Ski alpin

Hemetsberger glänzt bei Schweizer Triumph

Routinier Beat Feuz fühlt sich auf der Streif wohl. Nach seinem Double im vergangenen Jahr gewann der 34-Jährige am Sonntag die Kitzbühel-Abfahrt auf der Originalstrecke und führte dabei einen Schweizer Doppelsieg vor dem Weltcup-Gesamtführenden Marco Odermatt (+0,21) an. Grund zum Feiern gab es auch für Daniel Hemetsberger, der als Dritter ausgerechnet auf der legendären Streif seinen ersten Podestplatz holte. Erneut Vierter wurde Matthias Mayer.

Hemetsberger, Zehnter der verkürzten Abfahrt am Freitag, legte als Testpilot auf der perfekt präparierten Streif mit Startnummer eins eine beherzte und optisch fast makellose Fahrt hin. 0,90 Sekunden trennten den Oberösterreicher letztlich von Feuz, der seinen 16 Weltcup-Sieg (13. in der Abfahrt) und den ersten in dieser Saison eroberte.

Der Schweizer Routinier meisterte geschmeidig alle Schlüsselpassagen, auch die neu gestaltete Hausbergkante und die Einfahrt zur Traverse, wo davor Odermatt mit einem Schnitzer möglicherweise seinen ersten Abfahrtssieg vergab. Der 24-Jährige hatte gerade noch die Kurve gekratzt, aber entscheidende Zehntelsekunden auf seinen Landsmann verloren.

1. Beat Feuz (SUI)
2. Marco Odermatt (SUI)
3. Daniel Hemetsberger (AUT)

„Ein absoluter Traum“

Im Ziel musste Hemetsberger die Überlegenheit der beiden Schweizer nickend anerkennen. Groß war seine Freude über den ersten Weltcup-Podestplatz nach zwei vierten Plätzen in dieser Saison in Wengen und Bormio trotzdem. „Das ist ein absoluter Traum hier, zu Hause, auf der schwersten Abfahrtsstrecke überhaupt, meinen ersten Podestplatz zu schaffen. Da brauche ich sicher ein paar Tage, um das zu realisieren“, so Hemetsberger.

Die Bedingungen waren annähernd perfekt, die Piste gab sich trotz des Schneefalls bis in die Nacht vor dem Rennen kompakt, eisig und spektakulär. Problem laut Hemetsberger ist nur die Bodensicht gewesen. „Ich muss schon sagen, dass ich den Boden nicht gesehen habe“, sagte der 30-Jährige. „Darum habe ich auf der Seidlalm beim Schwung auch die Welle übersehen. Aber es hat insgesamt schon gut gepasst.“

Hemetsberger bei Schweizer Kitz-Triumph Dritter

Nach seinem Double im vergangenen Jahr gewann Beat Feuz am Sonntag die Kitzbühel-Abfahrt auf der Originalstrecke und führte dabei einen Schweizer Doppelsieg vor dem Weltcup-Gesamtführenden Marco Odermatt an. Grund zum Feiern gab es auch für Daniel Hemetsberger.

Schweizern gelingt Revanche

Sieger Feuz, bei den Heimabfahrten auf dem Lauberhorn vor einer Woche einmal Dritter und einmal Zweiter (hinter Vincent Kriechmayr) freute sich über die gelungene Revanche. „Natürlich wollten wir nach dem Sieg von Kriechmayr in Wengen hier in Kitzbühel zurückschlagen und mit Odermatt und mir hat das gut funktioniert“, sagte Feuz. „Es freut mich sehr, dass ich von oben bis unten eigentlich ohne Fehler hinuntergekommen bin.“

Mit Schaudern erinnerte sich Odermatt an seine Schrecksekunde vor der Traverse. „Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich da den inneren Schweinehund überwinden konnte und am Limit das Tor erreichen konnte. Lieber links vom Tor als mitten durch“, so Odermatt, der als Zweiter überglücklich wirkte. „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung. Und gerade mit Beat auf dem Podest, für ihn der dritte Sieg hier, einfach unglaublich.“ Aber auch Odermatt sei, wie er sagte, „für den ersten Abfahrtssieg auf jeden Fall bereit“.

Mayer geht wieder leer aus

Durch die Finger schaute wieder Mayer, dem auf Hemetsberger und das Podest erneut vier Hundertstelsekunden fehlten. Der Streif-Sieger von 2020 schaute auf eine vermurkste Fahrt zurück. Schon bei der Anfahrt vom Steilhang fand der Kärntner nicht die Ideallinie und verlor an Tempo und Zeit. Weitere kleine Schnitzer kosteten ihm erneut das Podest, das er schon in der ersten Abfahrt als Vierter knapp verpasst hatte.

Mayer verpasst Podest

Um vier Hundertstelsekunden ist Mayer hinter Hemetsberger und dem Podest geblieben.

Der Kärntner nahm es gelassen. „Ich glaube, ein vierter Platz ist kein schlechtes Ergebnis, ist natürlich sehr eng hin zum Podest. Aber der Hemetsberger hat es auch wirklich verdient, den dritten Platz. Gratulation.“ Über seine Fahrt sagte Mayer: „In der Ausfahrt Steilhang habe ich einfach zu viel riskiert. Ich wollte ein bisschen mit der Brechstange hineinfahren in diese Passage, das ist nach hinten losgegangen.“

Kriechmayr und Kilde geschlagen

Für die weiteren Österreicher war der Traum von einem Spitzenplatz jäh geplatzt – allen voran Doppelweltmeister Kriechmayr, der mit 1,81 Sekunden Rückstand unmittelbar vor Max Franz (+1,85) 13. wurde. Als Zehnter und zugleich drittbester Österreicher schwang Daniel Danklmaier (+1,49) ab. Otmar Striedinger schied aus – der Kärntner war oben noch gut dabei und fuhr nach einem Fehler im Mittelteil dann bei der Einfahrt Traverse endgültig am Tor vorbei.

Enttäuscht war vor allem Kriechmayr, der sich nach dem Erfolg in Wengen auch für das Hahnenkamm-Wochenende viel vorgenommen hatte. „Es war einfach der Wurm drinnen. Ich denke schon, dass ich es besser kann, aber man muss es dann halt auch zeigen. Der Rückstand ist schon groß. Ich muss analysieren was da so gescheitert ist. Aber ehrlich gesagt bin ich schon ein bisschen ratlos.“

Zu den großen Geschlagenen zählte auch Aleksander Aamodt Kilde, der nach seinem Sieg am Freitag als Favorit gestartet war. Jedoch verlor der Norweger kontinuierlich an Zeit und patzte wie Odermatt bei der Einfahrt in die Traverse. Mit letztlich 1,23 Sekunden Rückstand und Platz sechs war der siebente Saisonsieg für Kilde außer Reichweite. Den Abfahrtsweltcup führt er weiter an.

Nächste Station Peking

Für die Speed-Herren war Kitzbühel die letzte Weltcup-Station vor der Abreise zu den Olympischen Spielen in Peking, wogegen die Techniker und Technikerinnen am Dienstag beim Nachtslalom in Schladming (17.45 und 20.45 Uhr) bzw. beim Riesentorlauf in Kronplatz (10.30 und 13.30 Uhr) noch einmal gefordert sind.

Die Speed-Damen beenden ihr vorolympisches Weltcup-Programm am Wochenende in Garmisch mit einer Abfahrt (Samstag) und einem Super-G (Sonntag). Zum alpinen Auftakt der Winterspiele geht am Sonntag (4.00 Uhr, live in ORF1) in zwei Wochen die Herren-Abfahrt in Szene. Der 20-köpfige Olympiakader (elf Damen, neun Herren) wird am Montag kommuniziert.