Marita Kramer
APA/AFP/Ina Fassbender
Skispringen

Kramer vor Olympia positiv auf CoV getestet

Das Coronavirus hat unmittelbar vor den Olympischen Winterspielen in Peking nun auch die ÖSV-Skispringerinnen eingeholt. Wie der Österreichische Skiverband (ÖSV) am Sonntag mitteilte, wurde Gold-Hoffnung Marita Kramer beim Weltcup in Willingen positiv auf Covid-19 getestet. „Derzeit wird an einem Zeitplan gearbeitet, um den Start der Weltcup-Führenden bei den Olympischen Spielen in Peking zu ermöglichen“, teilte der ÖSV mit.

Wegen des positiven CoV-Tests hatte das komplette österreichische Frauen-Team zuvor beschlossen, nicht mehr beim zweiten Weltcup-Bewerb am Sonntag in Willingen teilzunehmen. „Nach Besprechungen und in Absprache mit den örtlichen Behörden“ habe sich das ÖSV-Team auf die Heimreise gemacht, hieß es. Kramer, die das erste Springen von Willingen am Samstag gewonnen hatte, habe keine Symptome und befinde sich derzeit isoliert vom Rest der Mannschaft auf der Heimreise, wo sie umgehend einen weiteren CoV-Test machen werde.

Kurz vor Beginn der Olympischen Winterspiele scheinen damit die schlimmsten Befürchtungen wahr zu werden. Österreich galt als klarer Medaillenkandidat in Peking. Für die Einreise nach China gibt es strenge Regeln, und es werden mehrere negative PCR-Tests verlangt. „Aufgrund des hohen Ct-Werts bleibt ein Antreten bei den Olympischen Spielen das Ziel“, hieß es seitens des ÖSV hinsichtlich des weiteren Fahrplans für Kramer.

Kramers Olympiastart fraglich

Für Aufregung im Olympiateam sorgt der positive CoV-Test von Skispringerin Sara Marita Kramer. Sie wäre am Montag nach Peking geflogen, das Antreten der Favoritin ist nun fraglich.

Das olympische Frauen-Skispringen von der Normalschanze ist bereits für den kommenden Samstag angesetzt, zwei Tage später steigt der Mixed-Bewerb. Aufgrund der neuesten Entwicklungen wurde der Reiseplan geändert. Von den Skispringerinnen reist nun am Montag nur Daniela Iraschko-Stolz von München aus nach Peking, für Dienstag ist der Abflug von Eva Pinkelnig und Jacqueline Seifriedsberger geplant. Die Einreisebestimmungen für die Olympischen Spiele erfordern aktuell infolge eines positiven Testergebnisses vier aufeinanderfolgende negative PCR-Testergebnisse im zeitlichen Abstand von mindestens 24 Stunden.

Sollten bei Kramer alle nun folgenden Tests negativ sein, könnte sie am Mittwoch im Flieger Richtung China sitzen. Auf dieses Szenario hofft Mario Stecher, der Sportliche Leiter des ÖSV. „Das wäre die optimale Variante“, sagte der 44-Jährige der APA und erzählte, dass Kramers Ct-Wert bei über 30 liege. Wie auch immer sich dieser Wert in nächster Zeit entwickelt – der ÖSV wird bis zuletzt um ein Olympiaantreten einer seiner größten Medaillenhoffnungen kämpfen. „Die letzte Möglichkeit ist, dass sie am Samstag um 6.00 Uhr in Peking landet und um 17.00 Uhr an den Start geht“, erklärte Stecher.

Kramer nach Hiobsbotschaft am Boden

Kramer wurde laut Stecher am Mittwoch und Donnerstag negativ getestet, die am Samstag kurz vor dem Bewerb in Willingen entnommene Probe brachte schließlich ein positives Ergebnis. Auch wenn sie symptomfrei sei, gehe es ihr den Umständen entsprechend nicht gut. „Man kann sich vorstellen, wenn ein junges Mädl gerade noch das letzte Weltcup-Springen gewinnt, mit Vorfreude Richtung Spiele blickt, ist man natürlich niedergeschlagen“, meinte Stecher im ORF-Interview. „Aber es ist noch nicht aus. Wir werden noch einmal alles versuchen.“

Von der Theorie, dass man eine Infektion hätte vermeiden können, wäre Kramer nicht nach Willingen gereist, hält Stecher wenig. „Wir sind alle durchgeimpft und durchgetestet. Innerhalb dieser Blase gibt es nur eine sehr geringe Möglichkeit einer Ansteckung. Eigentlich ist das hier die sicherste Umgebung.“ Kramer hatte erst vor wenigen Tagen erzählt, aus Angst vor einer Infektion auf das gemeinsame Essen am Familientisch zu verzichten. „Es wäre natürlich der Alptraum für jeden Sportler, wenn man wegen dem (Corona) nicht am Start sein kann“, sagte die 20-Jährige damals. Nun muss sie wohl spätestens am Dienstag ihren ersten negativen Test abliefern, damit der Alptraum nicht Realität wird.

Insgesamt 34 weitere CoV-Fälle vor Olympia

Vor Beginn der Winterspiele in Peking stellten die Organisatoren 34 weitere CoV-Fälle fest. Laut dem Organisationskomitee wurden am Samstag 23 Einreisende positiv auf das Coronavirus getestet, darunter 13 Athleten oder Teammitglieder. Aus Österreich war Bob-Anschieber Markus Sammer betroffen. Zudem wurden bei elf Personen, die sich bereits im geschlossenen Olympiasystem befinden, Infektionen registriert.

Unter den CoV-Positiven befindet sich auch Polens Short-Track-Medaillenhoffnung Natalia Maliszewska. Sie ist bereits die achte polnische Athletin, die einen positiven Test abgab und in Isolation musste, teilte das Nationale Olympische Komitee am Sonntag mit. Betroffen sind auch Maliszewskas Teamkolleginnen Natalia Czerwonka und Magdalena Czyszczon sowie Marek Kania.

Auch die finnische Vorsitzende der IOC-Athletenkommission, Emma Terho, wurde in Peking positiv auf Covid-19 getestet. Die 40-jährige Ex-Eishockeyspielerin habe sich in ein Quarantänehotel begeben und werde vorerst an ihren geplanten Meetings digital teilnehmen, sagte sie am Sonntag. Die Gesamtzahl der CoV-Fälle im Zusammenhang mit den Spielen in Peking seit dem 23. Jänner beträgt damit mittlerweile 139.

Strenges Sicherheitskonzept in Peking

Für Olympia gilt ein strenges CoV-Sicherheitskonzept. Alle Beteiligten – von Athleten bis hin zu Journalisten – sind vollständig vom Rest der chinesischen Bevölkerung getrennt. Um Infektionen möglichst rasch zu erkennen, muss jeder Teilnehmer innerhalb der „Olympiablase“ täglich einen PCR-Test absolvieren.

Wer sich mit dem Virus angesteckt hat, wird in einem eigens dafür vorgesehenen Hotel isoliert. Nur nach zwei negativen PCR-Tests im Abstand von mindestens 24 Stunden können die Betroffenen dieses vor Ablauf von zehn Tagen wieder verlassen. Nach dieser Frist ist nur noch ein negativer PCR-Test nötig.

Die Volksrepublik China verfolgt eine strenge Null-Covid-Strategie, bei der bereits kleinere Infektionsstränge mit harten Maßnahmen bekämpft werden. In den vergangenen Wochen verhängten die Behörden in mehreren Millionenstädten im Land Lockdowns.