Skispringer Stefan Kraft
GEPA/Patrick Steiner
Skispringen

Kraft kehrt in Weltcup zurück

Die Vierschanzentournee völlig verpatzt, legte Stefan Kraft zuletzt eine Wettkampfpause ein, um sich zu sammeln und für die Olympischen Spiele in Peking neu durchzustarten. Zwei Wochen vor dem Abflug nach China kehrt Österreichs bester Skispringer der letzten Jahre am Wochenende in Titisee-Neustadt wieder in den Weltcup zurück. Ob er rechtzeitig in Form kommt, um ausstehende olympische Rechnungen zu begleichen, ist fraglich. Sein Einsatz in Zeichen der fünf Ringe ist das hingegen nicht.

„Ich wäre ein Depp, würde ich einen wie Stefan Kraft zu Hause lassen“, so Cheftrainer Andreas Widhölzl. „Er ist so gut, wenn er halbwegs stabil ist, kann er jederzeit um den Sieg mitspringen. Von mir kriegt er keinen Stress.“ Nach einer einwöchigen Wettkampfpause und ein paar Trainingssprüngen wird Kraft nun am Samtag und Sonntag in Titisee-Neustadt wieder abheben. „Ich habe versucht, die vergangenen Tage perfekt zu nützen“, sagte der 28-Jährige.

In Ramsau, Bischofshofen und auf dem Bergisel standen laut Kraft vor allem Sprungeinheiten auf dem Programm. „Wir waren also sehr fleißig“, meinte der Salzburger. „Dazu haben wir ein paar kleine Veränderungen am Material und am Set-up vorgenommen. Und natürlich habe ich auch geschaut, dass ich den Kopf ein bisschen freibekomme. Am Wochenende war ich einen Tag Skifahren. Das war insgesamt ein cooler Mix. Jetzt fühl ich mich bereit für den Weltcup in Titisee-Neustadt.“

Trainer Andreas Widhölzl
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Cheftrainer Andreas Widhölzl glaubt an die erfolgreiche Rückkehr seines Schützlings

Widhölzl ist überzeugt, dass dem 28-jährigen Salzburger die Auszeit gut getan hat. „Krafti hat die Klasse, dass es dann auch wieder schnell nach vorne gehen kann. Er ist unser Bester der letzten Jahre. Wenn es einer schaffen kann, dann er.“ Um seinem Superstar wieder auf die Sprünge zu helfen, will Österreichs Skiverband nichts unversucht lassen. Widhölzl verzichtete in Zakopane auf Kotrainer Harald Diess, der sich gemeinsam mit Stützpunkttrainer Alexander Diess bei Extratrainings in Bischofshofen und Ramsau der Akte Kraft widmete. „Wir haben viel Videoanalyse betrieben, haben vom ORF auch super Bilder bekommen, um Fehler genau herauszuarbeiten“, sagte Widhölzl.

Baustelle Vorbauphase

An Menschen, die Kraft mit Rat und Tat zur Seite stehen, mangelt es nicht. Parallel zum ÖSV arbeitet Patrick Murnig, Sportwissenschaftler und Kraft-Manager, intensiv mit seinem Klienten. Kraft selbst sieht die Herausforderung positiv: „Ziel war es, die richtigen Schlüsse aus den Erfahrungen der letzten Jahre zu ziehen, um die Bausteine, die ein wenig durcheinandergekommen sind, wieder richtig zu ordnen. Wie bei einem Puzzlespiel eben.“

Durcheinandergeratene Bausteine sah auch Widhölzl: Vor allem die Turbulenzen in der Vorbauphase, ausgelöst durch Symmetrieprobleme, die Kraft schon länger begleiten, aber bei der verpatzten Tournee so richtig sichtbar wurden. Widhölzl führt diese auch auf eine nicht optimale Anfahrtsposition und Handhaltung zurück. Das Material – Stichwort Keile – habe man ebenfalls adaptiert, meinte der Cheftrainer. Erste Erfolge seien sichtbar, so Widhölzl: „Die letzten Einheiten waren sehr vielversprechend.“

Offene Rechnung mit Olympia

Die jüngsten Schritte hätten sich gut angefühlt, meinte auch Kraft, der sich mit Blick auf Olympia aber noch defensiv gab. „Die Olympischen Spiele sind im Moment gefühlt noch weit weg. Ich muss schauen, dass ich meinen Weg weitergehe, und dann werden wir sehen. Erzwingen kann man nichts.“ Widhölzl warnte jedoch davor, den Weltrekordler vorzeitig abzuschreiben. Vor allem, da Kraft in Pyeongchang vor vier Jahren als 13. (Normalschanze), 18. (Großschanze) und Vierter (Team) keine Olympiamedaille mit nach Hause nahm.

Um die wird am 6. (Normalschanze), 7. (Mixed-Team), 12. (Großschanze) und 14. Februar (Team) gesprungen. Neben Kraft nannte Widhölzl (noch) keine Olympiafixstarter. Allerdings liegt auf der Hand, dass Jan Hörl und Daniel Huber als Saisonsieger ausgezeichnete Chancen auf ein Flugticket nach Peking haben. Neben Routinier Manuel Fettner unterstrich zuletzt auch der 19-jährige Daniel Tschofenig sein Interesse an einem Olympiastart. Welche fünf Athleten schließlich im Flieger nach Peking sitzen, wird spätestens nach dem Wochenende entschieden.