Johannes Strolz (AUT)
GEPA/Patrick Steiner
Ski alpin

Strolz’ langer Weg zu Olympiaehren

Slalom-Spezialist Johannes Strolz ist heuer der Durchbruch zum Topfahrer gelungen. Im Jänner holte sich der Vorarlberger sensationell seinen ersten Weltcup-Sieg in Adelboden, bestätigte mit Platz fünf in Kitzbühel seine gute Form und wird Österreich bei den Olympischen Spielen in Peking vertreten. Dabei stand der 29-Jährige letzten Sommer kurz vor seinem Karriereende – mangels guter Ergebnisse wurde Strolz aus dem ÖSV-Kader aussortiert.

Strolz selbst kann seinen phänomenalen Aufstieg noch nicht fassen: „Wenn ich dran denke, wo ich herkomme, dann ist das komplett verrückt. Ich bin so knapp vor dem Karriereende gestanden. Und jetzt bin ich ein Weltcup-Sieger und im Olympiateam für Österreich.“ Es sei einfach ein „absoluter Traum“.

Hätte ihm jemand zu Saisonbeginn seine guten Erfolge vorhergesagt, dann hätte Strolz geantwortet: „Jetzt beruhige dich mal, weil ich kämpfe grad ums Überleben in dem Sport.“ Im Frühjahr war Strolz aus allen ÖSV-Kadern geflogen, musste sich in Eigenregie auf die Saison vorbereiten und seine Ski selbst präparieren.

Johannes Strolz (AUT)
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Olympia statt Karriereende: Strolz hat sich erfolgreich nach Peking gekämpft

„Servicemann Strolz“, wie er sich selbst bezeichnet, werde seine Ski vorerst auch weiterhin selbst präparieren und vor Olympia keine Experimente mehr wagen. In Peking werde er zwar von seinem Ausrüster Head mitbetreut, seine Kanten und sein Set-up für den Slalom-Ski wird er jedoch selbst herrichten. Doch für die Zukunft sei ein Servicemann aber sicherlich wichtig, so der Sohn des Olympiasiegers von 1988, Hubert Strolz.

Wendepunkt erfolgte letzten Sommer

Der Wendepunkt seiner Karriere passierte vergangenen Sommer. Er habe zwar schon in den vergangenen Jahren viel richtig gemacht und sei gut auf dem Ski gestanden, doch irgendetwas habe immer noch gefehlt. Und dieses fehlende Teil im System fand er endlich letzten Sommer.

"Und dann habe ich im Winter nochmals die Chance und das Vertrauen gekriegt, obwohl ich nach den ersten zwei Rennen null Punkte hatte. Dann habe ich in Adelboden endlich mal zwei richtig gute Läufe ins Ziel gebracht und gezeigt, dass auch alles möglich ist, wenn alles passt“, sagte der Slalom-Spezialist, der sowohl als Athlet als auch als Person „gereift“ sei.

Johannes Strolz (AUT)
GEPA/Patrick Steiner
Strolz fuhr in Adelboden überraschend zu seinem ersten Weltcup-Sieg

Ungewissheit bereitet Strolz Sorgen

Generell hätte sich viel beim Material geändert, er habe sich aber skifahrerisch enorm verbessert. Doch hauptsächlich im Kopf ist viel passiert, betonte Strolz und führt aus: „Was mich vor allem vor Adelboden beschäftigt hat, war immer diese Ungewissheit und die Frage, ob ich nächstes Jahr überhaupt noch Profisportler bin oder nicht.“

Er habe dann aber für sich selbst erkannt, dass es dafür ohnehin nie eine Garantie geben werde: „Ich habe zu mir selbst gesagt: Höre auf, so viel daran zu denken, denn die Garantie und Sicherheit gibt es für niemand. Wenn der (Marcel, Anm.) Hirscher sich verletzt hätte, wäre er genauso in der Luft gehangen. Also habe ich gesagt, lass los und gib Gas."

Ausfall in Schladming

Gas hat Strolz auch am Dienstag im ersten Durchgang beim Nachtslalom in Schladming gegeben – zumindest am Beginn. Denn nach einem Fehler im Steilhang schied der Vorarlberger mit der drittbesten Zwischenzeit im Mittelteil aus. Es sei aber auf jeden Fall besser, schnell auszuscheiden, als sich dann im Ziel zu denken: „Hätte ich doch mal mehr Gas gegeben.“ Die Devise sei klar gewesen: „All in – und das habe ich auch gemacht, ich habe wirklich alles rausgeholt“, so der 29-Jährige nach dem Rennen.

Johannes Strolz
APA/Georg Hochmuth
Beim Heimrennen in Schladming schied Strolz im ersten Durchgang nach schnellen Zwischenzeiten aus

Für Strolz ist der Ausfall im Hinblick auf Olympia ohnehin nicht tragisch, es sei vielleicht sogar ein Vorteil: „Ich habe immerhin auf der letzten Rille Gas gegeben und so eine Erfahrung gemacht, dass ich in Peking vielleicht dann bemerke, dass es eng wird hin zum nächsten Tor. Dann weiß ich, wann ich vielleicht ein wenig dosieren muss.“

Strolz vor ersten Olympischen Spielen

Am Freitag wird Strolz gemeinsam mit Teamkollege Marco Schwarz und Slalom-Coach Marko Pfeifer per Chartermaschine nach China fliegen. Neben dem Slalom wird der Vorarlberger in Peking auch die Kombination (10. Februar) bestreiten.

„Es ist sicher ein Vorteil, dass die Kombination in Peking vor dem Spezialslalom stattfindet. Dann kann ich mich schon an die Schneebedingungen und alles Drumherum gewöhnen und bin gut für den Slalom vorbereitet", sagte Strolz vor seinen ersten Olympischen Spielen.