Ski alpin

Braathen siegt mit Weltrekord in Wengen

Nach dem Slalom in Adelboden hat auch der Klassiker in Wengen einen Sensationssieger gebracht. Der 21-jährige Norweger Lucas Braathen verbesserte sich nach dem 29. Platz im ersten Durchgang noch auf Rang eins und feierte mit diesem Weltrekord seinen zweiten Sieg im Weltcup und den ersten in dieser Disziplin. Das Podest komplettierten der Schweizer Daniel Yule (+ 0,22) und der 37-jährige Italiener Giuliano Razzoli (0,29). Halbzeitleader Henrik Kristoffersen schied kurz vor dem Ziel mit Bestzeit noch aus.

Den weitesten Sturmlauf hatte bisher der Schweizer Sandro Simonet von 30 auf drei (Chamonix 2021, Anm.) geschafft. Braathen holte nicht nur 28 Ränge auf, sondern überwand auch 2,04 Sekunden Rückstand.

Bester Österreicher wurde unterdessen Fabio Gstrein, der ebenfalls die Pistenverhältnisse zu seinen Gunsten nützte und sich um 13 Plätze auf Rang vier (0,32) verbesserte. Manuel Feller fiel vom zweiten Rang zur Pause noch auf den fünften zurück (0,39). Marco Schwarz verlor vier Plätze und musste sich am Ende mit dem zehnten Platz begnügen. Gleich dahinter reihte sich Michael Matt als Elfter in die Rangliste ein.

Kristoffersen fällt kurz vor dem Ziel aus

Der Norweger verpasst seinen dritten Sieg in Wengen.

Der Sensationssieger von Adelboden, der Vorarlberger Johannes Strolz, schied als 13. des ersten Durchgangs im zweiten Lauf wie auch Christian Hirschbühl aus, dieses Schicksal hatte Marc Digruber und Dominik Raschner bereits im ersten Lauf ereilt. Hirschbühl verließ humpelnd und gestützt den Zielraum, die erste Untersuchung fiel mit der Diagnose Knöchelbruch im rechten Bein niederschmetternd aus.

Skifahrer Lucas Braathen
GEPA/Mario Buehner
Mit Startnummer 31 holte Braathen im zweiten Durchgang 28 Plätze auf, um am Ende Erster zu sein

Weiter geht es für die Herren mit den Hahnenkammrennen in Kitzbühel in der nächsten Woche. Am Mittwoch und Donnerstag stehen Trainings auf dem Programm, danach geht es mit zwei Abfahrten (Freitag und Samstag) und einem Slalom (Sonntag) Schlag auf Schlag.

„Keine Ahnung, wie das möglich ist“

Braathen, der 2020 in Sölden den Riesentorlauf gewann und im Slalom zuvor nie besser als Vierter war, konnte seine Aufholjagd nicht glauben. „Ich habe keine Ahnung, wie das möglich ist. Die Top 30 waren innerhalb von nur zwei Sekunden, so ist es vielleicht möglich, aber ich weiß es nicht. Ich hatte schon das Gefühl, dass ich schnell und stabil bin. Aber die Top Ten waren unrealistisch. Im ersten Durchgang habe ich sogar geglaubt, dass ich mich für die Entscheidung gar nicht qualifiziert habe. Das war eine gute Revanche. Das ist verrückt.“

1. Lucas Braathen (NOR)
2. Daniel Yule (SUI)
3. Giuliano Razzoli (ITA)

Sechs Österreicher hatten es in die Entscheidung geschafft, nur etwas mehr als zwei Sekunden Rückstand konnte man sich für die Qualifikation erlauben. Den Raum für Positionsverschiebungen nutzte neben Braathen auch Gstrein. 13 Plätze ging es für den enorm schnellen Tiroler nach vorne. Er hatte sich in Lauf eins mit einem Fehler beim letzten Übergang eine wesentlich bessere Ausgangssituation verhaut und sich selbst als „Pfeifenkopf“ tituliert. Letztlich aber fehlten nur 0,03 Sekunden auf Platz drei. „Im Ersten wäre recht viel drinnen gewesen, wenn nicht der Fehler auf der letzten Welle passiert wäre. Mit dem Zweiten war ich zufrieden.“

Für Feller „war es schlussendlich zu wenig“

Der Adelboden-Zweite Feller gratulierte dem Sieger aus Norwegen, der sich vor einem Jahr in Adelboden schwer verletzt hatte („Dass er genau im Slalom zurückschlägt, hätte er sich sicher auch nicht gedacht“), trauerte aber selbst auch einem besseren Ergebnis nach. „Der Fehler im Steilhang war natürlich nicht optimal. Auf Sieg bin ich nicht gefahren, ich hab nicht alles riskiert. Der Rückstand ist mir aber ehrlich gesagt ein bisserl zu viel. Dafür haben die anderen zu stark angedrückt, und auch die Piste hat nachgelassen. Schlussendlich war es aber zu wenig“, sagte der Tiroler im ORF.

Feller rutscht vom Stockerlplatz

Manuel Feller konnte seine gute Ausgangsposition als Halbzeitzweiter nicht nutzen und fiel auf den fünften Platz zurück

Ähnlich sah es sein Landsmann Schwarz: „Die Piste hat nachgelassen, das muss man aber erst ausnutzen. Mein Ärger in Adelboden (Elfter, Anm.) war ein bisserl übertrieben. Heute war es ähnlich, nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe. Einfach darauf aufbauen und an den guten Schwüngen weiterarbeiten. Natürlich hab ich vier, fünf Wochen Training verloren, aber ich will jetzt einfach darauf aufbauen.“ Strolz konnte seinen Ausfall nach seinem Sieg in Adelboden leichter wegstecken, „es ärgert mich aber schon. Auf der anderen Seite muss ich auch zurückdenken, wo ich herkomme. Ich musste riskieren.“

„Oldie“ Razzoli sorgt ebenfalls für Bestmarke

Ähnlich wie zuletzt schon Clement Noel in Madonna erging es diesmal Kristoffersen. Der Norweger, der im ersten Durchgang 0,11 Sekunden vor Feller in Führung gelegen war, fädelte vier Tore vor der Ziellinie ein. Die letzte Zwischenzeit hatte ihm gar 1,78 Sekunden Vorsprung bescheinigt. Wort- und fassungslos verließ der zweifache Wengen-Sieger das Spektakel. Fast unter ging dabei, dass sich der italienische Olympiasieger Razzoli mit 37 Jahren und 29 Tagen zum ältesten Podestfahrer im Slalom kürte. Mit Daniel Yule stand erstmals seit 23 Jahren wieder ein Schweizer auf dem Slalom-Podium in Wengen.