Den Unterlagen zufolge, über die am Samstag mehrere Medien berichteten, soll Djokovic am 16. Dezember zum zweiten Mal positiv auf das Coronavirus getestet worden sein. Sollte sich der Sachverhalt bestätigen, könnte Djokovic eventuell doch das Recht gehabt haben, Anfang Jänner nach Australien zu reisen. Dem hielten die australischen Behörden entgegen, dass nur genesene Australier mit Geimpften gleichgestellt werden. Das gelte nicht für Ausländer.
Djokovic war am Mittwochabend die Einreise verweigert worden, weil er nicht die nötigen Dokumente für eine umstrittene medizinische Ausnahmegenehmigung hatte vorlegen können. Seitdem hält er sich in einem Hotel für Ausreisepflichtige auf. Das Gericht in Melbourne will am Montag darüber entscheiden, ob Djokovic das Land verlassen muss oder doch bleiben und an den am 17. Jänner beginnenden Australian Open teilnehmen darf. Dort würde er als Titelverteidiger an den Start gehen.

Zahlreiche Ungereimtheiten
Allerdings gibt es in der Causa Djokovic nach wie vor zahlreiche Ungereimtheiten. So stellt sich die Frage, warum er nicht schon früher öffentlich gemacht hat, dass er zum zweiten Mal mit dem Coronavirus infiziert war. Erstmals war der 34-Jährige während seiner heftig kritisierten Adria Tour im Juni 2020 positiv auf das Coronavirus getestet worden. Damals hatte Djokovic das Ergebnis selbst publik gemacht. Dieses Mal nicht. Andere Spieler wie zum Beispiel Rafael Nadal hatten ihre positiven Tests im Dezember zeitnah öffentlich gemacht.
Zudem sorgen Fotos von Djokovic bei einem öffentlichen Auftritt für Diskussionen, bei dem er ebenfalls am 16. Dezember bei einer Veranstaltung der serbischen Post aufgetreten ist. Bei dem Auftritt hält er stolz eine Briefmarke mit seinem Konterfei in die Kameras. Masken werden auf den Fotos nicht getragen. Zudem kursieren in den sozialen Netzwerken Fotos, die ihn offenbar am Tag danach ohne Maske mit Jugendlichen und Kindern zeigen. Unklar ist allerdings, ob Djokovic zu diesem Zeitpunkt bereits von seinem positiven Coronavirus-Test wusste.
Ungereimtheiten gibt es auch um die Frage, wann genau Djokovic seinen Antrag auf Ausnahmegenehmigung gestellt hat. Laut den Regularien mussten die Anträge bis zum 10. Dezember vorliegen. Der positive Test sechs Tage später hätte darauf dann keinen Einfluss mehr haben können.
Geheimniskrämerei um Impfstatus
Djokovic macht um seinen Impfstatus seit Monaten ein Geheimnis. In der Vergangenheit ist er aber immer wieder als Impfskeptiker in Erscheinung getreten. Und im Falle einer Impfung hätte er keine Ausnahmegenehmigung benötigt.
Von Djokovic selbst gibt es nach wie vor keine öffentlichen Aussagen zu dem Thema. Am Freitag hatte sich der Serbe kurz bei Instagram geäußert und sich für die Unterstützung seiner Fans bedankt. Vor dem Hotel bekunden immer wieder Landsleute ihre Solidarität mit ihrem Idol. Ansonsten wolle sich der Tennisstar wegen des laufenden Verfahrens nicht äußern, hieß es aus seinem näheren Umfeld.

Kritik an Turnierdirektor Tiley
Unterdessen hat der Turnierdirektor der Australian Open, Craig Tiley, seine Mitarbeiter gegen Kritik in Schutz genommen. Sie hätten einen „unglaublichen“ Job gemacht, sagte Tiley. Dennoch geraten auch er und die Veranstalter des ersten Grand-Slam-Turniers immer mehr in die Kritik, da viele Fragen nach wie vor unklar sind.
So übte auch die inzwischen wieder aus Australien abgereiste Tschechin Renata Voracova Kritik. Der australische Tennisverband habe sie über die Einreisebestimmungen in die Irre geführt. „Ich habe alles getan, was man von mir verlangt hat“, sagte sie der Prager Zeitung „MF Dnes“. Dennoch war der Doppel-Spielerin wie auch Djokovic das Visum entzogen worden.