Anna Gasser (AUT)
GEPA/Michael Meindl
Olympia

Angst vor einer CoV-Infektion wächst

So stark wie diesmal ist die Anspannung vor Olympischen Spielen bei den Teilnehmern wohl noch nie gewesen. Die Sorge vor der Ansteckung und positiven Coronavirus-Tests geht um. Mehr denn je gilt: Wer nach Peking will, muss die Zeit davor gesund überstehen. Skirennläuferin Cornelia Hütter fasste es kürzlich ganz gut zusammen: „Bei Olympia zählt diesmal nicht nur die sportliche Leistung, sondern auch der negative Test. Wenn du es nach China schaffst, hast eh schon gewonnen.“

Je näher die Spiele kommen, desto größer werde die Angst vor einer Ansteckung, sagte Snowboarder Alessandro Hämmerle. Der Medaillenkandidat schottete sich zuletzt aber nicht total ab. „Wenn ich mich nur daheim verstecke, werde ich deppert bis zum Rennen. Dann fahr ich wahrscheinlich auch bei Olympia nicht vorne mit.“ Es gebe einen kleinen Kreis von Freunden, die er treffe – Test davor inbegriffen.

Froh, wieder Maskenträger um sich zu haben, ist Snowboarderin Anna Gasser nach der Rückkehr von den X-Games in Aspen. „Ich war sehr nervös, bin fast paranoid geworden, weil fast niemand eine Maske aufhatte. Es ist eine große Angst da, dass man positiv testet“, sagte die Big-Air-Olympiasiegerin von Pyeongchang 2018.

ÖSV-Präsidentin Stadlober zu Olympia

Im ORF-Studiogespräch spricht ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober unter anderem über die coronavirusbedingten Herausforderungen rund um die Olympischen Winterspiele in Peking.

Ski-Freestyler Matej Svancer setzt unterdessen auf jugendliche Unbekümmertheit. Die CoV-Situation in den USA empfand der 17-jährige anders als Gasser als „nicht allzu stressig“. Ihm persönlich habe es nichts ausgemacht. „Ich habe es viel feiner gefunden, dass sich die Menschen einmal ohne Masken treffen, dass ich das ganze Gesicht sehe.“ Unsicher habe er sich in Aspen nicht gefühlt.

Höchste Vorsicht bei den Stadlobers

Sehr wohl Sorgen macht sich ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober, deren Tochter Teresa als Langläuferin für die Spiele nominiert ist. „Es klatscht bei uns halt momentan auf, aber auch bei anderen Nationen. Es ist ein wirklich sensibler Bereich", sagte die Ex-Skirennläuferin in einem APA-Interview. „Ich sitze zu Hause mit Maske bei Tisch, damit Teresa sicher nach China fahren kann. Wir nehmen sehr viel Abstand voneinander, sie sitzt beim Essen woanders, wir haben auch getrennte Sanitärbereiche. Was wir tun können, tun wir. Aber ausschließen kann man es nie. Wir hoffen, dass wir alle gesund nach Peking kommen.“

Teresa Stadlober und Roswitha Stadlober
GEPA/Christian Walgram
Umarmungen wie bei der nordischen Ski-WM 2021 in Oberstdorf gibt es zwischen Teresa und Roswitha Stadlober derzeit nicht

„Höchste Eisenbahn mit Aufpassen“

Auch Stefan Kraft vermeidet inzwischen jeden Kontakt so gut wie möglich. „Es ist jetzt höchste Eisenbahn mit Aufpassen. Ich habe meine Freundin einkaufen geschickt, ich passe auf, dass ich daheimbleibe“, sagte der Skisprungstar. „Ich will dort unbedingt für Österreich an den Start gehen und deshalb nehme ich das gern in Kauf.“ Seine Kollegin Sara Marita Kramer hält es ähnlich, das sonst gemeinsame Essen am Familientisch fällt aus. „Es wäre natürlich der Alptraum für jeden Sportler, wenn man wegen Corona nicht am Start sein kann.“

Die schwierigste Zeit sei nun vor dem Abflug, meinte Snowboarderin Pia Zerkhold. „Wenn ich dann im Flieger sitze und weiß, dass ich es geschafft habe, dann ist das mulmige Gefühl weg.“ Dass seit Beginn der Anreisewelle bis zu fünf Prozent der Ankommenden auch das Coronavirus in sich trugen, versuchen die Sportler möglichst auszublenden. Er beschäftige sich damit nicht, meinte etwa Snowboarder Alexander Payer. „Da habe ich noch immer eine sehr gute Chance, dass ich zu den anderen 95 Prozent gehöre.“

Biathleten reisen mit Quarantäne-Tasche an

Der Omikron-Variante werde auch der Sport nicht entfliehen können, meinte Simon Eder. Der Biathlet trachtet wie alle danach, seine Kontakte auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren. „Aber ich bin Papa einer schulpflichtigen Tochter, da wird zwar jeden Tag getestet, aber man hat das nur begrenzt im Griff. Wenn man positiv ist, kann man eh nichts dagegen machen. Alles liegt nicht in deiner Hand, aber einiges schon.“ Dass der 38-Jährige Olympische Spiele schon dreimal erlebt hat, macht die Zitterpartie für ihn einfacher erträglich, für andere „wäre ein Ausfall sicher ein größeres Drama als für mich“.

Simon Eder (AUT)
GEPA/David Geieregger
Simon Eder kann als Vater Kontakte innerhalb der Familie nicht ganz vermeiden

Sein Teamkollege Felix Leitner spitzt auf das olympische Debüt – und setzt deshalb auf eine Null-Risiko-Strategie: „Die letzten fünf Tage bin ich nur daheim. Meine Freundin bleibt lieber bei sich daheim, dass ich mich abschotte. Ich möchte kein Risiko eingehen und auch drüben nicht in Quarantäne.“ Vorkehrungen für den Ernstfall wurden dennoch getroffen, die Biathleten etwa reisen mit Quarantänetasche an. „Damit man etwas dabei hat, wenn man ‚abgeführt‘ wird“, sagte Eder. „Aber da warten jetzt auch keine Unmenschen auf uns. Das wird sicher auf eine gewisse Art und Weise passen.“

Die Rodler Nico Gleirscher und Wolfgang Kindl blieben nach der Einkleidung gleich bis Freitag in Wien. Es hätte für sie auch keinen Sinn gehabt, nochmals nach Hause zu fahren, denn dort hätten sie ohnehin wegen der selbst auferlegten Isolation auch im Hotel geschlafen. „Wir bleiben der Linie treu und hoffen, es geht alles gut“, lautete das Motto.

Flock lässt sich „nicht narrisch machen“

In den letzten Wochen erwischte das Virus viele Olympiateilnehmer. Die Alpin-Stars Katharina Liensberger, Vincent Kriechmayr und Manuel Feller haben wie die Bobpiloten Katrin Beierl und Benjamin Maier beispielsweise als frisch Genesene einen leichten Vorteil gegenüber jenen, deren Infektion lange zurückliegt bzw. die noch ohne durchgekommen sind. Allerdings muss freilich der Ct-Wert passen.

Skeletonpilotin Janine Flock war im April positiv („Das hat mich eineinhalb Monate außer Gefecht gesetzt“) und hat den kompletten Impfschutz, eine weitere Infektion ist aber immer möglich. Jeder habe Verständnis für ihre Isolation. Händewaschen, Desinfizieren, Handschuhe tragen, es seien die kleinen Dinge, die was bewirken. „Ich bin auf der Hut, habe aber keine Angst, denn man darf sich nicht narrisch machen. Ich gehe mit Kopf an die Sache heran.“

Janine Flock
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Janine Flock hat bereits eine CoV-Infektion hinter sich, setzt aber dennoch auf Isolation

Dujmovits „super super entspannt“

Einen ganz eigenen Zugang hat Snowboarderin Julia Dujmovits: „Ich sehe das super super entspannt, weil ich bin genesen – von ganz am Anfang. Ich habe die letzten Monate mit positiven Menschen Kontakt gehabt und habe fünf Tage später Antikörper entwickelt. Ich habe immer Symptome gehabt, war aber nie positiv. So fühle ich mich sehr gut geschützt. Ich habe keine Angst vor dem Thema. Ich glaube, wenn es sein soll, dann werde ich am Start sein. Ich drehe mein Leben nur wegen Covid nicht ab.“