Manuel Feller
APA/Georg Hochmuth
Ski alpin

Feller sensationell Dritter in Schladming

Manuel Feller hat beim Nachtslalom in Schladming unmittelbar nach seiner CoV-Quarantäne sensationell den Sprung auf das Podest geschafft. Der Tiroler stürmte am Dienstag dank famoser Aufholjagd und Laufbestzeit im Finale auf den dritten Platz. 0,39 Sekunden fehlten ihm letztlich auf den Deutschen Linus Straßer, der sich haarscharf drei Hundertstelsekunden vor dem Norweger Atle Lie McGrath durchsetzte. Marco Schwarz schwang auf Rang 17 (+1,37) ab.

Straßer fuhr als Fünfter des ersten Durchgangs zum Sieg auf der Planai, seinem dritten im Weltcup insgesamt, nachdem wie schon in Kitzbühel die Nerven der Halbzeitprotagonisten versagt hatten. Leader Kristoffer Jakobsen aus Norwegen schied ebenso aus wie der Halbzeitzweite Giuliano Razzoli aus Italien. Der Franzose Clement Noel rutschte von Platz drei auf neun (0,63) zurück. Straßer konnte im Ziel seinen Erfolg schwer in Worte fassen.

„Unglaublich, ein Wahnsinn. In Kitzbühel (14.) habe ich mich darüber geärgert, dass ich es an dem Tag nicht so hinbekommen habe. Umso schöner, dass es hier so aufgegangen ist“, freute sich der 29-Jährige. Straßer ist das sechste Siegergesicht im sechsten Slalom der Saison nach Noel, den Norwegern Sebastian Foss-Solevaag und Lucas Braathen, Johannes Strolz und dem Briten Dave Ryding, der nach seinem Sensationssieg in Kitzbühel in Schladming 20. (1,49) wurde.

1. Linus Straßer (GER)
2. Atle Lie McGrath (NOR)
3. Manuel Feller (AUT)

Husarenritt von Feller

Fellers Leistung erstaunte nicht weniger. Nach seiner Coronavirus-Infektion hatte er erst am Vormittag die Starterlaubnis erhalten und sich quasi ohne Vorbereitung bei seinem Comeback mit Startnummer eins und Platz 28 für das Finale qualifiziert. Der 29-Jährige war zehn Tage in Quarantäne, die erst am Dienstag zu Ende ging, nachdem er grünes Licht auch von den Behörden erhalten hatte. Erst zu Mittag durfte er auf der Reiteralm die ersten Schwünge seit zehn Tagen ziehen.

An einer Aufholjagd hinderte ihn die fehlende Vorbereitung nicht. In der Entscheidung legte der Tiroler zu, riskierte alles und meisterte vor allem den Steilhang, im Gegensatz zu vielen anderen und Schwarz, in souveräner Manier. 25 Plätze machte Feller gut. Nach dem Ausfall von Jakobsen stand sein zweiter Slalom-Podestplatz in dieser Saison nach Platz zwei in Adelboden fest.

„Maximum rausgeholt“

„Ich bin mit dem Rücken zur Wand gestanden. Ob ich zwei, drei oder gar keine Punkte mache, wäre egal gewesen. Jetzt habe ich das Maximum rausgeholt“, sagte Feller in seiner ersten Reaktion. „Vor allem unter den ganzen Umständen war das unglaublich schwierig. Ich wollte nach dem ersten Durchgang gar nicht mehr hinauffahren. Ohne Scherz, ich war einfach am Ende und habe nicht gewusst, wie ich da jetzt noch einmal passabel runterfahren soll. Es gab nur eine Devise: Vollgas.“

Husarenritt von Feller

Mit einem Husarenritt legte Manuel Feller beim Nachtslalom in Schladming eine famose Aufholjagd hin

Das fehlende Training spürte er körperlich, von topfit ist er noch weit entfernt. „Ich habe überhaupt keine Schnellkraft trainiert die letzten Tage, der Rücken tut auch weh“, so Feller. Im ersten Lauf habe das Set-up vom Körper noch nicht gepasst. „Ich habe mir extrem schwer dabei getan, die Balance zu finden, die Schwünge schnell zu machen, weil mir einfach die Spannung abgeht. Ich glaube aber, dass ich gezeigt habe, dass ich trotz all der Probleme gut Ski fahren kann“, sagte Feller.

Schwarz erneut chancenlos

Schwarz, der nach der Knöchelverletzung im November weiter um seine Bestform kämpft und im Slalom über Platz zehn in Wengen in der laufenden Olympiasaison nicht hinausgekommen war, läuft einem Erfolgserlebnis weiter nach. Im Finale half ihm auch hohes Risiko bei fehlender Lockerheit nichts mehr, den ersten Lauf (24.) war er zu verhalten angegangen. Als Vorjahressieger hätte er sich trotz veritabler Formkrise mehr erwartet.

Im Ziel suchte er nach Erklärungen. „Ich hab darüber nachgedacht, warum es nicht laufen möchte. Ich versuche alles, das ganze Team versucht alles. Es geht nicht leicht von der Hand“, sagte Schwarz. „Ich habe mir diesmal vielleicht ein bisschen zu viel Druck gemacht. Es war vielleicht ganz okay so, aber ich konnte es im Rennen einfach nicht umsetzen.“

Aus im ersten Durchgang

Ebenfalls nicht nach Wunsch lief es für die weiteren Österreicher. Pech hatte Wengen-Sieger Strolz, der Vorarlberger schied mit Nummer 17 und drittbester Zwischenzeit im ersten Lauf aus. Das gleiche Schicksal ereilte seinen Teamkollegen Gstrein, der unmittelbar hinter Strolz ins Rennen gestartet war und sich wie später auch Dominik Raschner früh verabschiedete.

Strolz sprach danach von gemischten Gefühlen. Attackierte er zu viel? „Es hätte nichts genützt, den Lauf anders anzugehen. Der Lauf verlangt volles Risiko ab. Im Steilhang habe ich kurz die Balance verloren, und dann hat es mich auch schon abgeworfen. Aber der Hang hat diese Attacke gebraucht“, sagte der 29-Jährige, der im Slalom von Peking sein Olympiadebüt geben wird.

Strolz scheitert in Lauf eins

Bereits im ersten Durchgang schied Johannes Strolz nach bis dahin starker Leistung aus

In Hinblick darauf sei der Ausfall jetzt nicht so tragisch, vielleicht sogar von Vorteil. „Ich habe auf der letzten Rille Gas gegeben und eine wichtige Erfahrung gemacht. Wenn ich in Peking dann bemerke, dass es zum nächsten Tor eng wird, weiß ich, dass ich vielleicht ein wenig dosieren sollte und muss“, erläuterte Strolz. Marc Digruber (32.), Weltcup-Debütant Kilian Pramstaller (40.) und Joshua Sturm (41.) verpassten das Finale.

Matt in Quarantäne

Michael Matt, in Kitzbühel Vierter und bester Österreicher, war am Montag auf der CoV-Liste neu hinzugekommen und in Schladming ergo nicht am Start. Der Tiroler hatte nach dem Ganslernhang-Slalom einen positiven Test abgeliefert und verfolgte das Nightrace wie Feller davor Kitzbühel als Zuschauer vor dem TV-Gerät. Matt hat keine Symptome, befindet sich aber in behördlicher Quarantäne.

Ab jetzt gilt die Konzentration ohnehin den Olympischen Spielen in Peking. Nach Schladming geht es für die Slalom-Truppe am Mittwoch zur Olympiaeinkleidung nach Wien, schon am Freitag fliegt Coach Marko Pfeifer mit Strolz und Schwarz per Chartermaschine nach China, wo beide auch die Kombination am 10. Februar bestreiten. Feller und Matt, sofern gesund, folgen eine Woche später. Der Olympiaslalom steht am 16. Februar auf dem Programm.