Ski alpin

ÖSV-Team gefangen in Coronavirus-Spirale

Die österreichischen Slalom-Asse sind ausgerechnet vor bzw. während der Heimrennen in Kitzbühel und Schladming in die Coronavirus-Falle getappt. Die Angst davor und vor möglichen Auswirkungen auf die Olympischen Spiele in Peking wird größer. Nach Manuel Feller wurde auch Michael Matt positiv getestet – die Nachricht erhielt er am Montag. Der Tiroler darf beim Nightrace am Dienstag (17.45 bzw. 20.45 Uhr, live in ORF1) nicht starten.

Dabei hatte Matt erst zwei Tage davor auf dem Kitzbüheler Ganslernhang als Vierter und bester Österreicher seine hartnäckige Formkrise abgeschüttelt. Die Olympianominierung am Montag hätte ihm auf der Planai zusätzliche Lockerheit verleihen sollen – und nun der Keulenschlag. Feller, der nach Wengen positiv getestet worden war, darf hingegen in Schladming, wo er in der vergangenen Saison als Halbzeitführender im Finale ausgeschieden war, starten. Sein CT-Wert lag am Montag laut ÖSV-Angaben bei 31,7 und damit hoch genug.

Laut Regeln des Internationalen Skiverbands (FIS) muss dieser Wert über 30 sein, um starten zu dürfen. Bei den Olympischen Spielen liegt die Norm bei 40, also deutlich höher. In Schladming wurde Feller die Startnummer eins für den Slalom zugelost, nachdem er den Kitzbühel-Slalom noch im Fernsehen verfolgt hatte.

Zittern vor Testergebnissen

Der positive CoV-Test bei Matt spuckte einen CT-Wert von 34,8 aus. Der 28-Jährige habe keine Symptome, fühlt sich gut, musste sich aber in behördliche Quarantäne begeben. Für ÖSV-Slalom-Coach Marko Pfeifer ist die aktuelle Situation schwer erträglich. Jederzeit könnte ein anderer Fahrer ausfallen. Das Zittern vor der täglichen CoV-Statusmeldung wird größer.

Neben Matt, Feller und Raphael Haaser, der beim Adelboden-Riesentorlauf zum Zuschauen verdammt war, war aus dem Herren-Team noch Speed-Fahrer Vincent Kriechmayr in der Woche vor Wengen positiv getestet worden. Der Weltmeister verpasste die Trainings. Dank einer FIS-Ausnahmeregelung durfte er dennoch an den Start und gewann die zweite Abfahrt des Lauberhorn-Doppels sogar. Aktuell geistert das Coronavirus durchs Slalom-Team der Österreicher.

Harte Zeiten werden härter

Jedenfalls durchlebt Trainer Pfeifer in dieser Saison harte Zeiten, die vor den Heimklassikern härter wurden. „Davor waren es Verletzungen bei Topleuten, nun schlägt der Coronateufel bei uns Österreichern zu“, sagte Pfeifer. „Mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht, aber irgendwas machen wir falsch und die anderen besser. In letzter Zeit ist es schon sehr viel geworden“, sagte Pfeifer. Sich aufs Skifahren zu konzentrieren, sei derzeit nicht so einfach.

Marko Pfeifer
GEPA/David Geieregger
Slalom-Coach Pfeifer und sein Team erleben gerade harte Zeiten

„Es wird viel geredet darüber, es belastet die Läufer. Keine leichte Situation. Ich bin schon lange in diesem Geschäft, aber derzeit ist alles sehr speziell – auch in Hinblick auf Olympia.“ Mit Verweis auf den Slalom in Schladming sagte Pfeifer: „Ich hoffe, dass die Burschen das so gut wie möglich ausblenden können und trotz allem noch halbwegs gut Ski fahren.“

Ungelöstes Coronavirus-Rätsel

Johannes Strolz, Überraschungssieger in Adelboden und in Kitzbühel hinter Matt Fünfter, ist das CoV-Dilemma innerhalb des Teams ein Rätsel, das geistig die gesamte Mannschaft beschäftige. „Es ist einfach das größte Thema im Moment, leider, und nochmal eine zusätzliche Belastung zum ganzen Wettkampfstress und zu den Trainings“, sagte der 29-Jährige, der am Dienstag zu den heißesten Anwärtern auf einen Spitzenplatz zählt.

Johannes Strolz
GEPA/Thomas Bachun
Auch Strolz fällt es derzeit schwer, sich auf das Skifahren zu konzentrieren

Sich auf das Wesentliche zu fokussieren, fällt derzeit auch dem Vorarlberger schwer. Die CoV-Angst fährt im Weltcup mit. Trotz all der prekären Schutzmaßnahmen. „Wir versuchen eh schon alles, wir sind alle in Einzelzimmern, haben ständig die Maske auf, auch im Auto und so weiter. Also ich wüsste nicht, was wir sonst noch alles machen könnten. Da müsste sonst jeder unter einer Glaskugel leben“, haderte Strolz, der neben Matt, Schwarz und Feller für den Olympiaslalom (16. Februar) in Peking nominiert worden war.

Frühestmöglich nach China

Nach Schladming geht es für Pfeifers Slalom-Truppe am Mittwoch zur Olympiaeinkleidung nach Wien, schon am Freitag fliegt er mit Strolz und Schwarz per Chartermaschine nach China, wo beide auch die Kombination (10. Februar) bestreiten werden. Der Rest des Teams folgt eine Woche später. „Wir wollen so früh wie möglich rüber und statt hier in China trainieren, weil dort ist man in Sachen Corona am sichersten, wenns auch vielleicht nicht lustig ist“, sagte Pfeifer.