beantragt hat.“ Australiens Premierminister forderte am Mittwoch jedenfalls eine Bestätigung ein. „Wenn die Beweise nicht ausreichen, wird er nicht anders behandelt als alle anderen und wird im nächsten Flugzeug nach Hause sitzen. Für Novak Djokovic sollte es keine Sonderregeln geben. Überhaupt keine“, erklärte Scott Morrison.

Djokovic: Ohne Impfung zu Australian Open

Diese Entscheidung sorgt für viele Diskussionen: Novak Djokovic kann dank einer medizinischen Ausnahmeregelung, die ihn von der Impfpflicht gegen Covid-19 befreit, bei den Australian Open in Melbourne an den Start gehen.

In Athletenkreisen halten sich die Spielerkollegen von Djokovic weitestgehend zurück, lassen aber zwischen den Zeilen erkennen, was sie davon halten. „Ich finde es einfach sehr interessant, das ist alles, was ich dazu sage“, meinte etwa der Australier Alex de Minaur. Dessen Landsmann James Duckworth blieb diplomatisch: „Er muss die Kriterien irgendwie erfüllt haben, dann sollte er auch dabei sein.“

„Eine erschreckende Botschaft“

Ganz anders sieht es die australische Öffentlichkeit. „Eine Stadt, die sechs Lockdowns überstanden hat und in der eine zweifache Impfung die Bedingung für den Zugang zu jedem öffentlichen Gemeinschaftsraum ist, wird es wahrscheinlich nicht gutheißen, dass der führende Impfskeptiker des Tennis durch die VIP-Spur am Flughafen Tullamarine geleitet wird“, so die Tageszeitung „The Age“.

„Es ist mir egal, wie gut er als Tennisspieler ist. Wenn er sich weigert, sich impfen zu lassen, sollte er nicht reingelassen werden“, betonte der prominente Arzt Stephen Parnis aus dem Bundesstaat Victoria. Die Ausnahmegenehmigung für den serbischen Tennisstar sei „eine erschreckende Botschaft“ an Millionen Australier.

Sportreporter Andy Maher erklärte, selbst vielen Australiern sei zwei Jahre lang eine solche Ausnahmegenehmigung zur Einreise in ihr Heimatland verweigert worden, „aber dieser Kerl – der sich angesichts des Coronavirus außergewöhnliche Freiheiten herausgenommen hat – bekommt seine Ausnahme“. Djokovic sei ein großartiger Sportler, „aber er ist nicht unverzichtbar“. Die Journalistin Samantha Lewis tweetete, es sei „die patriotische Pflicht“ aller Zuschauer, Djokovic während seines gesamten Aufenthalts auszubuhen.

Verärgerung nicht nur in Australien

Aber nicht nur in Australien ist die Verärgerung über die Entscheidung groß. „Nachdem Australien seine Bürger mit unerbittlichem Eifer im Kampf gegen Corona drangsaliert hatte, hat es mit No-vax Djokovic einem Mann eine öffentliche Plattform gegeben, der für die andere Seite zu arbeiten scheint … Sie sollten sich schämen“, schrieb die britische „Daily Mail“. Der „Telegraph“ hielt diesbezüglich fest: „Novak Djokovics Ausnahmeregelung beweist, dass Australiens harte Corona-Haltung nicht für die Reichen und Berühmten gilt.“

Der Schweizer „Tagesanzeiger“ nahm unterdessen wie andere auch den Profi selbst in die Pflicht: „Djokovic hätte es in der Hand gehabt, die Kontroverse zu verhindern. Er erschwert dem Sport mit seiner Weigerung, sich impfen zu lassen, die Zeit der Pandemie zusätzlich.“

Ben Rothenberg, Tennisexperte der „New York Times“, ließ in dieser Hinsicht wissen, dass der US-Amerikaner Tennys Sandgren erst um gar keine Ausnahme angesucht hatte, „weil er kein Kriterium erfüllt habe“. Viele Spieler hätten ähnlich wie Sandgren keinen Antrag gestellt.

Ausnahmegenehmigung beendet Spekulationen

Djokovic hatte am Dienstag auf Instagram geschrieben, er sei im Begriff, mit einer Ausnahmegenehmigung nach Australien zu reisen. Damit beendete er knapp zwei Wochen vor dem Auftakt des ersten Grand-Slam-Turniers der Tennissaison die monatelangen Spekulationen um seine Teilnahme. Die Australian Open in Melbourne beginnen am 17. Jänner. Nur Spieler und Spielerinnen, die gegen das Coronavirus geimpft sind oder eine medizinische Ausnahmegenehmigung erhalten haben, dürfen daran teilnehmen.

Der neunmalige Melbourne-Sieger Djokovic hatte seinen Impfstatus bisher stets offengelassen. Die Veranstalter des Turniers teilten mit, die medizinische Ausnahmeerlaubnis sei nach strenger Überprüfung erteilt worden, an der zwei unabhängige Expertengremien beteiligt gewesen seien. Djokovic habe einen „völlig legitimen Antrag“ gestellt und den notwendigen Prozess durchlaufen, so Turnierdirektor Tiley.