Fast wäre Brady ein ähnlich erfolgreiches Comeback wie 2017 in der Super Bowl mit den New England Patriots geglückt, als man gegen die Atlanta Falcons einen 3:28-Rückstand aufgeholt und noch mit 34:28 nach Verlängerung gewonnen hatte. Doch dieses Mal beförderte Kicker Matt Gay die Rams mit einem Field Goal aus 30 Yards weiter. Während das Team aus Kalifornien damit weiter von einer Heim-Super-Bowl träumen darf, könnte Quarterback-Altmeister Brady mit 44 Jahren das letzte Spiel seiner Karriere gespielt haben.
„Ich habe darüber noch nicht viel nachgedacht. Wir werden von Tag zu Tag schauen und dann werden wir sehen“, antwortete Brady auf eine diesbezügliche Frage bei der Pressekonferenz nach dem Spiel. Die Rams treffen am Sonntag im NFC-Finale vor eigenem Publikum auf die San Francisco 49ers (13:10 in Green Bay). Vorjahresfinalist Kansas City richtet zuvor zum vierten Mal in Folge ein AFC-Finale aus (Rekord) und empfängt dabei die Cincinnati Bengals (16:13 in Tennessee). Die Super Bowl LVI geht am 13. Februar in Los Angeles über die Bühne.
Chiefs gewinnen nach verrücktem Finish
Die Neuauflage des Halbfinales zwischen den Chiefs und den Bills aus dem vergangenen Jahr hielt, was sie versprochen hatte. Das Duell der Quarterback-Stars Patrick Mahomes und Josh Allen schaukelte sich speziell im Finish hoch. Nach der Two-Minute-Warning in der zweiten Hälfte gab es in der regulären Spielzeit noch drei Touchdowns, drei Führungswechsel und 25 Punkte zu sehen.
13 Sekunden vor Schluss fing dabei Buffalos Wide Receiver Gabriel Davis seinen vierten Touchdownpass in diesem Spiel und stellte mit diesem neuen NFL-Postseason-Rekord auf 36:33 für die Bills. Doch Mahomes bewies einmal mehr seine Klasse und bereitete ein Field Goal durch Harrison Butker aus 49 Yards vor. In der Verlängerung führte der 26-Jährige sein Team erneut das Feld hinunter und warf den Ball in die Arme von Tight End Travis Kelce zum vielumjubelten Sieg.
„Das war ein verrücktes Spiel“, sagte Mahomes dem TV-Sender CBS. „Wir werden als dieses Team noch oft spielen in Partien wie dieser. Mit diesem Quarterback und diesen Trainern …“, fügte der Spielmacher hinzu, der in der Saison 2019/20 mit den Chiefs seinen ersten Titel gewonnen hatte und vor einem Jahr im Finale klar mit 9:31 an Tampa gescheitert war.
Bills-Spielmacher Allen reichten dieses Mal vier Touchdownpässe und 329 Yards Raumgewinn nicht, alleine Davis hatte Zuspiele für 201 Yards gefangen. Wie schon 2021 zog Buffalo in Missouri den Kürzeren und muss damit zumindest ein weiteres Jahr auf seinen ersten Titel warten. Die Bills verloren einst Anfang der 1990er Jahre vier Super Bowls in Folge und kehrten seither nicht ins Endspiel zurück.
Zwei unterschiedliche Hälften in Tampa
Die rund 66.000 Zuschauer im Raymond James Stadium in Tampa sahen zuvor zwei konträre Hälften. In der ersten konnten die mit Starspielern gespickten Rams ihre Titelambitionen in dieser Saison eindrucksvoll unter Beweis stellen und führten mit 20:3. Brady gelang wenig bis gar nichts, er wurde von der Rams-Defensive konsequent unter Druck gesetzt und warf eine Interception, sein Pendant Matthew Stafford hingegen einen 70-Yards-Touchdownpass zu Cooper Kupp.
Brady unterlief auch noch ein Fumble, er erlitt bei einem Hit von Verteidiger Von Miller eine blutige Lippe. Als der Superstar danach den Schiedsrichter anschrie, erhielt er eine seltene Strafe. Die Buccaneers kamen schließlich spät auf Betriebstemperatur, auch weil die Rams am Ende nicht weniger als viermal den Ball verloren. 3:25 Minuten vor Schluss warf Brady einen traumhaften Pass zu Wide Receiver Mike Evans für 55 Yards zum 20:27, Runningback Leonard Fournette glich nach einem Fumble der Gäste aus und ließ die „Bucs“ wieder träumen.
Doch als alle schon mit einer Verlängerung rechneten, zeigte Stafford, warum die Rams vor einem Jahr via Trade zwei Draft-Erstrundenpicks an die Detroit Lions abgegeben hatten. Sein 44-Yards-Pass erreichte Kupp und legte das entscheidende Field Goal zum Sieg der Gäste auf.
Zukunft von Brady offen
Bereits vor dem Spiel kamen Spekulationen über die Zukunft von Brady auf. Das gehört beim mittlerweile 44-Jährigen in dieser Phase der Saison naturgemäß dazu, dieses Mal scheinen sich die Indizien aber zu verdichten, dass er zumindest ernsthaft ein Karriereende andenkt. Das berichtete unter anderem der US-TV-Sportsender ESPN.
Der siebenfache Rekordchampion, der sechs Titel mit den New England Patriots und einen mit den Buccaneers gewann, hat sich bisher zu seiner Zukunft bedeckt gehalten. In jedem Fall will sich der Quarterback für seine Entscheidung ausreichend Zeit lassen, wie ESPN berichtete, noch hat er bei den Buccaneers einen Vertrag über ein Jahr.
Sollte es tatsächlich sein letztes Spiel gewesen sein, verabschiedete sich Brady nach einem denkwürdigen Play-off-Wochenende. Bereits am Samstag hatte es mit Green Bay und Tennessee die topgesetzten Teams ihrer jeweiligen Conference erwischt. Die Packers unterlagen im NFC-Duell San Francisco mit 10:13, die Titans verloren gegen Cincinnati mit 16:19. Wie in Tampa gewann auch in diesen Spielen jeweils das Auswärtsteam mit einem Field Goal bei auslaufender Uhr.