Mykola Bilyk (AUT)
GEPA/Edgar Eisner
Handball

ÖHB-Team peilt bei EM Aufstieg an

Auch die am Donnerstag beginnende Handball-EM der Männer in Ungarn und der Slowakei steht im Schatten von Covid-19. Zahlreiche Teams vermeldeten im Vorfeld positive Fälle, Österreichs abgeschottete Equipe blieb bisher verschont. Das bedeutet zwar einen Turnierstart ohne Testspiele, lässt Teamchef Ales Pajovic aber dennoch optimistisch nach vorn blicken – auch weil man erstmals seit Langem personell aus dem Vollen schöpfen kann. „Das große Ziel ist der Aufstieg“, sagte Pajovic.

Mit Österreich sorgte der Slowene bei seiner Endrundenpremiere als Trainer 2020 für die beste Platzierung einer ÖHB-Auswahl in der Handball-Neuzeit, die Messlatte lautet demnach Platz acht – der wohlgemerkt bei einer Heim-EM geholt wurde, die samt günstiger Auslosung in der Vorrunde für einen großen Motivationsschub sorgte.

Von konkreten Platzierungen will Pajovic auch nicht reden, vorerst gilt die Konzentration der Vorrundengruppe D von Bratislava, in der sich neben Favorit Deutschland (Sonntag, 18.00 Uhr, live in ORF1) mit Auftaktgegner Polen (Freitag, 20.30 Uhr, live in ORF Sport +) und Belarus (Dienstag, 20.30 Uhr, live in ORF Sport +) zwei Gegner auf Augenhöhe befinden.

„Im Handball ist immer alles möglich“

Polens Handballer sind kurz vor Turnierstart von mehreren Coronavirus-Fällen betroffen. Am Mittwochabend vermeldeten die Polen weitere fünf positiv Getestete, nachdem bereits in der Vorwoche zwei Akteure betroffen waren. Zum Aufstieg ist für Österreich zumindest Platz zwei in der Gruppe nötig. „Es ist eine sehr schwere Gruppe“, so Pajovic. Sein deutsches Pendant Alfred Gislason sprach von einer „Todesgruppe“, in der „jeder jeden schlagen kann“.

Ales Pajovic (AUT)
GEPA/Edgar Eisner
Teamchef Ales Pajovic kann bei der Handball-EM (noch) aus dem Vollen schöpfen

„Er hat das lieb formuliert“, winkte Pajovic ab. Für ihn gehört der mehrfache Welt- und Europameister trotz eines personellen Umbruchs und unerfahrenen Akteuren zum klaren Anwärter auf Platz eins. „Die Jungen wollen zeigen, was sie können, die spielen richtig super“, merkte er im Hinblick auf den 35:34-Testsieg der DHB-Auswahl gegen Frankreich an. Aber: „Im Handball ist immer alles möglich.“

Bilyk nach Verletzung wieder dabei

Gerade der Umstand, dass erstmals seit Langem die besten heimischen Akteure alle zur Verfügung stehen, lässt ihn optimistisch ins Turnier gehen. Allen voran ist Aushängeschild Nikola Bilyk wieder mit dabei, er wurde nach seinem Kreuzbandriss bei der verkorksten WM 2021 (Platz 26) schmerzlich vermisst. „Ich kann aber ehrlich sagen, dass ich noch nicht zu hundert Prozent da bin, wo ich war“, so der Wiener, der eine ganze Saison pausieren musste. Aber auch Rückraumspieler und „Oldie“ Janko Bozovic (36), Kreisläufer Fabian Posch und der kurz vor der EM 2020 verletzte Alexander Hermann sind wieder mit an Bord.

Nach der Anreise nach Bratislava reduzierte Pajovic den Kader auf 16 Spieler, Tormann Florian Kaiper und Marin Martinovic mussten vorerst weichen. Da der 26-jährige Schlussmann in den vergangenen Tagen gesundheitlich nicht voll auf der Höhe gewesen war, war die Entscheidung für das Goalie-Duo Golub Doknic und Ralf Patrick Häusle zu erwarten. Rückraum-Spieler Martinovic musste zugunsten von Daniel Dicker weichen, er soll sich aber weiter fit halten und regelmäßig testen. „Es war keine Entscheidung gegen ihn“, wurde Pajovic zitiert. „Das Turnier ist hoffentlich lang, da kann viel passieren.“

Defensive als Schlüssel

Der eingebürgerte Hard-Goalie Doknic (39) soll seine geballte Routine in den Dienst der Abwehr stellen. „Wir haben bei der WM gesehen, wie schwer es ist, wenn die Torleute nicht auf Niveau sind“, gab Pajovic an. Generell ist es die Defensive, die ihm das meiste Kopfzerbrechen bereitet. „Da gewinnen wir Spiele“, erklärte der Slowene, der dank des breiteren Kaders aber auch hier Licht sieht.

„Mit Niko (Bilyk) und Alex (Hermann) haben wir physisch starke Abwehrspieler. Wir haben viele Varianten mit drei Kreisläufern“, meinte der ehemalige Weltklasseakteur, der hofft, dass seine Truppe sowohl die 6:0- als auch 5:1-Deckungsvariante im Turnier auf den Punkt bringt.

Grafik zur Handball-EM
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

An Erfahrung hat der Kader jedenfalls hinzugewonnen. Der 21-jährige Rückraummann Lukas Hutecek etwa zeigt seit dieser Saison für Lemgo in der deutschen Bundesliga auf. „Er hat das super gemacht. Aber ich erwarte auch in Zukunft noch viel mehr von ihm und sehe ihn in einem Top-Fünf-Team in Deutschland“, erklärte Pajovic, der für Hutecek vor allem die Spielmacherposition in der Mitte vorgesehen hat.

Mehrere Favoriten

Um den Titel wird Österreich aber, selbst wenn es gelingt, sich gleich gegen Polen „in einen Rausch zu spielen“ (Bilyk), nicht kämpfen. Darauf dürfen andere hoffen. Für Pajovic und Bilyk ist Weltmeister Dänemark an erster Stelle zu setzen, daneben sind Olympiasieger Frankreich und Europameister Spanien zu nennen. Aber auch Norwegen, Schweden und Kroatien zählen traditionell zu den Medaillenanwärtern.

Ein „Akteur“ der 15. Auflage des Kontinentalturniers wird in jedem Fall CoV sein. Das zeigte sich zuletzt in positiven Fällen unter anderem bei Frankreich und Kroatien, aber auch Belarus. Sichtbar wird die Pandemie jedenfalls auf den Rängen sein. An den Spielorten in der Slowakei (Bratislava, Kosice) darf die Kapazität nur zu 25 Prozent ausgereizt werden, in der „Österreich-Halle“ finden konkret 2.500 Fans Platz. Ungarn hingegen verzichtet völlig auf Beschränkungen.

Herren-EM in Ungarn und Slowakei

Spielplan:
14.01. Deutschland Belarus 33:29
14.01. Polen Österreich 36:31
16.01. Deutschland Österreich 34:29
16.01. Polen Belarus 29:20
18.01. Deutschland Polen 30:23
18.01. Belarus Österreich 29:26