Ski alpin

Feller holt „Kohlen aus dem Feuer“

Manuel Feller hat am Dienstag beim Nachtslalom in Schladming für den ÖSV laut eigener Aussage die „Kohlen aus dem Feuer geholt“ und ist sozusagen von der Couch auf das Podest gefahren. Unmittelbar nach seiner zehntägigen Coronavirus-Quarantäne schaffte er nach Platz 28 im ersten Durchgang noch sensationell den Sprung auf den dritten Platz. „Der ist einfach eine Kanone“, sagte ÖSV-Rennsportleiter Andreas Puelacher anschließend.

„Ich habe die Kohlen nochmal aus dem Feuer geholt, ich habe zwar vor dem Rennen gesagt, dass müssen die anderen machen“, sagte Feller nach dem Rennen, welches er nach einer phänomenalen Aufholjagd hinter dem Deutschen Linus Straßer und Atle Lie McGrath noch auf dem Stockerl beendete. Abgesehen von Feller herrschte nämlich österreichische Flaute beim Nachtslalom. Probleme hatte einmal mehr Marco Schwarz. Der Zweite der nur zwei Österreicher im zweiten Durchgang wurde 17. Johannes Strolz und Fabio Gstrein schieden bereits im ersten Durchgang aus.

Und so war es Feller, der noch für einen versöhnlichen Abschluss auf der Planai sorgte: „Es ist sicherlich eine der größten Leistungen, die ich in meiner Karriere bis jetzt erbracht habe“, sagte der 29-Jährige, der einen „brutal zähen Tag“ hatte: „Es ist einfach schwierig, von der Couch auf so einen schweren Hang zu gehen."

Atle Lie Mcgrath (NOR), Linus Strasser (GER) und Manuel Feller (AUT)
GEPA/Wolfgang Grebien
Feller (r.), McGrath (l.) und Straßer (M.) hatten hatten beim Nachtslalom Grund zum Feiern

Feller wurde erst am Dienstag um 10.00 Uhr aus der Coronavirus-Quarantäne entlassen. Ein richtiges Training ging sich daher vor dem Nachtslalom nicht mehr aus: „Ein Tag Training wäre super gewesen, aber somit war halt der erste Lauf mein Training, und der zweite war dann dafür extrem gut. Dass es dann so aufgeht, ist unglaublich. Das hätte keiner gedacht."

„Manuel ist einfach eine Kanone“

„Der Manuel ist einfach eine Kanone. Man weiß nie, was bei ihm passiert“, lobte ÖSV-Rennsportleiter Andreas Puelacher. „Er ist in Form, das wissen wir. Corona hat ihn leider wieder etwas aus dem Tritt gebracht, aber im zweiten Lauf hat er wieder gezeigt, was er kann.“

Ansonsten sei der Abend aus österreichischer Sicht sehr „zwiespältig“ gewesen, Puelacher gab sich dennoch positiv: „Wir sind immer wieder vorne dabei, wir sind immer wieder am Podest, obwohl wir viele Ausfälle haben oder CoV-bedingte Ausfälle haben, und das sorgt natürlich auch dafür, dass die Mannschaft trotz allem stark und gesettlet ist.“

Andreas Puelacher
GEPA/Patrick Steiner
ÖSV-Rennsportleiter Puelacher verlässt Schladming mit gemischten Gefühlen

Zuschauer sorgen für Stimmung

Pandemiebedingt waren beim Nachtslalom nur 1.000 Fans zugelassen, die dennoch für eine gute Stimmung sorgten. Auch Feller war froh, dass zu mindestens ein paar Zuschauer da sein konnten, ein besonderer Fan fehlte im Finale allerdings: „Es war bisserl blöd, dass ich den ersten Durchgang so versemmelt habe, denn da hat mein Bub zum ersten Mal zugeschaut, danach ist er schlafen gegangen.“

Auch ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober zeigte sich von Fellers Leistung beeindruckt: „Ich bin gerührt. Erstens weil tausend Fans eine so gute Stimmung machen können. Und vor allem hat Manuel Feller gezeigt, was er kann und was er draufhat im Slalom. Wir sind natürlich überglücklich, dass er das so geschafft hat. Es hätte auch eine Nullnummer werden können.“ Der zweitplatzierte McGrath sprach von einer „verrückten Fahrt“ von Feller. Was dieser geleistet habe, sei einfach unglaublich.

Nächste Station Olympia

Der Slalom auf der Planai war für die Rennläufer die Generalprobe vor den Olympischen Spielen. Für Feller ist diese trotz der schwierigen Umstände gelungen, in Peking will er wieder voll angreifen. Dass seine Form passt, wisse er schon seit Herbst, „der Speed ist definitiv da“. Doch auch in Pyeongchang 2018 sei er gut drauf gewesen, mit den Bedingungen dort kam er dann allerdings überhaupt nicht zurecht, merkte er an.

Auf die Bedingungen wird es auch in China wieder ankommen: „Wir werden sehen, was uns erwartet, und versuchen, uns so gut wie möglich drauf einzustellen und Gas zu geben. Wir werden auf jeden Fall bereit sein.“ Puelacher betonte: „Wir gehen als Mitfavoriten nach Peking und wir wissen alle, dort kann viel passieren.“