Skifahrer auf der Piste
GEPA/Christian Walgram
Ski alpin

Quote: Entscheidung wohl am Montag

Der Österreichische Skiverband (ÖSV) hat in der Debatte über die Quotenplätze für die am 4. Februar beginnenden Olympischen Winterspiele in Peking den Druck auf die FIS erhöht. Der Weltverband soll über Vorgänge bei vier unterklassigen alpinen Rennen in Malbun in Liechtenstein aufklären. Ein Manipulationsverdacht liege nahe, hieß es aus dem ÖSV. Erst am Montag ist eine Entscheidung zu erwarten, ob im ÖOC-Aufgebot für die Winterspiele in China doch elf statt der laut Quote zugestandenen neun Alpinski-Männer stehen werden.

Der ÖSV und andere Nationen wie Italien oder Frankreich warten darauf, ob das IOC den Vorschlag, nicht genützte Quotenplätze aus anderen Sportarten zu den Alpinen zu transferieren, zustimmt. Ansonsten verlangt man die Annullierung fragwürdiger Rennen.

Bis zu dem Event in Liechtenstein war dem ÖSV die Maximalquote von elf Plätzen zugesprochen worden. Nach den Rennen im Rahmen des Malbun Exotic Nations Cup am 12./13. Jänner wurde die Zahl auf neun reduziert. Bis zum Erscheinen der letzten FIS-Punkteliste lag der ÖSV noch jeweils auf einer Quote von je elf Frauen und Männern, danach nur noch bei 11:9.

„Noch nicht entschieden“

„Die Sache ist leider immer noch nicht entschieden, was natürlich sehr lästig für uns ist, weil wir mitten im Nominierungsprozess drinnen sind“, sagte ÖSV-Sportchef Anton Giger am Sonntag im ORF-Interview. „Es liegt jetzt bei der FIS. Die Experten sind sich eigentlich einig, dass das nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Auf Grund dieser Rennen haben kleinere Nationen ihre Basisquoten für die Olympischen Spiele bekommen. Und darum sind zu wenige Quotenplätze für die großen Nationen übergeblieben“, so Giger weiter.

Wird dem Vorschlag, die elf ungenützten Quotenplätze aus anderen FIS-Sportarten (im Skifreestyle in der Disziplin Halfpipe vier, im Skicross vier und in der Snowboard-Halfpipe drei) ins Alpine zu transferieren, nachgekommen, wäre laut Giger „das Problem aufs Erste halbwegs gelöst. Im Frühjahr muss man das ganze System gründlich neu aufstellen.“ Denn das Qualifikationssystem werde schon seit Jahren von großen Alpinnationen kritisiert.

Zu wenig Plätze für die Besten

„Ich bin absolut für die Quoten. Erstens für Gender Equality, dass Damen und Herren gleichberechtigt sind. Auf der anderen Seite soll es ein ausgewogenes Verhältnis ergeben. Diese Ausgewogenheit ist durch diese Rennen, die da stattgefunden haben, gekippt worden“, so der Sportchef.

Das Problem mit den geänderten Quotenplätzen hätten nicht nur die Österreicher, sondern auch die Franzosen (7 Frauen/9 Männer) und Italiener (9/7), sagte Giger in Kitzbühelim ORF. Die Grundquote, erklärte Giger, sei für viele Länder leicht zu erreichen gewesen, da reiche Platz 4.000 in der FIS-Punkterangliste. „Das haben sehr viele Nationen probiert, das sind schon einmal 79 Plätze.“

Anton Giger (OESV)
GEPA/Thomas Bachun
ÖSV-Sportchef Giger ist mit der Quotenregelung alles andere als glücklich

Zudem sei die Alpinquote von 320 auf 306 Plätze gekürzt worden, weil neue Sportarten (Disziplinen/Anm.) bei den Winterspielen dazugekommen seien. „Für die Besten sind viel zu wenig Plätze übrig. Das muss die FIS regeln, das wird sie, davon bin ich überzeugt“, sagte Giger. Es könne nicht sein, dass Podiumsfahrer aus Italien, Frankreich oder Österreich nicht mitmachen können, weil die Quotenberechnung explodiert sei.

Weiters werden maximal zwei Plätze an Nationen vergeben, die in der WCSL (Weltrangliste) Aktive unter den Top 30 haben, das sind ca. 30 Plätze je für Frauen und Männer. Die restlichen Startplätze werden anhand der Allocation list aufgefüllt, bei den Frauen sind das 62, bei den Männern nur 45. „79 Plätze als Basisquote und 45 für die Besten der Besten ist ein absolutes Missverhältnis. Das System ist uns um die Ohren geflogen, die Gender-Equality verschärft es zusätzlich, weil du keinen Spielraum mehr hast“, so Giger.

Minifeld sammelt fleißig Punkte

Der Verdacht der Manipulation in Malbun stützt sich auf das Studium der Ergebnislisten der nationalen Meisterschaften und nationalen Junioren-Meisterschaften der Kapverden und von Jamaika. Kurios und ein Detail am Rande: Auch der Mexikaner Hubertus von Hohenlohe (Geburtsjahr 1959) und der Argentinier Cristian Javier Simari Birkner (1980) waren bei den Nachwuchsrennen am Start. Wobei das Ergebnis des einen Auswirkung auf den Punktestand des anderen hatte, weil nur zehn Teilnehmer am Start waren.

FIS-Punkte setzen sich aus Rennpunkten und dem Zuschlag zusammen. Vereinfacht gesagt: Wenn eben nur zehn Teilnehmer am Start sind, wie es bei den vier Rennen in Malbun der Fall war, und sich eigentlich viel schlechtere Läufer besser als die vermeintlich Guten, aber so innerhalb der Top Ten platzieren, wirkt sich das auf die Berechnung des Zuschlags (Wert des Rennens) aus. FIS-Punkte werden aus dem Mittelwert von fünf Rennen errechnet, wer unter 160 ist, bekommt die Berechtigung für Olympia.

„Wäre ein Skandal“

Der ÖSV hat die FIS auf diese Rennen in Malbun hingewiesen. Mit dem derzeit geltenden System sei der Manipulation Tür und Tor geöffnet, sagte Giger. „Normal schenken wir solchen Rennen keine erhöhte Aufmerksamkeit, aber wenn es so ist, dass ein paar der Besten daheimbleiben müssen, weil so die Basisquoten vermehrt in Anspruch genommen werden, ist das ein ernstes Thema. Das gehört im Frühjahr diskutiert.“ Das Thema beschäftigt freilich auch die Athleten. „Neun Startplätze für ein österreichisches Herren-Team wären in meinen Augen ein riesiger Skandal. Ich hoffe, dass sich noch eine andere Lösung findet“, sagte Abfahrer Otmar Striedinger.