ÖSV-Springer Daniel Huber
AP/Matthias Schrader
Tournee

Huber sorgt für versöhnliches Ende

Die 70. Vierschanzentournee hat am Donnerstag beim Dreikönigsspringen im Zielraum der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen besonders zwei lachende Gesichter erlebt. Das eine gehörte dem nun zweifachen Tournee-Gesamtsieger Ryoyu Kobayashi, auch wenn der Japaner den zweiten Grand Slam nach 2018/19 verpasste. Das andere gehörte Daniel Huber, der mit seinem Premierensieg noch für einen versöhnlichen Abschluss aus ÖSV-Sicht sorgte. „Wir haben uns nicht unterkriegen lassen“, sagte Chefcoach Andreas Widhölzl.

„Ein sehr emotionaler Tag. Es war ein sehr harter und langer Weg für mich“, bilanzierte Huber, der für den ersten österreichischen Tournee-Tageserfolg seit 30. Dezember 2016 sorgte und sich auch selbst seinen sportlich wohl größten Wunsch erfüllte. „Es war das große Ziel, irgendwann einen Weltcup zu gewinnen. Und dass mir das heute so gelungen ist, ist unfassbar. An so einem leicht verschneiten Tag daheim in Salzburg in Bischofshofen. Ich habe gewusst, ich habe es drauf, es fehlt nicht viel.“

Diesmal sei der Tag gewesen, an dem er schon gemerkt habe, dass er die nötigen PS zusammenbringt. „Ich habe mich so gut gefühlt und war schon lange nicht mehr so klar in meinem Konzept, in meinem Gefühl. Das wollte ich einfach genießen", meinte der seit letztem Sonntag 29-Jährige. Nervös sei er vor dem finalen Sprung dann schon etwas gewesen, die Erinnerung an seinen Sieg als Halbzeitführender ebendort bei den Österreichischen Meisterschaften habe ihm mental da aber doch ein bisschen geholfen.

Huber sorgt für versöhnliches Ende

Die 70. Vierschanzentournee hat am Donnerstag beim Dreikönigsspringen im Zielraum der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen besonders zwei lachende Gesichter erlebt. Das eine gehörte dem nun zweifachen Tournee-Gesamtsieger Ryoyu Kobayashi, auch wenn der Japaner den zweiten „Grand Slam“ nach 2018/19 verpasste. Das andere gehörte Daniel Huber, der mit seinem Premierensieg noch für einen versöhnlichen Abschluss aus ÖSV-Sicht sorgte.

Seine ersten Gedanken im Moment des Triumphs hätten dann seiner Familie gegolten. Obwohl sein Heimatort Seekirchen nicht weit entfernt liegt, konnten seine Lieben wegen des coronavirusbedingten Ausschlusses der Zuschauer in seiner großen Stunde nicht live an der Schanze dabei sein. „Die daheim sind den ganzen Weg mit mir mitgegangen, der kein leichter Weg war. Vor allem meine Frau, die dann schon auch sehr viel abkriegt von der Sportart und von mir, weil Spitzensport sehr fordernd ist.“

ÖSV-Springer Daniel Huber mit Siegertrophäe
GEPA/Thomas Bachun
Für Huber ging auf seiner Heimschanze mit dem Sieg ein nicht immer leichter Weg für ihn und seine Familie zu Ende

„Ein unfassbarer Moment“

Den Moment auf dem Siegespodest hat Huber genossen. Seine Augen blieben geschlossen, während aus den Lautsprechern die österreichische Bundeshymne erklang und im Hintergrund ein Feuerwerk abging. „Das ist ein unfassbarer Moment, auf den ich über 20 Jahre lang hingearbeitet habe“, erklärte der nunmehrige Gesamtweltcup-Elfte. Die versammelte ÖSV-Crew inklusive ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober applaudierte, ein gemeinsames Jubelfoto durfte natürlich auch nicht fehlen.

Huber holt ersten Weltcup-Sieg

Daniel Huber holte zum Abschluss der 70. Vierschanzentournee vor Halvor Egner Granerud seinen ersten Weltcup-Sieg.

Hubers Zimmerkollege während dieser Tournee war Stefan Kraft, für den selbst nicht viel zusammenlief. Diesmal stand aber die Freude über die Leistung des anderen fast drüber: „Herrlich! Er ist doch einer meiner besten Freunde, sehr schön. Er hat immer mehr Selbstvertrauen bekommen. Er war schon oft nahe dran, und jetzt hat er es voll durchgezogen.“ Für Kraft ist Huber ein akribischer Arbeiter. „Er kann auch etwas kompliziert sein, aber er lässt sich schwer etwas dreinreden.“

Kraft gab mit einem Augenzwinkern auch preis, dass Huber „ein bisschen die Diva“ im Team sei. Huber lüftete das Geheimnis dahinter: „Ich bin manchmal ein Sturschädel, definitiv. Aber ich glaube, was gemeint ist, ist, dass, wenn ich Hunger habe, kann ich ein bisschen ungut werden.“ Diese Gefahr bestehe aber nur, wenn er unterwegs ist. Denn er sei Hobbykoch, tischt daheim oft auf. „Ich koche sehr viel und sehr gerne. Ich glaube auch ganz gut, meine Frau hat sich zumindest noch nie beschwert.“

Genugtuung für ÖSV-Chefcoach Widhölzl

ÖSV-Chefcoach Widhölzl freute es, dass die Arbeit mit Huber solche Früchte getragen hat. „Wir haben bei der Hocke und beim Ski noch etwas geändert – das hat ihn unterstützt, weil er immer ein bisschen Probleme gehabt hat, dass er im Flug über den Ski drüberkommt“, erläuterte der Trainer. „Es ist cool, dass wir den Sieg jetzt bei der Tournee zum Abschluss geschafft haben. Wir haben nicht gut angefangen, aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen.“

Insgesamt bilanzierte der Tiroler wegen des Ausgangs der Tournee aber „mit gemischten Gefühlen“. Weltmeister Kraft, am Schlusstag 24., befindet sich überhaupt im Tief. „Die Gesamtwertung ist natürlich nicht so gut. Wir haben gerade am Anfang viel liegen lassen“, sagte Widhölzl. Dass man sich danach kontinuierlich steigern konnte, goutierte dann aber auch Mario Stecher, Sportlicher Leiter im ÖSV. „Mit dem heutigen Tag können wir definitiv sehr zufrieden sein“, sagte der 44-jährige „Aber mit dem gesamten Team war es eine gute Leistung in den vergangenen vier Tagen.“

Die Tournee sei nach dem ersten Bewerb, dem Absturz von Oberstdorf, für die Österreicher schon vorbei gewesen, so Stecher. „Da haben wir richtig eine auf den Deckel gekriegt. Und das stimmt mich positiv, dass man sich innerhalb einer Tournee noch einmal so steigert. Da sieht man, wie kompakt dieses Team ist.“ Als einzige Mannschaft stellen die Österreicher in dieser Saison mehr als einen Weltcup-Sieger, nun sind es schon drei. Im Dezember hatte Hörl in Wisla gewonnen, Kraft in Klingenthal.