Novak Djokovic
Reuters/Loren Elliott
Tennis

Anti-Impf-Einstellung kostete Djokovic Visum

Vier Tage nach dem abgelehnten Einspruch von Novak Djokovic gegen die Annullierung seines Visums hat das Bundesgericht seine Begründung bekanntgegeben. Demnach war es angemessen, dass die australische Regierung davon ausging, dass der serbische Tennisprofi eine Anti-Impfeinstellung habe und eine Bedrohung für die Bevölkerung sei. Das geht aus den Unterlagen hervor, die das Gericht am Donnerstag veröffentlichte.

„Ein Tennisweltstar kann Menschen jeden Alters beeinflussen, ob jung oder alt, aber vielleicht besonders die jungen und die leicht zu beeindruckenden“, hieß es in der Begründung der drei Richter. Auch wenn Djokovic die Australian Open nicht gewonnen hätte, hätte der Fakt, dass er in Australien Tennis spielt, diejenigen, die so sein wollen wie er, ermutigen und er demnach eine Anti-Impfstimmung befeuern können, hieß es.

Die Djokovic-Seite hatte zuvor argumentiert, dass es unangemessen war, den serbischen Tennisstar als Impfgegner darzustellen und Einwanderungsminister Alex Hawke dessen Einstellung nicht kennen könne. Das Gericht sah es jedoch als erwiesen an, dass die Sichtweise der Regierung gerechtfertigt war, auch weil sich Djokovic gegen eine Impfung entschieden hatte.

Novak Djokovic
AP/Darko Bandic
Am Montag kehrte Novak Djokovic von Australien nach Belgrad zurück

Tagelanger Gerichtsstreit

Nach einem tagelangen Gerichtsstreit hatte das Bundesgericht in Melbourne den Visumsentzug am vergangenen Sonntag für rechtens erklärt. Der Weltranglistenerste musste daraufhin Australien verlassen und kann seinen Titel bei den derzeit laufenden Australian Open nicht verteidigen.

Djokovic war ungeimpft nach Australien gereist, weil er mit einer medizinischen Ausnahmegenehmigung am Grand-Slam-Turnier teilnehmen wollte. Bei der Einreise war jedoch das Visum annulliert worden, weil der 34-jährige Serbe nicht ausreichend Belege für die Sondererlaubnis vorlegen konnte.

Chronologie der Causa Djokovic

10. Dezember: Die Frist für den Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung zur Teilnahme an den Australian Open endet – für Spieler, die nicht gegen das Coronavirus geimpft wurden. Nur vollständig Geimpfte dürfen an den Start gehen.

16. Dezember: Der ungeimpfte Djokovic nimmt an einer Veranstaltung der serbischen Post in seinem Heimatland teil. Am Abend erfährt er von seiner Infektion. Das positive PCR-Ergebnis steht in Unterlagen, die seine Anwälte später den australischen Behörden vorlegen. Nach den Regeln in Serbien müssen CoV-Positive, die keine schweren Symptome haben, für 14 Tage in häusliche Isolation.

17. Dezember: Djokovic, der eigentlich in Monaco lebt, ist ohne Maske und Abstand Gast auf einer Preisverleihung für junge Tennisspieler in Serbiens Hauptstadt Belgrad.

18. Dezember: Er hat ein Interview mit Fotoshooting für die französische Sportzeitung „L’Equipe“.

22. Dezember: Djokovic macht einen weiteren Test. Ergebnis nach eigenen Angaben: negativ.

30. Dezember: Djokovic erhält seinen Anwälten zufolge eine Ausnahmegenehmigung für die Australian Open vom Medizinchef des Australischen Tennisverbandes.

Jahreswechsel 2021/2022: Aufnahmen in sozialen Netzwerken zeigen Djokovic in einem Tennisclub im spanischen Marbella.

5. Jänner: Djokovic reist nach Australien. Weil er aus Sicht der Behörden nicht die nötigen Dokumente für eine Ausnahmegenehmigung vorlegt, wird ihm die Einreise verweigert. Er kommt in ein Abschiebehotel.

6. Jänner: Auf einer Pressekonferenz in Belgrad vergleicht Djokovics Vater seinen Sohn mit Jesus Christus: „Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, und er ertrug es und lebt immer noch unter uns“, so Srdjan Djokovic. „Jetzt versuchen sie, Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen und ihm alles anzutun.“

10. Jänner: Ein Gericht in Melbourne gibt Djokovics Einspruch statt und lässt ihn einreisen. Er darf sich frei bewegen. Wenige Stunden später steht er auf dem Trainingsplatz.

11. Jänner: Es wird bekannt, dass Djokovic in seinem Einreiseformular angab, er sei in den 14 Tagen vor dem Flug nach Australien nicht gereist.

12. Jänner: Djokovic äußert sich erstmals öffentlich zu dem Thema und räumt Fehler ein. Trotz positiver PCR-Tests habe er am 18. Dezember einen Interviewtermin mit der französischen Sportzeitung „L’Equipe“ wahrgenommen, die falschen Angaben im Einreiseformular seien jedoch ein „menschlicher Fehler“ seines Agenten gewesen.

14. Jänner: Djokovic wird zum zweiten Mal das Visum aberkannt. „Heute habe ich von meinem Recht, das Visum von Herrn Novak Djokovic für ungültig zu erklären, Gebrauch gemacht“, so Australiens Einwanderungsminister Alex Hawke in einer Erklärung, „und zwar auf der Basis, dass es im öffentlichen Interesse ist, so zu handeln“. Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und sorgfältig alle Unterlagen geprüft, die ihm die Immigrationsbehörden, der australische Grenzschutz und Djokovic vorlegten.

15. Jänner: Djokovic wird erneut in Gewahrsam genommen. Für Sonntagfrüh ist eine Anhörung vor Gericht geplant. Drei Richter sollen in Melbourne endgültig über den Verbleib oder die Abschiebung des Tennissuperstars entscheiden.

16. Jänner: Djokovic verliert endgültig seinen Kampf gegen eine Abschiebung: Einen Tag vor Beginn der Australian Open weist ein Bundesgericht in Melbourne seinen Einspruch gegen den Entzug seines Visums zurück. Djokovic reagiert „enttäuscht“, fügte sich aber der Entscheidung. Bereits wenige Stunden später wird er abgeschoben und fliegt von Melbourne aus nach Dubai.