Daniil Medwedew
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Australian Open

Medwedew räumt Fanliebling aus dem Weg

Daniil Medwedew hat auf dem Weg zur möglichen Eroberung des Tennisthrons die nächste Hürde genommen. Der als Nummer zwei gesetzte Russe ließ sich am Donnerstag bei den Australian Open auch nicht von Lokalmatador Nick Kyrgios und einer teils aufgeheizten Stimmung stoppen und zog mit einem 7:6 (7/1) 6:4 4:6 6:2-Sieg in die dritte Runde ein. Verabschieden mussten sich neben einem Schläger von Kyrgios auch gleich zwei Topspielerinnen.

Medwedew, der im September bei den US Open in New York seinen ersten Grand-Slam-Titel feierte, ist wegen des Fehlens des serbischen Weltranglistenersten Novak Djokovic der am höchsten platzierte Spieler bei den Australian Open. Mit einem Triumph in Melbourne könnten der 25-jährige Russe ebenso wie der Deutsche Alexander Zverev die Spitze des ATP-Rankings erklimmen.

Gegen Kyrgios, bekannt als Provokateur und Entertainer, erlebte Medwedew wie erwartet eine Show. Der 26-jährige Australier unterhielt und begeisterte in der „Nightsession“ der rund zur Hälfte gefüllten Rod Laver Arena das Publikum und lieferte sich mit Medwedew teilweise spektakuläre Ballwechsel. Im letzten Game verlor der Weltranglisten-115. dann allerdings kurz die Fassung und zertrümmerte einen Schläger, den er im Anschluss einem Fan als Andenken schenkte.

Nick Kyrgios
AP/Hamish Blair
Kyrgios hatte das Publikum zwar auf seiner Seite, zog schließlich aber doch den Kürzeren

Emotional gezeichnet wirkte Medwedew nach der Partie, nachdem ihn das Publikum immer wieder zwischen den Aufschlägen gestört hatte. Beim Siegerinterview glaubte der Russe ausgebuht zu werden, allerdings ahmten die Zuschauer nur Cristiano Ronaldos „Siuuu“-Torjubel nach, den Kyrgios als Schachtruf übernommen hatte. Mit Kritik hielt sich der 25-Jährige dennoch nicht zurück. „Es ist ein bisschen enttäuschend, wenn sie so viel Lärm zwischen erstem und zweitem Aufschlag machen. Ich denke, ein paar Leute haben einfach einen geringen IQ“, meinte er nach dem Match in einem Interview mit „Eurosport“.

Abgang der Favoriten

Bereits in der zweiten Runde bei den Australian Open hat es ein echtes Favoritinnensterben gegeben. Mehrere mögliche Titelanwärterinnen müssen die frühzeitige Heimreise antreten. Zudem gibt es sowohl bei den Frauen als auch bei den Herren große Emotionen zu sehen.

Murray scheitert an Qualifikanten

Andy Murray schied zwei Tage nach seinem emotionalen Auftaktsieg aus. Der 34-jährige Schotte unterlag dem japanischen Qualifikanten Taro Daniel mit 4:6 4:6 4:6. Am Dienstag hatte Murray den Georgier Nikolos Bassilaschwili in fünf Sätzen und fast vier Stunden niedergerungen. Es war ein emotionales Comeback, nachdem der ehemalige Weltranglistenerste 2019 wegen anhaltender Hüftprobleme sein Karriereende angekündigt hatte. Nach einem Eingriff war er noch einmal zurückgekehrt. Bei den Australian Open stand Murray fünfmal im Finale, konnte aber nie den Titel gewinnen. Im vergangenen Jahr hatte er wegen einer CoV-Infektion in Melbourne gefehlt. Diesmal nahm er dank einer Wildcard teil.

Die Nummern vier und fünf stehen hingegen in der Runde der letzten 32: Stefanos Tsitsipas mühte sich gegen den Argentinier Sebastien Baez aber ordentlich ab, ehe er nach 3:22 Stunden mit 7:6 (7/1) 6:7 (5/7) 6:3 6:4 als Sieger vom Platz ging. Andrej Rublew überrollte den Litauer Ricardas Berankis beim 6:4 6:2 6:0 in 107 Minuten. Gleich 4:19 Stunden benötigte der als Nummer neun gesetzte Kanadier Felix Auger-Aliassime beim 7:6 (7/4) 6:7 (4/7) 7:6 (7/5) 7:6 (7/4) über Alejandro Davidovich Fokina aus Spanien.

Muguruza und Kontaveit schon out

Bei den Damen mussten unterdessen in der zweiten Runde mit Garbine Muguruza und Anett Kontaveit die beiden Finalistinnen der WTA Finals vor wenigen Monaten in der zweiten Runde die Koffer packen. Die als Nummer drei gesetzte Spanierin Muguruza unterlag der Französin Alize Cornet glatt mit 3:6 3:6, die Estin Kontaveit, Nummer sechs des Turniers, machte gegen die aufstrebende 19-jährige Dänin Clara Tauson ebenfalls nur sechs Games.

Garbine Muguruza
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Muguruza machte eine schlechte Saisonvorbereitung für das frühe Aus mitverantwortlich

Muguruza begründete ihr Aus später auch mit einer schlechten Saisonvorbereitung, weil ihr gesamtes Trainerteam positiv auf das Coronavirus getestet worden war. „Sie haben alle Covid-19 bekommen, bevor sie hier waren. Wir konnten 15 Tage lang nicht zusammen sein“, erklärte die gebürtige Venezolanerin. „Es war ein stressreicher Start ins Jahr.“

Sabalenka leistet sich 19 Doppelfehler

Alles andere als überzeugend zog die Weltranglistenzweite Aryna Sabalenka aus Belarus in die dritte Runde ein: Mit nicht weniger als 19 Doppelfehlern (gleich sechs davon im ersten Game des Spiels) machte sie sich das Leben schwer, ehe sie die Chinesin Wang Xinyu doch in drei Sätzen 1:6 6:4 6:2 bezwang.

Zudem verabschiedete Anastasia Pawljutschenkowa (RUS/10) die ehemalige US-Open-Siegerin Samantha Stosur aus Australien mit 6:2 6:2 in die Pension. Zumindest im Einzel, im Doppel ist sie aber noch erfolgreich und bleibt auf der Tour. Grund zur Freude für die Australier lieferte Wildcard-Spieler Christopher O’Connell, der völlig unerwartet den als Nummer 13 gesetzten Argentinier Diego Schwartzman mit 7:6 (8/6) 6:4 6:4 ausschaltete.