Tournee

Kobayashi schafft Siegeshattrick

Ryoyu Kobayashi ist bei der 70. Vierschanzentournee nur noch einen Erfolg von einem neuerlichen „Grand Slam“ entfernt. Der Japaner sicherte sich nach den Bewerben in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen am Mittwoch vor den Norwegern Marius Lindvik und Halvor Egner Granerud auch den Sieg beim Ersatz für den Innsbrucker Bergisel in Bischofshofen. Manuel Fettner und Jan Hörl führten als Fünfte ein deutlich verbessertes österreichisches Team an.

Fettner, der in der Qualifikation mit einem Balanceakt für Furore gesorgt hatte, und Hörl teilten sich mit 18,2 Punkten Rückstand ex aequo den fünften Platz. Dahinter schaffte es auch Michael Hayböck in seinem ersten Bewerb nach seinem Bandscheibenvorfall sensationell als Neunter in die Top Ten. Clemens Aigner als Elfter und Daniel Huber als 13. rundeten ein im Vergleich zu den bisherigen zwei Tournee-Springen erfreuliches Resultat aus österreichischer Sicht ab.

Während es Philipp Aschenwald als 17. immerhin in die Top 20 schaffte, erlebte Weltmeister Stefan Kraft erneut einen Rückschlag. Der Salzburger, der in Garmisch-Partenkirchen sogar die Qualifikation verpasst und anschließend alleine in Seefeld trainiert hatte, fiel in der Entscheidung um neun Plätze zurück und landete hinter seinem Teamkollegen Ulrich Wohlgenannt nur auf dem 23. Platz. Am Donnerstag (17.30 Uhr, live in ORF1) hat Kraft zum Tournee-Abschluss im Dreikönigsspringen die Chance, es besser zu machen.

Kobayashi siegt auch in Bischofshofen

Ryoyu Kobayashi bleibt bei der Vierschanzen-Tournee weiter unantastbar. Der Japaner gewinnt am Mittwoch in Bischofshofen auch den dritten Bewerb, der als Ersatz für das Bergiselspringen eingeschoben wurde. Die ÖSV-Springer präsentieren sich mannschaftlich stark.

„Heute war wirklich alles dabei, richtig cool, dass es so ausgegangen ist. Richtig cool, taugt mir“, sagte ein durch die Schutzmaske strahlender Fettner im ORF-Interview zu seinem fünften Platz. Hörl freute sich darüber, mit seinem erfahrenen Teamkollegen auf einer Stufe zu stehen, war aber vor allem mit dem zweiten Sprung nicht zufrieden: „Das gibt es nicht oft (geteilter fünfter Platz, Anm.), es ist sehr was Besonderes. Mit dem alten Hasen jetzt ex aequo zu sein, ist was Cooles. Der zweite Sprung war nicht mehr so gut wie der erste, da bin ich sehr ungeduldig geworden. Da läuft dann das System nicht mehr ganz zusammen. Zum Glück ist es sich noch ausgegangen.“

Hörl wieder Fünfter

So wie in Garmisch-Partenkirchen schafft es Hörl – diesmal gemeinsam mit seinem Teamkollegen Fettner – als bester Österreicher auf den fünften Platz.

Fettner hatte in der Qualifikation für die Szene des Tages gesorgt. Nach der Landung bei einer Weite von 124,5 Metern löste sich der rechte Ski. Der Tiroler schaffte es mit einem Balanceakt gerade noch über die Sturzlinie und so in den Hauptbewerb. Erst nach der ominösen Markierung kam Fettner zu Sturz. „Er hat es in Fetti-Manier gelöst, dass er mit einem Ski weitergefahren ist“, so ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl im ORF mit Verweis auf die WM 2013 im Val di Fiemme. Damals war Fettner in Predazzo nach der Landung ebenfalls ein Ski abhandengekommen, im Gegensatz zu diesmal blieb der 36-Jährige aber stehen.

Fettners Balanceakt in der Qualifikation

Der Tiroler schafft es mit viel Gefühl über die Sturzlinie, nachdem sich bei der Landung ein Ski gelöst hatte.

Traumcomeback und Weltmeisterfrust

Groß war die Freude auch bei Hayböck, der sich bei seinem Comeback wie ein Sieger fühlte. „Es ist unglaublich cool. Es ist der schönste neunte Platz meines Lebens – nach der letzten Zeit, die alles andere als leicht war. Ich habe gewusst, ich muss extrem geduldig sein. Es ist so schön und so cool, dass mir die zwei Sprünge geglückt sind, das gibt ein enormes Selbstvertrauen“, sagte der Routinier.

Detail am Rande: Für Hayböck erwies sich die windbedingte Absage des Springens auf dem Bergisel als Glücksfall, denn in Innsbruck hatte der 30-Jährige die Qualifikation für den Hauptbewerb hauchdünn verpasst, in Bischofshofen sie hingegen knapp geschafft. Nach seinem neunten Platz blickte Hayböck zuversichtlich auf das Tournee-Finale: „Ich bin körperlich auf einem sehr guten Weg. Ich freu mich auf alles, was kommt. Ich muss trotzdem Tag für Tag schauen, aber so wie sich das anfühlt, hat das mein Körper gut vertragen.“

Neunter Platz für Hayböck

Der Oberösterreicher meldet sich nach Rückenoperation mit einem neunten Platz im Weltcup zurück.

In die andere Richtung schlug das Stimmungspendel einmal mehr bei Kraft. Für den Abschluss steckte sich der aktuell gebeutelte Weltmeister daher auch keine großen Ziele. Inklusive Quali, die erneut vor dem Bewerb stattfindet, gelte es, „wieder drei Sprünge zu sammeln.“ Der 28-Jährige sah sich trotz des aktuellen Durchhängers nicht allzu weit von seiner Normalform entfernt: „Immer näher rankommen, das probiere ich morgen wieder.“

Kobayashi vor historischem Sieg

Favorit im letzten Bewerb ist aber erneut Kobayashi, der als erster Springer der Geschichte zum zweiten Mal alle Tournee-Springen für sich entscheiden kann. Bereits in der Saison 2018/19 war dem Japaner dieser Coup gelungen. Für seinen 22. Weltcup-Sieg am Mittwoch auf der Paul-Außerleitner-Schanze benötigte Kobayashi aber einen Kraftakt, nachdem zur Halbzeit noch Lindvik klar in Führung gelegen war. Mit 137,5 Metern in der Entscheidung fing der 25-Jährige seinen norwegischen Konkurrenten aber noch ab und verwies ihn um 4,7 Punkte auf Rang zwei.

„Ich weiß nicht genau, woher ich es nehme, ich bin einfach so gesprungen, wie ich es mir vorgenommen habe“, sagte der Japaner, der vom Angriff des Norwegers Lindvik nicht überrascht war: „Lindvik war schon sehr gut in der Quali und im Training, er war wirklich ein sehr guter Gegner, ich bin froh, dass ich gewonnen habe.“ Am Donnerstag soll dann die Krönung in Form des „Grand Slams“ erfolgen: „Bislang habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, aber jetzt, wo alle darüber sprechen, ist es vor meinen Augen. Ich möchte mich morgen voll auf den Sprung konzentrieren und schauen, was dabei rauskommt.“

In der Tournee-Wertung liegt Kobayashi nun 17,9 Punkte vor Lindvik in Führung. Der Norweger versprach aber im ORF-Gespräch, dem aktuellen Überflieger den goldenen Adler für den Gewinn der Vierschanzentournee nicht kampflos zu überlassen. „Alles ist möglich im Skispringen. Ich habe mich nach dem ersten Sprung sehr gut gefühlt und ich bin damit sehr zufrieden. Im zweiten Sprung hat das Timing dann nicht mehr ganz gepasst“, sagte Lindvik. Die Frage, ob er Kobayashi schlagen könne, sei zwar eine schwere, so der 23-Jährige: „Aber nichts ist unmöglich.“

Ersatzbewerb für Innsbruck in Bischofshofen

Mittwoch:

Endstand:
1. Ryoyu Kobayashi JPN 137,0/137,5 291,3
2. Marius Lindvik NOR 137,5/135,5 286,6
3. Halvor Egner Granerud NOR 135,5/135,5 282,4
4. Karl Geiger GER 133,0/136,0 280,8
5. Manuel Fettner AUT 137,0/132,5 273,1
. Jan Hörl AUT 138,0/132,5 273,1
7. Robert Johansson NOR 133,0/135,0 270,4
8. Markus Eisenbichler GER 130,0/140,5 270,3
9. Michael Hayböck AUT 130,5/131,5 267,1
10. Yukiya Sato JPN 137,0/126,5 262,9
11. Clemens Aigner AUT 129,0/135,5 262,7
12. Severin Freund GER 131,5/133,5 257,3
13. Daniel Huber AUT 132,0/127,5 257,0
14. Timi Zajc SLO 130,5/131,5 256,6
15. Andreas Wellinger GER 129,5/130,5 252,7
16. Johann Andre Forfang NOR 134,5/123,5 251,5
17. Philipp Aschenwald AUT 132,5/124,5 251,4
18. Piotr Zyla POL 130,0/130,0 250,1
19. Junshiro Kobayashi JPN 129,5/129,5 249,4
20. Stephan Leyhe GER 130,5/135,0 249,0
21. Dawid Kubacki POL 128,5/131,5 248,2
22. Ulrich Wohlgenannt AUT 131,5/124,0 247,5
23. Stefan Kraft AUT 133,0/123,0 246,3
24. Daiki Ito JPN 131,0/126,0 245,1
25. Lovro Kos SLO 136,0/138,5 243,9
26. Killian Peier SUI 130,0/133,0 243,5
27. Danil Sadrejew RUS 129,5/126,5 240,1
28. Peter Prevc SLO 133,5/116,5 237,3
29. Gregor Deschwanden SUI 129,5/127,5 236,8
30. Jakub Wolny POL 124,0/125,0 224,7
31. Naoki Nakamura JPN 123,0/118,0 211,7
Nicht im Finale dabei:
34. Thomas Lackner AUT 128,5 123,6
40. Daniel Tschofenig AUT 123,0 115,2
47. Stefan Rainer AUT 119,0 105,7