Skifahrer Johannes Strolz
APA/Jean-Christophe Bott
Ski alpin

Strolz-Comeback wie in einem Märchen

Mit Johannes Strolz hätte im Adelboden-Slalom kaum wer als Sieger gerechnet. Dabei hatte der 29-Jährige einst mit Manuel Feller (2.) und dem Deutschen Linus Straßer (3.) in Stams gemeinsam die Schulbank gedrückt. Die größte Überraschung freilich war, dass Strolz ausgerechnet sein erster Sieg im Weltcup gelang, nachdem er im Frühjahr aus allen ÖSV-Kadern geflogen war. „Ich bin brutal dankbar, dass es endlich einmal hingehaut hat“, sagte der Vorarlberger.

„Es ist unglaublich. Es ist ein Traum, der wahr wird“, meinte Strolz, dessen bestes Weltcup-Resultat zuvor der zehnte Platz 2020 in Madonna di Campiglio gewesen war. „Mir ist durch den Kopf gegangen, was ich schon alles erlebt habe in dem Sport. Wie oft Trainer und meine Familie zu mir gesagt haben: Du bist gut genug, du kannst es, wir glauben an dich. Immer wieder habe ich eine auf die Schnauze gekriegt. Dann habe ich schon selber angefangen, ein bisschen zu zweifeln, aber habe mir immer wieder gedacht, das kann es noch nicht gewesen sein.“

Viele Kurse und Annehmlichkeiten, für die bei Kollegen der Verband aufkommt, musste sich der Sohn von Calgary-Olympiasieger Hubert Strolz in diesem Jahr selbst finanzieren. „Ich habe eigentlich alles aus meinem eigenen Sack gezahlt, habe aber auch sehr viel Unterstützung von anderen Teams gekriegt – speziell vom Deutschen Skiverband. Ich habe mit Straßer und dem Rest des deutschen Teams trainieren können im Herbst und habe mit dem ÖSV die Vorbereitung machen können. Ich bin allen dankbar, die mir noch eine Chance gegeben und an mich geglaubt haben.“

Manuel Feller, Johannes Strolz und Linus Strasser
APA/Jean-Christophe Bott
Mit seinen einstigen Schulkollegen Feller (l.) und Straßer (r.) stand Strolz ganz oben auf dem Podest

Auf sich selbst angewiesen

Seine Ski präpariert Strolz ohne eigenen Servicemann selbst. „Ich bin viel im Skiraum. Aber ich habe auch Unterstützung von anderen Serviceleuten. Es ist nicht so, dass man mich hängen lässt“, erzählte der Polizeisportler. „Ich möchte mich an dieser Stelle bei der Polizei für die Wahnsinnsunterstützung über die Jahre bedanken. Das hat mir viel finanziellen Druck genommen.“ Es sei derzeit zäh, „aber es ist einfach das Schönste für mich, Skirennläufer zu sein. Darum ist es das alles wert.“

Die Verbindung zu Feller, der sich nach seiner Fahrt demonstrativ vor Strolz verneigte, sei eine besondere. „Wir sind der gleiche Jahrgang (1992/Anm.). Wir sind schon seit Jahren, fast schon Jahrzehnten miteinander unterwegs. Er weiß halt auch, wie es ist, wenn man eine auf den Deckel kriegt und wenn man kämpfen muss. Seine Reaktion hat mich extrem gefreut. Jetzt hoffe ich, dass wir alle miteinander weiter so Gas geben.“

Strolz feiert Premierensieg

Johannes Strolz hat im Slalom von Adelboden seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert. Hinter ihm belegte mit Manuel Feller ein weiterer ÖSV-Läufer Platz zwei.

Coach Pfeifer mehr als erleichtert

Auch ÖSV-Technikcoach Marko Pfeifer freute sich „irrsinnig“ mit Strolz, dem nun auch ein Olympiaticket so gut wie sicher ist. „Es war keine leichte Entscheidung im Frühjahr, als wir gesagt haben, ‚Strolzi‘ ist nicht mehr im Kader. Aber wir haben gesagt, wenn er sich da alleine durchkämpft, werden wir ihm im Herbst die Chance geben“, berichtete der Kärntner. „Das hat ihn auch vom Kopf stärker gemacht. An dem ist er in den letzten Jahren ja mehr oder weniger gescheitert, Ski gefahren ist er immer gut. Ich glaube, jetzt ist der Knoten geplatzt.“

Beim Mannschaftstraining sei Strolz zuletzt immer dabei gewesen. „Da war er mit Feller zusammen immer der Schnellste. Also er ist sauschnell gefahren, und jetzt gewinnt er das“, sagte Pfeifer, für den die österreichische Slalom-„Krise“ schon wieder Geschichte ist. „Wir haben trotzdem an uns geglaubt, die Burschen sind mental stark geblieben. Wir haben zu Weihnachten sehr intensiv, sehr gut gearbeitet. Das Ergebnis war natürlich irrsinnig wichtig und eine irrsinnige Erleichterung.“

Rückblickend sagte Pfeifer: „Es war ein äußerst schwieriger Saisonstart. Nach der Megasaison letztes Jahr war die Erwartungshaltung hoch, und man sieht, das Niveau ist unglaublich hoch, und es geht relativ schnell und man hat kein gutes Ergebnis. Wir haben aber gewusst, dass wir das Skifahren nicht verlernt haben. Es ist wirklich gute Arbeit geleistet worden.“