Die österreichische Skispringerin Marita Kramer
APA/dpa-Zentralbild/Hendrik Schmidt
Skispringen

Kramer und Co. setzen auf Abschottung

Die Skispringerinnen haben das neue Jahr zwar erstmals mit einem Doppel in Ljubno eingeläutet, seit den beiden Springen in Slowenien herrscht jedoch Pause. Weiter geht es erst kommende Woche mit der Olympiageneralprobe im deutschen Willingen. In den vier Wochen ohne Bewerb waren die Österreicherinnen nicht untätig, dabei aber höchst vorsichtig. Denn so kurz vor dem Flug nach China geht die Angst um, in den offiziellen Coronavirus-Listen aufzuscheinen.

Zwischen dem Doppel zum Jahreswechsel in Ljubno und den kommenden Springen in Willingen, wo ein Mixed mit den Männern und zwei Einzel-Bewerbe auf dem Programm stehen, herrschten im Weltcup vier Wochen Pause. Einen Tag nach dem zweiten Springen am 30. Jänner geht es für Sara Marita Kramer und ihre Teamkolleginnen bereits nach Peking, wo am 4. Februar die Olympischen Winterspiele 2022 eröffnet werden.

Die offizielle Teamnominierung für die Spiele in China erfolgt schon diesen Montag und damit vor den letzten Springen in Willingen. Chefcoach Harald Rodlauer hält sich bis dahin bedeckt, obwohl das Team mehr oder weniger feststeht. In den bisherigen Weltcups habe er sein Team für Peking gefunden, so Rodlauer. Neben Kramer sollten Daniela Iraschko-Stolz und Eva Pinkelnig fix sein. Dazu haben nach den bisherigen Ergebnissen auch Jacqueline Seifriedsberger und Lisa Eder gute Karten.

„Gehen kein Risiko mehr ein“

Oberste Priorität im österreichischen Team hat aber die Gesundheit. Sich so knapp vor den Spielen mit dem Coronavirus zu infizieren wäre angesichts der strengen chinesischen Regeln gleichbedeutend mit dem Ende des Olympiatraums. Rodlauer verzichtete daher auch darauf, für letzte Wettkampfeindrücke vor der offiziellen Nominierung ein Continental-Cup-Doppel dieses Wochenende auf dem Bergisel zu nutzen – primär wegen der verschärften Coronavirus-Lage. „Wir gehen kein Risiko vorher mehr ein, das muss nicht sein“, wird der österreichische Cheftrainer in der APA zitiert.

Anfang Jänner habe es noch ein paar Tage zum Durchschnaufen gegeben, sagte der Coach. In der zweiten Jänner-Woche wurde es dafür auf der Anlage in Eisenerz wieder ernst. „Wir hatten da ganz, ganz tolle Verhältnisse mit der Schanze in einem Topzustand“, erklärte der gebürtige Eisenerzer. Die Arbeiter dort, die der Cheftrainer der Springerinnen von klein auf kennt, würden sich immer besonders ins Zeug legen.

Damen-Trainer Harald Rodlauer
GEPA/Harald Steiner
Damen-Chefcoach Harald Rodlauer gibt sein Team für Peking am Montag bekannt

Seit dieser Woche wird mehr auf Individualität gesetzt. „Wir haben die Herumreiserei reduziert. Wir haben so gute Möglichkeiten mit Bischofshofen, Ramsau, Eisenerz, Seefeld“, sprach der 55-Jährige die diversen Bakken an. „Da müssen wir nicht immer alle zusammen sein, weil das Risiko (aufgrund der Coronavirus-Pandemie, Anm.) ist doch hoch momentan.“ Am Montag geht es zur Olympiaeinkleidung nach Wien, die Willingen-Anreise erfolgt am Donnerstag.

Kraft vor Comeback im Weltcup

Bei den Männern geht es schon dieses Wochenende in Titisee-Neustadt weiter. Dabei kehrt auch Stefan Kraft nach seiner freiwilligen Pause nach der verkorksten Vierschanzentournee in den Weltcup zurück. Trotz seiner Formkrise muss sich der Salzburger Weltmeister um einen Platz im Olympiaaufgebot keine Sorgen machen. „Ich wäre ein Depp, würde ich einen wie Stefan Kraft zu Hause lassen“, so Cheftrainer Andreas Widhölzl. „Er ist so gut, wenn er halbwegs stabil ist, kann er jederzeit um den Sieg mitspringen. Von mir kriegt er keinen Stress.“

Nach einer einwöchigen Wettkampfpause und ein paar Trainingssprüngen wird Kraft nun am Samstag und Sonntag in Titisee-Neustadt wieder abheben. „Ich habe versucht, die vergangenen Tage perfekt zu nützen“, sagte der 28-Jährige. In Ramsau, Bischofshofen und auf dem Bergisel standen laut Kraft vor allem Sprungeinheiten auf dem Programm. „Wir waren also sehr fleißig“, meinte der Salzburger. „Dazu haben wir ein paar kleine Veränderungen am Material und am Set-up vorgenommen. Und natürlich habe ich auch geschaut, dass ich den Kopf ein bisschen freibekomme. Am Wochenende war ich einen Tag Ski fahren. Das war insgesamt ein cooler Mix. Jetzt fühl ich mich bereit für den Weltcup in Titisee-Neustadt.“