Der österreichisce Skifahrer Vincent Kriechmayr
GEPA/Mathias Mandl
Ski alpin

FIS macht bei Kriechmayr Ausnahme

Die Lauberhorn-Abfahrten in Wengen am Freitag und Samstag (jeweils 12.30 Uhr, live in ORF1) werden nun doch mit Weltmeister Vincent Kriechmayr über die Bühne gehen. Für den Oberösterreicher gab es trotz der wegen CoV-Quarantäne verpassten Trainingsläufe die Starterlaubnis durch die FIS und dadurch ein Happy End. Renndirektor Markus Waldner verteidigte die unübliche und von anderen Nationen kritisierte Ausnahmegenehmigung mit den aktuell „komplizierten Zeiten“.

Rund vier Stunden nach dem Ende des Super-G, den der Schweizer Lokalmatador Marko Odermatt für sich entschieden hatte, trudelte die für die österreichischen Skifans gute Nachricht ein. Kriechmayr, 2019 bisher letzter österreichischer Abfahrtssieger in Wengen, darf aufgrund einer Sondergenehmigung der Jury doch in der verkürzten Abfahrt am Freitag und im Klassiker über 4.480 Meter Länge an den Start gehen. Es ist ein Comeback der längsten Abfahrt der Welt, nachdem die Lauberhornrennen 2021 aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht in Wengen stattfinden konnten.

Der 30-Jährige war nach seiner Coronavirus-Quarantäne erst am späten Mittwochabend in Wengen angekommen und hatte deswegen die Abfahrtstrainingsläufe am Dienstag und Mittwoch verpasst. Normalweise wäre damit ein Start in den Abfahrten nicht möglich. FIS-Renndirektor Markus Waldner erklärte am Donnerstagabend in der Mannschaftsführersitzung jedoch, dass Kriechmayr aufgrund einer Juryentscheidung starten darf.

Renndirektor Markus Waldner
GEPA/Patrick Steiner
FIS-Renndirektor Waldner bescherte Kriechmayr nach einer turbulenten Woche ein Happy End

Es gebe keine Regel, wonach ein Rennläufer volle Trainingsläufe hinter sich bringen müsse, so Waldner. Der Athlet müsse nur auf der Liste stehen und aus dem Starthaus fahren, dann könne er den Lauf sofort abbrechen. Kriechmayr werde am Freitag um 9.45 Uhr vom Originalstart der Lauberhorn-Abfahrt auf die Strecke gehen, sagte Waldner. Danach werde der Oberösterreicher sofort abstoppen und danach das erste der beiden geplanten Rennen bestreiten.

„FIS hat für den Sport entschieden“

Kritischen Stimmen, die der FIS eine Bevorzugung des Österreichers gegenüber anderen Fahrern in gleichen Situationen vorwarfen, trat Waldner entschieden entgegen. „Wir haben nicht so entschieden, weil es Herr Kriechmayr ist, der ein Weltmeister ist und hier gewonnen hat. Wir würden für jeden Läufer so entscheiden, weil wir in sehr komplizierten Covid-Pandemie-Zeiten leben“, sagte der Südtiroler in Richtung mancher Trainer anderer Nationen. „Wir wollen vermeiden, dass ein Läufer nicht starten kann wegen diesem verdammten Covid.“

ÖSV-Rennsportleiter Andreas Puelacher sagte, es handle sich nicht um eine Ausnahmegenehmigung für Österreich. „Es ist eine Regel, die die Jury machen kann. Es ist regelkonform“, bekräftigte er. Das Coronavirus-Problem brauche „spezielle Entscheidungen“. Obwohl in der Mannschaftsführersitzung kurz heftig diskutiert wurde und unter anderen die französischen Vertreter Waldner offen kritisierten, hat laut Puelacher vorerst keine Nation Protest gegen die Juryentscheidung eingelegt: „Die FIS hat für den Sport entschieden und für den Athleten. So etwas kann jetzt permanent passieren.“

Milder Verlauf, große Auswirkungen

Kriechmayr war am Wochenende positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der 30-Jährige machte einen ausgesprochen milden Verlauf durch und hatte keine Symptome. „Ich war sehr gesund“, sagte der Oberösterreicher. „Ich war sehr überrascht von meinem positiven Testergebnis.“ Nachdem er auch schon am Sonntag wieder einen negativen Befund erhalten und sich topfit gefühlt hatte, war die Lust groß, wie ursprünglich geplant am Montag nach Wengen anzureisen.

Der österreichisce Skifahrer Vincent Kriechmayr
Reuters/Denis Balibouse
Der erst zweite Super-G auf dem Lauberhorn in der Geschichte des Weltcups wurde für Kriechmayr zum Trainingslauf

Nach Hochladen eines negativen Tests im Onlinesystem des Skiweltverbands FIS war seine Akkreditierung im Berner Oberland abholbereit. Doch war es Kriechmayr aufgrund der derzeit geltenden Rechtslage in Österreich nicht möglich, seine Quarantäne vorzeitig zu beenden. Daran änderten auch unzählige Telefonate in den vergangenen Tagen nichts.

„Natürlich habe ich gehofft. Aber ich verstehe schon die Behörden, dass sie bei mir keine Ausnahme machen. Das ist auch gut und recht so“, stellte Kriechmayr klar. „Es gibt so viele in Österreich, die in Quarantäne sind und wichtige Ereignisse im Leben verpassen aufgrund dessen. Da verstehe ich, dass bei mir keine Ausnahme gemacht wird. Ich habe mich gestern freitesten können und war froh, dass ich auf Fälle einmal den Super-G habe fahren dürfen.“