Nikola Bilyk
GEPA/David Rodriguez Anchuelo
Handball

ÖHB-Team vor EM mit Zuversicht und Sorgen

Österreichs Handballer befinden sich seit Sonntag in der Intensivvorbereitung auf die kommende Woche beginnende Europameisterschaft in der Slowakei und Ungarn. Im ÖHB-Lager ist man zuversichtlich, denn Teamchef Ales Pajovic kann auf den gesamten Kader zurückgreifen, da die Truppe erstmals seit Langem so gut wie komplett ist. „Der Mannschaft ist einiges zuzutrauen“, sagte Sportdirektor Patrick Fölser. Sorgen bereitet hingegen das Coronavirus, das wie ein Damoklesschwert über dem Turnier schwebt.

Wäre da nicht die Pandemie, würde man der fünften EM-Teilnahme bei der Zweiländerveranstaltung (13. bis 30. Jänner) entspannt entgegenblicken. Der vorletzte Test gegen Kogastgeber Slowakei in der Südstadt musste aber am heutigen Spieltag abgesagt werden, weil es einen CoV-Fall bei den Gästen gibt. Ob die Generalprobe gegen die Slowaken am Samstag (17.00 Uhr, ORF Sport +) in Bratislava stattfinden kann, ist offen, wie der Verband in einer Aussendung erklärte.

„So kurz vor Start der EM wollen weder wir, noch die Slowakei ein Risiko eingehen und haben daher gemeinsam entschieden, das Spiel nicht durchzuführen. Die Gesundheit der Spieler steht bei uns an erster Stelle. Speziell die Slowaken werden in den kommenden Tagen intensiv testen. Ob das Spiel am Samstag stattfinden kann, werden die Testergebnisse zeigen. Wir sind dazu zu jedem Zeitpunkt mit dem slowakischen Verband im Austausch", so Sportdirektor Patrick Fölser.

Erinnerungen an Frauen-WM

Die Erinnerungen an die Frauen-WM im Dezember, als sich eine durch das Coronavirus dezimierte ÖHB-Auswahl letztlich überraschend sogar zu Platz 16 kämpfte, sind noch frisch. „Sinnvoll ist es auf jeden Fall, es ist sogar dringend notwendig, solche Veranstaltungen abzuhalten“, betonte Markus Plazer, der sein Endrundendebüt als ÖHB-Präsident gibt, bei einem Onlinemedientermin diese Woche.

Markus Plazer
GEPA/Philipp Brem
ÖHB-Präsident Plazer blickt optimistisch der EM entgegen

Plazer verwies auf den sportlichen Wert für die Akteure ebenso wie auf den Anreiz für die durch das Coronavirus stark gebremsten Breitensportler. Und schließlich gehe es schlicht um wirtschaftliche Aspekte: Drohende finanzielle Einbußen, „die sich auf die Förderung des Breiten- und Spitzensports auswirken“. Der Kärntner war optimistisch: „Veranstalter, Organisatoren und Teilnehmer haben durch die bisherigen Erfahrungswerte ausreichend Präventionskonzepte, um die Risiken zu minimieren. Auch wenn uns Omikron leider zeigt, dass man nichts völlig ausschließen kann.“

Einige Nationen bereits von Coronavirus betroffen

Das mussten jüngst einige EM-Teilnehmer bereits zur Kenntnis nehmen. So erwischte es bei Kroatien unter anderen Regisseur Domagoj Duvnjak vom deutschen Meister THW Kiel, dem Club von ÖHB-Aushängeschild Nikola Bilyk, weiters sind Dänemark, Schweden, Frankreich, Serbien, Montenegro und Portugal betroffen.

Infizierte Profis sind erst 15 Tage nach dem ersten positiven Test spielberechtigt. Deshalb dürfen die Mannschaften aus einem 35-Mann-Kader schöpfen. Alle Spieler müssen geimpft oder genesen sein. Diese Bedingungen dürfen nicht länger als sechs Monate zurückliegen. Während der EM werden alle zwei Tage PCR-Tests vorgenommen. Ob in den Spielorten in der Slowakei, Bratislava (Österreich) und Kosice, überhaupt Zuschauer zugelassen sind, soll erst am Sonntag von der slowakischen Regierung entschieden werden.

Ales Pajovic
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Teamchef Ales Pajovic kann erstmals seit Langem wieder auf den gesamten Kader zurückgreifen

„Schon ein bisschen Angst“ vor Coronavirus-Fällen

Österreich hat sich aktuell in Stockerau „eingebunkert“. „Wir haben bewusst Stockerau gewählt, weil das Umfeld sehr ruhig ist. Das Hotel gehört fast nur uns“, berichtete Fölser. „Wir versuchen alles auszuschließen, auch wenn wir wissen, dass wir nicht davonlaufen können.“

Bilyk gestand, allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz „schon ein bisschen Angst“ vor Coronavirus-Fällen zu haben. „Wenn man dann (bei Mannschaftskollegen im Club, Anm.) nachfragt, wie es dazu kommen konnte, und keiner weiß es. Man kann es nicht zu 100 Prozent schaffen, am Ende des Tages gehört da wahrscheinlich auch ein bisschen Glück dazu.“

Bilyk heiß auf EM

Der 25-Jährige ist nach seinem Teamcomeback bei den Tests gegen Tschechien Anfang November heiß auf die EM. „Wir haben eine gute Mannschaft, sind erstmals seit sehr, sehr langer Zeit wieder einmal komplett“, meinte der Rückraumakteur, der wegen eines Kreuzbandrisses ein gutes Jahr hatte pausieren müssen.

Den EM-Vorrunden-Duellen mit Polen (14. Jänner), Deutschland (16. Jänner) und Weißrussland (18. Jänner) blickte er mit Spannung entgegen. „Es ist eine sehr, sehr ausgeglichene Gruppe. Wir müssen schauen, dass wir gegen Polen unsere ersten zwei Punkte holen und uns in einen Rausch spielen.“

Die Partien gegen die Slowakei seien „sehr, sehr willkommen“, sagte Pajovic, der nach der missglückten WM im Jänner 2021 (Platz 26) neben den Tschechien-Tests nur drei Bewerbsspiele mit seiner Truppe absolvierte. „Wir brauchen diese Spielminuten.“ Bilyk peilt gegen die Slowakei Siege an, will aber auch auf „das große Bild“ schauen. „In erster Linie geht es darum, dass wir einen gewissen Rhythmus finden.“