Matthias Mayer bei der Abfahrt
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Ski alpin

Franzosen stehlen Mayer die Show

Lange sah es so aus, als würde Matthias Mayer am Freitag bei der ersten Streif-Abfahrt sein viertes Podest in Folge in Kitzbühel feiern, doch Blaise Giezendanner aus Frankreich raste mit Startnummer 43 noch aufs Stockerl und verdrängte den Kärntner von Rang drei. Etliche Topfahrer, darunter auch Vincent Kriechmayr, blieben beim ersten Rennen am prestigeträchtigen Hahnenkamm-Wochenende hinter den Erwartungen zurück. Dafür sorgte ein weiterer Franzose für eine Überraschung.

Beim Sieg des Norwegers Aleksander Aamodt Kilde fuhr der überraschend starke Franzose Johan Clarey auf den zweiten Platz (+0,42 Sekunden). Damit sorgte der 41-Jährige für einen neuen Rekord, er ist nun der älteste Fahrer, der es auf ein Weltcup-Podest geschafft hat. „Es ist unglaublich, ich hätte nicht daran gedacht, dass ich es wieder schaffen könnte. Ich weiß nicht, warum es in Kitzbühel so gut läuft, aber ich mag eisige Pisten.“

Lange sah es aus, als würde Mayer hinter Kilde und Clarey Dritter werden. Der Kärntner nahm im Ziel bereits Glückwünsche für seinen Podestplatz entgegen, wollte es allerdings selbst noch nicht ganz wahrhaben und bekundete beim Interviewmarathon schon Sorge: „Ich hoffe, dass es der dritte Platz bleibt, weil es ist noch einiges drinnen. Die jungen Läufer geben noch gescheit Gas, speziell vor den Kanadiern habe ich Angst, denn die fahren hier richtig gut. Aber der dritte Platz, wenn es so bleibt, ist natürlich ein super Ergebnis.“

Kilde rast zu Sieg auf Streif

Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde hat am Freitag erstmals in seiner Karriere die leicht verkürzte Abfahrt auf der Streif gewonnen. Auf Platz zwei landete der Franzose Johan Clarey vor seinem Landsmann Blaise Giezendanner. Matthias Mayer verpasste das Podest als Vierter nur knapp.

Giezendanner schnappt Mayer Podestplatz weg

Am Ende waren es nicht die jungen Kanadier, die ihn noch vom Stockerl verdrängten, sondern der 30-jährige Giezendanner, der auf der schneller werdenden Piste im Ziel vier Hundertstelsekunden schneller als Mayer war und es damit zum ersten Mal auf ein Weltcup-Podest schaffte.

Jubel der Franzosen Johan Clarey und Blaise Giezendanner
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Die beiden Franzosen Clarey (links) und Giezendanner (rechts) sorgten in Kitzbühel für eine Überraschung

Giezendanner konnte anschließend seinen Coup gar nicht fassen: „Ich bin sprachlos, ich muss mir das selber noch einmal anschauen. Ich könnte nicht glücklicher sein. Mein Ski war großartig.“ Kaum jemand hatte den Franzosen auf der Rechnung, auch Clarey wirkte überrascht, eilte dann aber rasch zu seinem Teamkollegen und fiel ihm im Ziel in die Arme. Anschließend ließen sich die beiden Franzosen feiern.

Bessere Stimmung als im Vorjahr

Nach den „Geisterrennen“ im Vorjahr sind heuer pro Renntag immerhin 1.000 Zuschauer zugelassen, die im Zielbereich versuchten, für etwas Stimmung zu sorgen. „Es ist zwar nicht so wie vor zwei Jahren, wo es mit 50.000 Leuten eine gewaltige Sache war. Aber es ist auf jeden Fall um einiges besser als letztes Jahr“, befand Mayer.

Neben dem Kitz-Sieger von 2020 schaffte es mit Daniel Hemetsberger als Zehnter nur noch ein ÖSV-Läufer in die Top Ten. „Meine Fahrt war super, ich habe eigentlich alles so erwischt, wie ich es wollte“, sagte ein zufriedener Hemetsberger.

Kriechmayr bleibt hinter Erwartungen zurück

Nicht zufrieden mit seiner Fahrt war hingegen Kriechmayr, der vergangene Woche bei der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen noch triumphiert hatte. Am Ende reichte es nur für Rang 13. Der Oberösterreicher ging bereits mit der Startnummer drei ins Rennen, wollte das aber nicht als Ausrede gelten lassen: „Im Nachhinein würde ich vielleicht eine hintere Startnummer nehmen, aber es ist meine Entscheidung gewesen. Ich habe die Möglichkeit gehabt, eine hintere Nummer zu nehmen, dementsprechend geht es auch auf meine Kappe. Auf die Nummer möchte ich mich jetzt nicht rausreden.“

Vincent Kriechmayr ist enttäuscht
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Mitfavorit Kriechmayr muss sich mit Rang 13 zufriedengeben

Doch natürlich sei er enttäuscht: „Es ist natürlich bitter, aber es ist, wie’s ist. Ich hätte gern etwas Besseres gezeigt. Die Sektorenzeiten im Mittelteil waren sehr gut, der Rest war bescheiden.“ Neben Kriechmayr zählen auch der Vorjahresdoppelsieger Beat Feuz aus der Schweiz (8.) und der Südtiroler Dominik Paris (27.) zu den großen Geschlagenen. Der Gesamtweltcup-Führende Marco Odermatt zeigte hingegen als Fünfter (+0,78) eine gute Leistung. „Das war eine super Fahrt, vor allem in meinen Passagen, den technischen“, so der Schweizer.

Zuversicht für Sonntag

Am Sonntag (13.30 Uhr, live in ORF1) haben die ÖSV-Läufer erneut die Chance, anzugreifen und es besser zu machen. Mayer blickt zuversichtlich auf das Rennen: „Von meiner Fahrt täte ich gar nichts ändern", so der Doppelolympiasieger. "Herunten möchte ich es noch einmal eins zu eins gleich machen.“ Den Ruhetag am Samstag wolle der 31-Jährige dazu nutzen, um „auszurasten“ und sich auf die zweite Abfahrt vorzubereiten. Auch den Slalom (10.15 Uhr bzw. 13.45 Uhr, live in ORF1) werde er sich vom Hotel aus anschauen.