Novak Djokovic beim Training
APA/AFP/William West
Tennis

Djokovic mit positivem CoV-Test bei Interview

Superstar Novak Djokovic hat sich erstmals öffentlich zu seinem laufenden Einreiseverfahren in Australien geäußert. Weder habe er absichtlich eine falsche Angabe zu seinem Reiseverhalten in den 14 Tagen vor dem Flug zu den Australian Open gemacht, noch im Wissen seines positiven Coronavirus-Tests im Dezember eine Veranstaltung mit Kindern besucht und sich dort ohne Maske bewegt. Allerdings gab er zu, die Coronavirus-Regeln nach dem positiven Test gebrochen zu haben und nicht in Selbstisolation geblieben zu sein – vielmehr nahm er sogar einen Interviewtermin wahr.

Dass er in jenem Interview mit der französischen Sportzeitung „L’Equipe“ am 18. Dezember bereits von seinem positiven Testergebnis wusste und den Termin dennoch nicht absagte, bedauerte Djokovic in seiner Stellungnahme auf Instagram. Er habe lediglich Abstand gehalten und seine Maske nur für den Fotografen abgenommen.

„Obwohl ich nach dem Interview nach Hause bin und mich für die vorgeschriebene Dauer in Isolation begeben habe, war das, nach genauerem Nachdenken, eine Fehleinschätzung, und ich sehe ein, dass ich diese Verpflichtung hätte verschieben sollen“, schrieb er. Die serbische Premierministerin Ana Brnabic kommentierte gegenüber der BBC: Nach dem positivem PCR-Test in der Öffentlichkeit gewesen zu sein, „wäre ein klarer Verstoß gegen die Regeln“.

Djokovic räumt Fehler ein

Am Mittwoch äußerte sich der serbische Tennisstar Novak Djokovic erstmals selbst zu seiner Einreise und räumte im Zuge seiner Covid-19-Infektion im Dezember auch Fehler seinerseits ein.

Bei der Veranstaltung mit Kindern am 17. Dezember habe er – anders als in den vorherigen Angaben in den Gerichtsdokumenten – von dem positiven Resultat noch nichts gewusst. Er habe am 16. Dezember einen negativen Antigen-Test gemacht und aus reiner Vorsicht auch noch einen PCR-Test. „Ich hatte keine Symptome und fühlte mich gut und ich erhielt die Nachricht des positiven PCR-Tests erst nach der Veranstaltung“, so Djokovic und widersprach damit dem Akteneintrag, er sei bei der Veranstaltung einen Tag nach „Test und Diagnose“ ohne Maske aufgetreten.

„Verletzend für meine Familie“

Die „Fehlinformationen“, die korrigiert werden müssten, bezeichnete der 34-jährige Serbe als „verletzend und beunruhigend für meine Familie“. Er wolle darauf hinweisen, dass er sich sehr um die Sicherheit anderer und das Einhalten von Testvorgaben bemüht habe. Es sei ihm wichtig gewesen, all das klarzustellen, aber er werde sich aus Respekt vor der australischen Regierung nicht weiter zu den Vorkommnissen äußern.

Dass in seinem Einreiseformular fälschlicherweise angegeben wurde, er sei in den 14 Tagen vor seinem Flug nach Australien nicht gereist, bezeichnete Djokovic in seiner Ausführung als „menschlichen Fehler“ seines Agenten, „der sicher nicht absichtlich“ geschehen sei.

Novak Djokovic beim Training in Melbourne
AP/Mark Baker
Trotz aller Probleme setzte Djokovic seine Vorbereitung auf die Australian Open fort

Entscheidung nicht vor Donnerstag

Djokovic war in der vergangenen Woche im Flughafen in Melbourne die Einreise nach Australien verweigert worden, weil er nicht gegen das Coronavirus geimpft ist und den Behörden die Dokumentation seiner medizinischen Ausnahmegenehmigung nicht ausreichte. Weil die Grenzbeamten ihm allerdings nicht die vereinbarte Zeit zur Klärung zugestanden hatten, wurde die Entscheidung im Laufe einer Gerichtsverhandlung am Montag gekippt.

Der australische Einwanderungsminister Alex Hawke hat sich seither vorbehalten, von seinem persönlichen Recht Gebrauch zu machen und Djokovics Visum dennoch ungültig zu machen. Diese Entscheidung steht noch aus. Djokovics Anwälte stellten weitere Informationen und Dokumente zu diesem Thema bereit, sagte ein Sprecher von Minister Hawke. „Naturgemäß hat das Einfluss auf den Zeitrahmen für eine Entscheidung“, hieß es nach Angaben australischer Medien aus dem Ministerium. Die Entscheidung soll frühestens am Donnerstag fallen.

Auch die Mutter des Weltranglistenersten meldete sich zu Wort. Dijana Djokovic forderte die australische Regierung am Mittwoch auf, das Visum ihres Sohnes nicht in letzter Minute aufzuheben und ihn das Turnier spielen zu lassen. „Werfen Sie ihn nicht raus! Er ist kein Politiker, er ist ein Tennisspieler. Er ist kein Krimineller, er ist doch kein Mörder“, sagte sie dem Sender Channel 7.

Chronologie der Causa Djokovic

10. Dezember: Die Frist für den Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung zur Teilnahme an den Australian Open endet – für Spieler, die nicht gegen das Coronavirus geimpft wurden. Nur vollständig Geimpfte dürfen an den Start gehen.

16. Dezember: Der ungeimpfte Djokovic nimmt an einer Veranstaltung der serbischen Post in seinem Heimatland teil. Am Abend erfährt er von seiner Infektion. Das positive PCR-Ergebnis steht in Unterlagen, die seine Anwälte später den australischen Behörden vorlegen. Nach den Regeln in Serbien müssen CoV-Positive, die keine schweren Symptome haben, für 14 Tage in häusliche Isolation.

17. Dezember: Djokovic, der eigentlich in Monaco lebt, ist ohne Maske und Abstand Gast auf einer Preisverleihung für junge Tennisspieler in Serbiens Hauptstadt Belgrad.

18. Dezember: Er hat ein Interview mit Fotoshooting für die französische Sportzeitung „L’Equipe“.

22. Dezember: Djokovic hat einen weiteren Test gemacht. Ergebnis nach eigenen Angaben: negativ.

30. Dezember: Djokovic erhält seinen Anwälten zufolge eine Ausnahmegenehmigung für die Australian Open vom Medizinchef des Australischen Tennisverbands.

Jahreswechsel 2021/2022: Aufnahmen in sozialen Netzwerken zeigen Djokovic in einem Tennisclub im spanischen Marbella.

5. Jänner: Djokovic reist nach Australien. Weil er aus Sicht der Behörden nicht die nötigen Dokumente für eine Ausnahmegenehmigung vorlegt, wird ihm die Einreise verweigert. Er kommt in ein Abschiebehotel.

6. Jänner: Auf einer Pressekonferenz in Belgrad vergleicht Djokovics Vater seinen Sohn mit Jesus Christus: „Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, und er ertrug es und lebt immer noch unter uns“, so Srdjan Djokovic. „Jetzt versuchen sie Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen und ihm alles anzutun.“

10. Jänner: Ein Gericht in Melbourne gibt Djokovics Einspruch statt und lässt ihn einreisen. Er darf sich frei bewegen. Wenige Stunden später steht er auf dem Trainingsplatz.

11. Jänner: Es wird bekannt, dass Djokovic in seinem Einreiseformular angegeben hat, er sei in den 14 Tagen vor dem Flug nach Australien nicht gereist.

12. Jänner: Djokovic äußert sich erstmals öffentlich zu dem Thema und räumt Fehler ein. Trotz positiven PCR-Tests habe er am 18. Dezember einen Interviewtermin mit der französischen Sportzeitung „L’Equipe“ wahrgenommen, die falschen Angaben im Einreiseformular seien jedoch ein „menschlicher Fehler“ seines Agenten gewesen.