Novak Djokovic
APA/AFP/Marco Bertorello
Tennis

Djokovic kämpft um Verbleib in Australien

Der Tennisweltranglistenerste Novak Djokovic hat im Kampf gegen seine drohende Abschiebung aus Australien einen Aufschub erhalten. Die Regierung werde vor einer für Montag geplanten Gerichtsverhandlung keine Entscheidung in dem Fall treffen, sagte der Regierungsanwalt Christopher Tran am Donnerstag bei einer Anhörung vor Gericht. Djokovic hatte Einspruch gegen seine drohende Abschiebung eingelegt.

Der 34-jährige Serbe war mit einer höchst umstrittenen medizinischen Ausnahmegenehmigung nach Australien gereist und am späten Mittwochabend (Ortszeit) in Melbourne gelandet. Die australische Grenzschutzbehörde verwehrte ihm aber die reguläre Einreise. Nach einer ersten Onlineanhörung soll der Fall nun am Montag vor Gericht weitergehen, wie die Zeitung „The Age“ schrieb. Damit könne Djokovic mindestens bis Montag im Land bleiben.

Djokovic habe keine geeigneten Beweise zur Erfüllung der Einreisebestimmungen vorgelegt, daher sei „das Visum anschließend storniert“ worden, hieß es in der Erklärung der Grenzschutzbehörde. Djokovic schaltete daraufhin seine Anwälte ein. Er will die Stornierung des Visums anfechten, um bei den am 17. Jänner beginnenden Australian Open spielen zu können.

Djokovic bei Einreise abgewiesen

Australien hat dem Weltranglistenersten Novak Djokovic die Einreise offiziell verweigert und sein Visum für ungültig erklärt. Dem 34-jährigen Serben wurde in einem Regierungsbescheid mitgeteilt, dass er Australien am Donnerstag verlassen muss. Djokovic will nun dagegen rechtlich vorgehen, eine Gerichtsanhörung zur Causa findet statt.

Warten im Hotel

Der 20-fache Grand-Slam-Sieger hält sich aktuell im Hotel Park im Melbourner Stadtteil Carlton auf, in dem auch abgelehnte Asylbewerber untergebracht sind. Vor dem Hotel versammelten sich am Donnerstagnachmittag auch serbische Fans mit Nationalflaggen, um für Djokovic zu protestieren. Aktivisten nutzten den Moment, um die Freilassung der dort untergebrachten Menschen zu fordern.

Demonstranten vor Novak Djokovics Hotel in Melbourne
Reuters/Sandra Sanders
Vor dem Hotel fanden sich Menschen mit unterschiedlichen Botschaften ein

Ursprünglich sollte der Serbe am Donnerstag die Heimreise antreten. Die ihm erteilte Ausnahmegenehmigung hatte zuvor auch international für Empörung gesorgt. Australiens Premier Scott Morrison äußerte sich zu dem Fall und rief die wegen der Coronavirus-Pandemie derzeit herrschenden Einreiseregeln in Erinnerung.

Dafür brauche es den Nachweis einer doppelten Impfung oder eine gültige medizinische Ausnahmegenehmigung, sagte er. „Regeln sind Regeln, vor allem, wenn es um unsere Grenzen geht“, schrieb der Regierungschef. „Niemand steht über diesen Regeln.“

Morrison über Djokovic: „Es gibt keine Sonderfälle“

Der Tennisweltranglistenerste Novak Djokovic legte bei der Ankunft in Australien einen fehlerhaften Antrag für ein Visum vor, daher sei „das Visum anschließend storniert“ worden, hieß es in der Erklärung der Grenzschutzbehörde. Australiens Premierminister Scott Morrison bekräftigte einmal mehr, dass es in der strengen Grenzpolitik Australiens „keine Sonderfälle“ gebe – auch nicht für den 34-jährigen Serben. Djokovic will die Stornierung des Visums nun anfechten, um bei den am 17. Jänner beginnenden Australian Open spielen zu können.

Gericht setzt Termin für Montag fest

Djokovic war offenbar der Ansicht, über die erforderlichen Dokumente zu verfügen und hatte sich daraufhin am Dienstag auf den Weg nach Melbourne begeben. Anscheinend seien die Dokumente, so schrieb die Agentur AAP, aber nur für das Turnier und nicht für die Einreise nach Australien erteilt worden. Bis Donnerstagabend lag dem Gericht in Melbourne noch kein entsprechender Antrag der Anwälte vor, um den Visumsentzug anzufechten, wie AAP schrieb. Anschließend gab es doch eine erste Onlineanhörung, wie „The Age“ berichtete. Um den Fall vertiefen zu können, habe das Gericht einen weiteren Termin am Montag um 10.00 Uhr (00.00 MEZ) angesetzt.

Djokovic hat sich in der Vergangenheit als Skeptiker in Hinblick auf die Coronavirus-Schutzimpfung hervorgetan. Erst am Dienstag teilte Djokovic nach wochenlangem Schweigen mit, er werde dank einer Ausnahmegenehmigung nach Australien fliegen. Seinen Impfstatus hat er noch immer nicht öffentlich gemacht. Djokovic gewann die Australian Open bereits neunmal und wollte als Titelverteidiger unbedingt antreten. Bei einem Sieg hätte er seine Konkurrenten Roger Federer und Rafael Nadal mit dem 21. Grand-Slam-Triumph hinter sich gelassen.

Am Flughafen von Melbourne war Djokovic mehrere Stunden lang von den Beamten wegen offenkundiger Unstimmigkeiten mit seinem Visum verhört worden. Die Dokumente, die Djokovic vorgelegt hatte, sahen Medien zufolge medizinische Ausnahmen für Ungeimpfte gar nicht vor. Die Behörden des australischen Bundesstaates Victoria, dessen Hauptstadt Melbourne ist, wurden deshalb eingeschaltet – und verweigerten ihm die Unterstützung. In australischen Medien wurde darüber spekuliert, dass sich Djokovic offenbar auf die Genesung von einer früheren Coronavirus-Infektion berufen und so ohne die eigentlich vorgeschriebene Impfung ins Land kommen wollte.

„Ganz Serbien steht hinter ihm“

Das offizielle Serbien zeigte sich über die Ausweisung des Tennisstars empört. „Ganz Serbien steht hinter ihm“, schrieb der serbische Präsident Aleksandar Vucic in der Nacht auf Donnerstag nach einem Telefonat mit Djokovic auf Instagram. „Unsere Behörden werden alle Maßnahmen ergreifen, um die Schikanierung des besten Tennisspielers der Welt binnen kürzester Zeit zu beenden.“

In der serbischen Hauptstadt Belgrad machten regierungsnahe Medien unterdessen Stimmung gegen die Entscheidung der australischen Behörden. „Das ist der größte Sportskandal aller Zeiten“, titelte das Boulevardblatt „Kurir“ am Donnerstag. Ähnlich präsentierte sich die Zeitung „Informer“ mit ihrer Titelseite: „Skandal und Schande: Novak in Melbourne festgenommen.“

Beschränktes Mitleid von Nadal

Unterdessen äußerte sich auch Rafael Nadal zur Causa und zeigte nur beschränkt Mitleid mit Djokovic. „Natürlich mag ich diese Situation nicht. Auf gewisse Weise tut es mir für ihn leid. Aber gleichzeitig kannte er die Bedingungen seit vielen Monaten und macht seine eigenen Entscheidungen.“

„Ich hatte Covid, ich bin zweimal geimpft. Wenn du das machst, hast du kein Problem, hier und überall auf der Welt zu spielen. Das ist das Einzige, was klar ist“, sagte der Spanier. Die Menschen in Australien seien aber wegen der Pandemie durch schwere Zeiten gegangen. Von daher könne er ihren Unmut über die Ausnahmegenehmigung für Djokovic verstehen. Melbourne hatte mit 262 Tagen einen der längsten Lockdowns der Welt.