Skifahrer Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr (AUT)
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Topstars in Schatten von Hemetsberger

Österreichs Speed-Topstars haben beim Hahnenkamm-Wochenende in Kitzbühel durch die Finger geschaut. Weder Matthias Mayer noch Vincent Kriechmayr erfüllten die eigenen hohen Erwartungen auf der legendären Streif und standen zugleich im Schatten ihres ÖSV-Teamkollegen Daniel Hemetsberger, dem als Drittem in der zweiten Abfahrt erstmals der Sprung auf das Weltcup-Podest gelungen war.

Nach zwei vierten Plätzen in dieser Saison in Wengen und Bormio überraschte Hemetsbergers Topleistung in Kitzbühel weniger als die Nullnummer seiner arrivierten Kameraden. Speed-Doppelweltmeister Kriechmayr war mit dem Selbstvertrauen seines Abfahrtserfolgs in Wengen angereist. Olympiasieger Mayer, Streif-Gewinner von 2020, hatte den Speed-Auftakt in Lake Louise für sich entschieden und in Beaver Creek im Platz zwei geholt, seither mit Podestplätzen in der Königsdisziplin allerdings gegeizt.

Zwei vierte Plätze auf der Streif sind undankbar, jedoch für Mayer kein Grund zum Ärgern. Wiewohl es in der nächsten Abfahrt in zwei Wochen in Peking schon um Olympiagold in Peking geht und ein Erfolgserlebnis beim Heimrennen nicht geschadet hätte. Sorgen um die Form macht sich Mayer ebenso nicht wie Kriechmayr, obwohl er nach zwei 13. Plätzen in Kitzbühel ein bisschen ratlos wirkte, während Mayer genau wusste, wo er die entscheidenden Hundertstelsekunden verloren hatte.

Hemetsberger bei Schweizer Kitz-Triumph Dritter

Nach seinem Double im vergangenen Jahr gewann Beat Feuz am Sonntag die Kitzbühel-Abfahrt auf der Originalstrecke und führte dabei einen Schweizer Doppelsieg vor dem Weltcup-Gesamtführenden Marco Odermatt an. Grund zum Feiern gab es auch für Daniel Hemetsberger.

Mayer und das fehlende Glück

Das Glück hatte Mayer jedenfalls nicht an seiner Seite. 0,04 Sekunden fehlten ihm als Viertem in beiden Abfahrten auf das Podest bzw. auf Hemetsberger und den überraschenden Franzosen Blaise Giezendanner in der verkürzten Abfahrt am Freitag. Am Sonntag patzte Mayer in der Steilhang-Ausfahrt, nachdem er zu viel Risiko genommen hatte. „Ich wollte ein bisschen mit der Brechstange hineinfahren. Das ist nach hinten losgegangen“, sagte Mayer, der es locker nahm.

„Zweimal eine enge Geschichte, aber ich glaub, es geht schlechter in Kitzbühel. Aber klar, es wäre viel mehr drinnen gewesen. Jeder ist gerne auf dem Podium“, so Mayer. Dass er das Hundertstelglück zuletzt nicht auf seiner Seite hatte, wurme ihn – allerdings nicht so sehr, dass er sich darüber den Kopf zerbrechen würde. „Mein Skifahren war sehr gut, es gab viel Positives, und das zählt. Ich kann mit einem guten Gefühl auf die nächsten Rennen blicken.“

Skifahrer Matthias Mayer (AUT)
GEPA/Harald Steiner
Vier Hundertstelsekunden fehlten Mayer in beiden Streif-Abfahrten auf das Podest

Ratlosigkeit bei Kriechmayr

Der Abflug nach Peking erfolgt am Freitag. Im Flieger dabei sind vermutlich auch Hemetsberger („Ich weiß es nicht, es wäre ein Traum“) und sicher Kriechmayr, der wusste: "Für Olympia muss ich mich aber auf jeden Fall noch steigern.“ In Kitzbühel bilanzierte er „bescheiden“. „Es war nicht gerade das, was ich mir vorgenommen habe“, sagte Kriechmayr. „Es war einfach der Wurm drinnen. Ich glaube schon, dass ich es besser kann, nur muss ich es halt auch zeigen.“

Kriechmayr gab sich am Sonntag ein bisschen ratlos – auch über den enormen Rückstand von 1,81 Sekunden auf den Schweizer Streif-Sieger Beat Feuz. Ob er sich in der Startnummer (17) vergriffen hatte, wusste er nicht. „Grundsätzlich hat es mich beim U-Hakerl ein bisschen hinuntergeschlagen.“ Eine schlüssige Erklärung für den Rucksack von fast zwei Sekunden ist das nicht. „Der Abstand ist schon sehr groß. Ich muss genau analysieren, was da bei mir so gescheitert ist.“

Kriechmayr geschlagen

Vincent Kreichmayr war in Kitzbühel diesmal chancenlos, in beiden Abfahrten belegte der Weltmeister Platz 13

Die kommenden Tage werde er wie seine Teamkollegen auch dazu nützen, zu regenerieren und Kräfte für die nächsten Aufgaben sammeln. „Ein bisschen runterfahren und schauen, dass ich mich konditionell erhole – und natürlich baue ich auch bisschen Training ein. Dann geht es eh schon nach China, und dort geht es dann Schlag auf Schlag. Da muss man direkt parat sein“, sagte Kriechmayr.

Hemetsberger mausert sich

Dass bei der Olympiaeinkleidung am Montag in Wien auch Hemetsberger am Start ist, steht nach seiner Glanzleistung in Kitzbühel außer Zweifel. In seinem 26. Weltcup-Rennen hatte es erstmals zum Podest gereicht – vier Jahre nach Platz 45 bei seinem Weltcup-Debüt in der Hahnenkamm-Abfahrt im Jänner 2018. Erst in dieser Saison mauserte sich der 30-jährige Oberösterreicher zum absoluten Spitzenabfahrer.

Noch gibt es für Hemetsberger Luft nach oben, wenngleich dieser dritte Platz auf der Streif nicht hoch genug eingeordnet werden kann. „Das Podest ist jetzt echt der Wahnsinn, damit hätte ich nicht gerechnet“, sagte Hemetsberger. „Ich möchte auf der Streif einmal gewinnen. Ich glaube, das ist für jeden Abfahrer das allerwichtigste Ziel. Noch dazu als Österreicher daheim. Das will jeder von uns unbedingt.“