Die Rams bekommen damit wie im vergangenen Jahr die Tampa Bay Buccaneers die Chance auf die Meisterschaft im eigenen Stadion. Vor dem Triumph der „Bucs“ um Quarterback-Altmeister Tom Brady, die heuer im Divisional Play-off knapp an Los Angeles gescheitert waren, hatte ein Team noch nie eine Super Bowl im eigenen Stadion gespielt.
„Das war eine unglaubliche Leistung unserer Mannschaft. Wir haben in der Kabine gesagt, wir werden dieses Spiel nicht verlieren“, sagte Rams-Quarterback Matthew Stafford dem TV-Sender Fox. Der 33-Jährige war erst vor dieser Saison nach Los Angeles gewechselt und durfte sich gleich im ersten Jahr mit drei Siegen in der K.-o.-Runde über den Einzug ins Finale freuen. Davor hatte es Stafford zwölf Saisonen mit den Detroit Lions vergeblich versucht, überhaupt ein Play-off-Spiel zu gewinnen.
Für die Rams ist es die fünfte Super-Bowl-Teilnahme und die erste seit der 3:13-Niederlage gegen die New England Patriots im Februar 2019. Den bisher einzigen Super-Bowl-Titel holten die Rams – damals noch als St. Louis Rams – Ende Jänner 2000 durch ein 23:16 gegen die Tennessee Titans. Die Bengals haben die Meisterschaft noch nie gewonnen und standen in zwei Saisonen (1981/82, 1988/89) im Finale.
Rams drehen Heimspiel gegen 49ers
Die Rams lagen gegen die 49ers, die zuvor sechs Duelle in Serie gegen den NFC-West-Rivalen gewinnen konnten, mit 7:17 im Rückstand und taten sich gegen die Gäste wieder schwer. Doch das Team arbeitete sich zurück und übernahm durch ein Field Goal 1:46 Minuten vor Schluss die Führung. Ein von den Rams abgefangener Pass von 49ers-Quarterback Jimmy Garoppolo 30 Sekunden später brachte den Sieg der Gastgeber und den Titel in der National Football Conference.
Mann eines kampfbetontenen Spiels war aus Sicht der Gastgeber aber einmal mehr Wide Receiver Cooper Kupp, der Zuspiele für 142 Yards Raumgewinn und auch beide Touchdownpässe von Stafford fing. Unterstützung erhielt Kupp von seinem erst kurz vor dem Play-off verpflichteten Receiver-Kollegen Odell Beckham Jr., der neun Pässe für 113 Yards Raumgewinn fing.
Bengals schaffen Überraschung in Kansas City
Zuvor gelang Cincinnati um Jungstar Joe Burrow die nächste Überraschung im diesjährigen Play-off. Die Bengals, die in der Play-off-Runde davor mit den Tennessee Titans die Nummer eins der AFC in den Urlaub geschickt hatten, drehten dank zweier Touchdowns sowie zweier Field Goals von Rookie-Kicker Evan McPherson in Kansas City einen zwischenzeitlichen 3:21-Rückstand in eine 24:21-Führung um. Einen Rückstand von 18 Punkten hatten im Play-off bisher nur die Indianapolis Colts gegen die New England Patriots in der Saison 2006/07 umgedreht.
Zwar schafften die Chiefs noch einmal den Ausgleich, doch in der Verlängerung fabrizierte Superstar Patrick Mahomes, der in der ersten Hälfte drei Touchdownpässe geworfen hatte, seine zweite Interception im Spiel. McPherson kickte die Bengals schließlich ins Endspiel. Für Cincinnati war es in der über 50-jährigen Franchise-Geschichte der erste Play-off-Sieg in der Verlängerung, aber der sechste über Kansas City in den jüngsten sieben Aufeinandertreffen.
Vom letzten Platz ins Finale
„Wenn du den Münzwurf gegen diese Burschen verlierst, dann gehst du normalerweise nach Hause“, sagte Bengals-Quarterback Burrow. „Ich bin einfach ein bisschen sprachlos gerade.“ Dabei war die Karriere des 25-Jährigen, 2020 als Nummer eins im Draft ausgewählt, vor einem Jahr noch ein an einem seidenen Faden gehangen, nachdem er sich im Grunddurchgang eine schwere Knieverletzung erlitten hatte. Nun führte Burrow die Bengals aus dem sportlichen Sumpf ins Finale. Denn vor zwei Jahren war Cincinnati mit einer Bilanz von zwei Siegen bei 14 Niederlagen noch das Schlusslicht der Liga gewesen.
Burrows Gegenüber Mahomes verlor hingegen erstmals eine Partie, bei der er zwischenzeitlich mit 15 Punkten oder mehr geführt hatte. „Wenn du mit 21:3 führst, darfst du ein Spiel nicht verlieren“, sagte der geknickte Superstar, „ich nehme das auf meine Kappe.“ Dass er als erst vierter Spieler nach Tom Brady (2014), Joe Flacco (2012) und Aaron Rodgers (2010) in drei Play-off-Spielen in einer Saiosn drei oder mehr Touchdownpässe warf, war für den 26-Jährigen ein schwacher Trost.