Marco Schwarz in Wengen
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Ski alpin

Schwarz fährt der Form hinterher

Wenige Tage vor den Olympischen Spielen in Peking ist Marco Schwarz auf der Suche nach seiner Form auch in Schladming nicht fündig geworden. Der erhoffte Befreiungsschlag blieb aus. Rang 17 beim Nachtslalom am Dienstag machte ihn noch nachdenklicher. Von der Lockerheit des Kärntners in der vergangenen Saison ist nichts übrig geblieben.

„Ich versuche alles, das ganze Team versucht alles. Es geht nicht leicht von der Hand“, sagte Schwarz in Schladming nach einer weiteren Enttäuschung. „Unter dem Strich war es wieder nicht das, was ich mir erwartet hatte. Wenn es läuft, läuft es. Wenn nicht, dann wird es mühsam. Dabei probiere ich zu pushen, zu attackieren. Es geht mir nicht auf. Ich kann es nicht umsetzen. Das ist gerade bitter.“ Schwarz wirkte ratlos. „Es ist einfach das Vertrauen, was ihm fehlt“, sagte ÖSV-Cheftrainer Andreas Puelacher.

Seit seiner Verletzung vor drei Monaten war Schwarz im Weltcup seiner Bestform hinterher gecarvt. Schwarz fuhr konstant, aber unter seinen Möglichkeiten. Anfang November hatte sich der Kärntner auf der Resterhöhe in Salzburg beim Training einen Einriss des vorderen Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk zugezogen, nachdem er die Olympiasaison mit Platz 13 beim Riesentorlauf in Sölden eröffnet hatte.

Schwarz erneut chancenlos

Auch im Slalom von Schladming gelang dem Kärntner Marco Schwarz nicht der erhoffte Befreiungsschlag

Nach Trainingspause und Rehabilitation kehrte der Kärntner beim Slalom-Auftakt in Val d’Isere auf die Rennpiste zurück. Das Finale der besten 30 verpasste er. Ein absolutes Topergebnis war ihm auch in den weiteren Slaloms mit Platz zehn in Wengen als bisherigem Höhepunkt trotz geringer Zeitrückstände nicht vergönnt. Vor Schladming war er auf dem Ganslernhang in Kitzbühel am vergangenen Samstag unter seinen Erwartungen geblieben – Schwarz grübelte, ärgerte sich über Fehler.

Kleinste Schnitzer entscheiden

Beim Blick auf die Ergebnislisten der vergangenen Rennen gab es für ihn auch eine positive Erkenntnis. „Es schaut zwar durchwachsen aus, aber mein Rückstand war immer recht niedrig. Wenn ich etwa in Kitz eine halbe Sekunde schneller gewesen wäre, hätte ich um den dritten oder vierten Platz gekämpft und die Welt anders ausgeschaut. Aber die Dichte ist enorm, da darf man sich nicht den kleinsten Fehler erlauben und muss immer in Höchstform sein, um zu gewinnen.“

Marco Schwarz in Wengen
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Als Zehnter in Wengen absolvierte Schwarz seinen bisher besten Slalom in der Olympiasaison

Starke Trainingsleistungen

Seine Leistungen im Training seien immer ansprechend, nur im Rennen wollte es nicht und nicht klappen. Am verletzten Knöchel bzw. am Syndesmoseband liege es jedenfalls nicht, obwohl nicht alles wie vor der Verletzung sei. „Ab und zu reagiert es noch ein bisschen, aber ich glaube, das ist ganz normal. Ich kann mich da überhaupt nicht beschweren. Gesundheitlich geht es mir gut“, sagte Schwarz. Eher lag seine Krise daran, dass er es auf der Piste „zuletzt mit der Brechstange versuchte“, wie ÖSV-Slalom-Coach Marko Pfeifer bestätigte.

„Im Training ist er echt stark“, so Pfeifer über seinen Kärntner Landsmann. „Im Rennen will er es erzwingen, das geht im Sport nicht. Er muss es einfach passieren lassen und im Kopf wieder locker werden. Dann schauen wieder gute Ergebnisse raus. Wenn ihm wenigstens ein Lauf einmal aufgehen würde.“ Das Selbstvertrauen wäre wohl zurück und die Gelassenheit, die Schwarz aufs Podest verhelfen könnten.

Marko Pfeifer
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Coach Marko Pfeifer ist vom Leistungsvermögen seines Schützlings überzeugt

„Brutalen Druck auferlegt“

„Speziell die letzten Wochen habe ich mir selber einen brutalen Druck auferlegt und wollte es ein bisschen erzwingen. Und das funktioniert halt nicht“, erklärte Schwarz, als Vorjahressieger hatte er an Schladming gute Erinnerungen, trotzdem blieb ihm eine ähnliche Leistung diesmal versagt. „Erst wenn ich die nötige Lockerheit und die nötige Ruhe habe, dann wird es wieder funktionieren.“

Wie im Training, wenn er es ohne Druck angeht. „Ich möchte einfach mit Spaß Ski fahren und jetzt gar nicht an das Ergebnis denken, auch nicht zu viel ans Technische oder ans Material. Ich will einfach mit Freude Rennen fahre, so wie ich es letztes Jahr gemacht habe. Dann bin ich auch überzeugt, dass es funktionieren wird“, sagte Schwarz, Gesamtsieger im Slalom-Weltcup der vergangenen Saison und Kombi-Weltmeister von Cortina.

Karten werden neu gemischt

Die Zeit drängt. Drei Wochen bleiben bis zum Olympiaslalom in Peking. Nach der Einkleidung am Mittwoch in Wien hebt Schwarz („Jetzt geht es Schlag auf Schlag“) mit Johannes Strolz und Pfeifer als Vorhut schon am Freitag per Chartermaschine Richtung China ab. Der Rest der Mannschaft folgt eine Woche später. Schwarz und Strolz bestreiten mit der alpinen Kombination am 10. Februar ihren ersten Bewerb.

Schwarz sprach sich Mut zu: „Jetzt heißt es, den Kopf frei zu kriegen. Bei Olympia kann ja immer alles passieren. Dort werden die Karten neu gemischt. Ich glaube, wenn ich alles beisammen habe, kann es schon etwas werden. Ich hoffe, das gelingt mir. Ich habe einige Bewerbe und freue mich wirklich schon darauf.“