Ski alpin

Ryding gewinnt sensationell in Kitz

Dave Ryding hat sensationell den Slalom in Kitzbühel gewonnen und damit für den ersten britischen Sieg in der alpinen Weltcup-Geschichte gesorgt. Der 35-Jährige setzte sich am Samstag in einem dramatischen Finale 0,38 Sekunden vor Wengen-Sieger Lucas Braathen durch, dessen norwegischer Landsmann Henrik Kristoffersen belegte mit 0,65 Sekunden Rückstand den dritten Platz. Die Ränge vier und fünf holten die Österreicher Michael Matt (+0,78) und Johannes Strolz (0,80).

Mann des Tages auf dem Ganslernhang war aber Ryding, der als Halbzeitsechster 0,81 Sekunden hinter dem führenden Italiener Alex Vinatzer in die Entscheidung gestartet war und letztlich sogar über seinen Weltcup-Premierensieg jubeln durfte. „Es hat mir leid getan für Vinatzer. Aber ich habe einfach immer gekämpft und hart gearbeitet, um dann ausgerechnet an diesem Ort gewinnen. Ich glaube, Kitzbühel mag mich“, sagte Ryding in seiner ersten Reaktion.

Für Spannung war dank kniffliger Kurssetzung bei Schneefall auf dem legendären Ganslernhang gesorgt. Nur neun Hundertstelsekunden hatten den Halbzeitführenden Vinatzer vom Dritten Sebastian Foss-Solevaag aus Norwegen getrennt. Mit 0,08 Sekunden Rückstand auf Vinatzer griff der Franzose Clement Noel an. Die Entscheidung wurde zum Krimi ohne Happy End auch für Vinatzer, der schon in Alta Badia vor zwei Jahren als Führender im Finale auf Platz vier zurückgerutscht war, diesmal auf Platz 18 (2,34). Noel wurde 15. (1,73), Weltmeister Foss-Solevaag schied aus.

Vinatzer rutscht zurück

Der Südtiroler Alex Vinatzer riskierte als Halbzeitführender im Finale zu viel und rutschte zurück.

Britische Emotionen

Ryding konnte sein Glück im Moment des Triumphs wohl kaum fassen. Mit drittbester Laufzeit hatte er sich noch zum Sensationsgewinner aufgeschwungen und Großbritannien als insgesamt 22. Nation zu einem Eintrag in die Weltcup-Siegerliste verholfen. Über Platz fünf in Val d’Isere war er in dieser Saison nicht hinausgekommen. Zwei zweite und einen dritten Weltcup-Platz hatte er bisher auf dem Konto.

1. Dave Ryding (GBR)
2. Lucas Braathen (NOR)
3. Henrik Kristoffersen (NOR)

„Mein Name ist jetzt Teil der alpinen Skigeschichte. Ich glaube, ich bin jedermanns zweitliebster Skifahrer“, scherzte Ryding. „Jeder weiß, wo ich herkomme, jeder kennt meine Geschichte. Ich habe da einfach Jungs dabei, die ihr Leben für mich eigentlich pausieren, drei Monate nicht zu Hause sind. Ich bin nicht auf Schnee aufgewachsen, sondern auf Plastikmatten. Es ist ein Wahnsinn.“

Rydings Coach Jai Geyer staunte, nachdem er seinen Emotionen freien Lauf gelassen hatte. „Es bedeutet so viel. Niemand hat es mehr verdient als Dave. Er war schon so nah dran, und jetzt ist er der erste Brite. Absolut großartig“, sagte Geyer. „Wir kennen Dave, er ist ein sehr intelligenter und solider Fahrer. Dabei hat er sich heute nicht so gut gefühlt, war verkühlt. Die Erwartungen haben wir eigentlich zurückgeschraubt. Jetzt das. Es bedeutet so viel für den britischen Skisport.“

Matt und Strolz holen auf

Matt, schon zur Halbzeit als Zehnter bester Österreicher, kostete ein Patzer kurz vor dem Ziel eine noch bessere Platzierung. Unter dem Strich blieb trotzdem das beste Saisonergebnis nach Rang elf vor einer Woche in Wengen. Die Formkurve des Tirolers, der trotz Olympiaqualidrucks auch im Finale kompromisslos attackiert hatte, geht nach oben. „Ich habe mich wieder wohlgefühlt und konnte Gas geben“, so Matt. „Endlich hatte ich wieder Spaß und konnte attackieren. Kitzbühel ist immer schwierig, vor allem mit der Kurssetzung.“

Aufholjagd von Matt

Michael Matt verbesserte sich im Finale um sechs Plätze und landete als bester Österreicher damit auf Platz vier.

Im Finale gelang Matt ein Sprung um sechs Plätze, Strolz verbesserte sich gleich um acht. Der Vorarlberger rehabilitierte sich so für den Ausfall in Wengen, nachdem er beim Adelboden-Slalom seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert hatte. In den Weltcup-Slaloms davor war er ebenfalls ausgefallen. „Es tut natürlich gut, wieder ein Ergebnis zu haben. Für den Kopf, für Schladming und die weiteren Rennen. Damit man wieder Vertrauen in sich selbst bekommt“, sagte Strolz.

Schwarz kämpft um Topform

Für die weiteren Österreicher waren die Top Ten knapp außer Reichweite. Marco Schwarz verlor als Zwölfter 1,21 Sekunden auf Ryding, für Dominik Raschner reichte es mit einem Rückstand von 1,61 Sekunden zu Platz 16, womit er sein bisher bestes Saisonergebnis vor zwei Wochen in Adelboden egalisierte. Vor allem Schwarz, Zweiter hinter Daniel Yule (SUI) beim bisher letzten Kitz-Slalom vor zwei Jahren, ringt nach Verletzungspause um seine Topform, der Generalangriff nach Rang 16 in Lauf eins blieb auch in Kitzbühel aus.

„Es geht nicht leicht von der Hand, ich bin nicht in dem sogenannten Flow drin“, so der Kärntner. „Im zweiten Durchgang habe ich es mit der Brechstange versucht, was auch nicht funktioniert hat. Ich muss mir bis Schladming (Dienstag, 17.45 bzw. 20.45 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) noch ein bisserl was einfallen lassen.“

Schwarz auf Platz zwölf

Marco Schwarz fährt seiner Topform weiter hinterher – in Kitzbühel reichte es immerhin zu Platz zwölf.

ÖSV-Trio verpasst Qualifikation

Drei ÖSV-Starter schauten in der Entscheidung nur mehr zu. Marc Digruber verpasste das Finale als 33. (2,16) knapp, Fabio Gstrein (2,34) nach einem Steher im Flachstück und Joshua Sturm (2,70) belegten die Plätze 36 und 39. Gstrein dürfte sich als Vierter des Wengen-Slaloms um die Olympianominierung trotzdem keine Sorgen machen müssen. Am Sonntag muss ÖSV-Cheftrainer Andreas Puelacher das neunköpfige Olympiateam an das Österreichische Olympische Comite (ÖOC) übermitteln.

Ebenso fix qualifiziert wie Strolz ist Manuel Feller, der in Kitzbühel fehlte. Der Tiroler Lokalmatador war nach der Heimreise aus Wengen positiv auf das Coronavirus getestet worden und befindet sich noch in Quarantäne. Feller konnte nicht rechtzeitig freigetestet werden, sein CT-Wert war zu niedrig. In Schladming sollte der 29-Jährige wieder dabei sein. Zuletzt in Wengen war Feller Fünfter geworden, in Adelboden Zweiter hinter Strolz.