Skifahrer Michael Matt (AUT)
GEPA/Thomas Bachun
Ski alpin

ÖSV-Duo zeigte im Sog von Ryding auf

Michael Matt und Johannes Strolz haben am Samstag beim Hahnenkamm-Slalom in Kitzbühel mit den Plätzen vier und fünf aufgezeigt. Doch aufgrund des Sensationssieges von Dave Ryding, der für den ersten Weltcup-Sieg eines Briten sorgte, gerieten die guten Platzierungen des ÖSV-Duos etwas in den Hintergrund. Für die ÖSV-Slalom-Herren ging es auch um die Olympiatickets, denn am Sonntag wird der finale Kader für die Winterspiele in Peking bekanntgegeben – ÖSV-Rennsportleiter Andreas Puelacher steht eine schwierige Entscheidung bevor.

Matt selbst würde sich auf jeden Fall nominieren: „Ich denke schon, dass ich zu einer Olympiade dazugehöre“, sagte der 28-Jährige, dessen Formkurve zuletzt nach oben zeigte. Der Bronze-Medaillengewinner im Slalom von Pyeongchang fügte hinzu: „Platzierung top und Skifahren war auch richtig gut. Ich habe mich wieder einmal wirklich wohlgefühlt und konnte Gas geben. Es war das erste Rennen, wo ich wieder wirklich Spaß hatte und attackieren konnte.“

In den vergangenen Tagen habe jeder nur noch von Olympia geredet, er habe gewusst, wenn er so wie zuletzt weiterfahre, werde er nicht dabei sein. „Ich bin froh, dass ich gezeigt habe, was ich kann. Dass die Formkurve schon sehr steil nach oben zeigt. Das ist für mich wichtig. Alles andere müssen die Cheftrainer entscheiden", so der Tiroler, der noch betonte: „Ich habe vor vier Jahren schon sehr viel Erfahrung bei Olympia gesammelt. Ich hoffe, dass sich das ausgeht.“

Sieg für Ryding, Matt vor Strolz Vierter

Dave Ryding hat sensationell den Slalom in Kitzbühel gewonnen und damit für den ersten britischen Sieg in der alpinen Weltcup-Geschichte gesorgt.

Strolz bestätigt seine Form

Auch Strolz, der in Adelboden seinen ersten Weltcup-Sieg feierte, hofft auf eine Olympia-Nominierung: „Wenn ich jetzt zurückdenke, woher ich komme, dann zeigt der Pfeil immer noch sehr steil nach oben. Morgen (Sonntag, Anm.) bekommen wir dann auch endlich mitgeteilt, ob es für Olympia reicht.“

Skifahrer Johannes Strolz (AUT)
GEPA/Harald Steiner
Adelboden-Sieger Strolz hat nach seinem fünften Platz in Kitzbühel gute Chancen auf eine Olympianominierung

Der Vorarlberger war mit seiner Leistung jedenfalls zufrieden: „Es tut natürlich gut, wieder ein Ergebnis zu haben. Für den Kopf, für Schladming und die weiteren Rennen. Damit man wieder Vertrauen in sich selbst bekommt.“ Er wolle jetzt einfach fokussiert bleiben und schon beim Nachtslalom am Dienstag wieder voll angreifen: „Ich freue mich schon extrem auf Schladming, das ist eins der geilsten Rennen im ganzen Jahr. Da möchte ich einfach wieder Vollgas geben.“

Schwarz weiter auf Formsuche

Zur Halbzeit hatte dem ÖSV-Team mit Matt als Elftem eines der schwächsten Abschneiden in einem Kitzbühel-Slalom gedroht. Ohne Top-Ten-Rang war man in zuvor 54 in der Gamsstadt ausgetragenen Slaloms nur 1976 geblieben. Doch das Duo bewahrte den ÖSV vor einer Enttäuschung. Enttäuscht war hingegen Marco Schwarz nach dem Rennen: „Der Tag war sehr schwierig. Es geht nicht leicht von der Hand, ich bin nicht in dem sogenannten Flow drin“, so der 26-Jährige, der sich mit dem zwölften Platz zufriedengeben musste.

Der Kärntner ist nach seiner Verletzung von Sölden weiterhin auf der Suche nach der Topform. „Im zweiten Durchgang habe ich es mit der Brechstange versucht, was auch nicht funktioniert hat. Ich muss mir bis Schladming noch ein bisserl was einfallen lassen.“ Dennoch versucht Schwarz positiv zu bleiben: „Es ist so ein minimaler Prozentsatz, was abgeht. Wenn ich die paar Prozent habe, dann geht’s. So bin ich noch immer nicht 100 Prozent da. Aktuell ist es zu wenig einfach.“

Kampf um Olympiatickets

Ob es für Schwarz für eine Olympianominierung reicht, wird am Montag offiziell bekannt sein. ÖSV-Rennsportleiter Puealcher muss bis Sonntag eine Entscheidung treffen, denn dann müssen alle Olympischen Komitees die Namen der teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler in China registrieren.

Allerdings entscheidet sich erst am Sonntagvormittag, wie viele ÖSV-Herren im Aufgebot des Österreichischen Olympischen Komitees für Peking überhaupt stehen werden. Denn laut aktuellem Stand hat der ÖSV nur neun Quotenplätze zugesprochen bekommen, doch damit wolle man sich nicht abfinden. "Bei neun weiß ich nicht genau, wie ich das machen soll, alle Disziplinen abzudecken. Das wird dann ganz schwer“, so Puelacher. Er hätte ja schon bei einer Quote von elf Schwierigkeiten. Bei Olympia stehen fünf Einzelrennen und ein Teambewerb auf dem Programm.

Trainer Andreas Puelacher (AUT)
GEPA/Patrick Steiner
ÖSV-Rennsportleiter Puelacher steht eine schwierige Entscheidung bevor: Am Sonntag muss er die Nominierung für die Olympischen Spiele bekanntgeben

Die Quotenverteilung sei für große Nationen eine schwierige Angelegenheit, findet Puelacher: „Nicht nur Österreich, auch andere Nationen müssen Erste-Gruppe-Fahrer zu Hause lassen, eventuell sogar Medaillengewinner zu Hause. Für mich ist das eine komische Herangehensweise, warum auch immer man das macht. Ich verstehe das nicht.“

Neun Olympiaquotenplätze für ÖSV-Herren

Wie auf der Website des Internationalen Skiverbandes (FIS) einsehbar, hält Österreich bei neun Quotenplätzen für die Männer und dem Maximalkontingent von elf bei den Frauen. Auch beispielsweise die Franzosen (7 Frauen/9 Männer) und Italiener (9/7) erheben nun aber Anspruch auf mehr. Die Alpinquote beträgt 306 Plätze, die Qualifikation auch für im Schneesport exotisch anmutende Länder war relativ einfach: 85 Nationen sind in der Kalkulation gelistet, darunter Kolumbien, Eritrea, Indien, die Philippinen und Osttimor.

Schaut man sich an, wie viele Quotenplätze insgesamt in Anspruch genommen werden, sieht man, dass im Ski Freestyle in der Disziplin Halfpipe vier von 50 Quotenplätzen frei sind, im Skicross vier von 64 und in der Snowboard-Halfpipe drei von 50. Das ergibt insgesamt elf nicht beanspruchte Plätze für alle Sportarten und Disziplinen der FIS. Diese könne man aber jetzt nicht einfach ins Alpinlager verschieben, sagte FIS-Generalsekretär Michel Vion und erwähnte, dass es beispielsweise auch im Langlauf den Wunsch nach mehr gab.

Jedenfalls dürfte die Nominierung für die Olympischen Spiele Puelacher noch Kopfzerbrechen bereiten. Die Slalom-Asse reisen derweil weiter nach Schladming, wo auch Manuel Feller, der sein Olympiaticket bereits sicher hat, wieder angreifen will. Der Fieberbrunner verpasste sein Heimrennen aufgrund einer Coronavirus-Infektion. Beim Slalom am Dienstag (17.45 Uhr bzw. 20.45 Uhr, live in ORF1) stehen dann auch die Nominierten für die Olympischen Spiele fest.