Ronald Leitgeb
GEPA/Manfred Binder
Chronik

Ex-Muster-Coach Leitgeb verstorben

Ronald „Ronnie“ Leitgeb ist in der Nacht auf Mittwoch in Kitzbühel völlig unerwartet verstorben. Der einstige Präsident des Österreichischen Tennisverbands (ÖTV), Davis-Cup-Kapitän und Coach von Thomas Muster wurde nur 62 Jahre alt. Leitgeb hinterlässt seine Frau Bettina sowie seinen Sohn Florian. Der gebürtige Mödlinger verstarb plötzlich ohne bekannte Vorerkrankungen, wie sein Arzt und Freund der Familie, Harald Hertz, bestätigte.

„Mir sind keine Vorerkrankungen bekannt und auch seiner Frau nicht. Er war zwei Tage vorher noch Skitouren“, berichtete Hertz. „Wir waren gestern Abend noch gemeinsam abendessen, und da war alles in Ordnung.“ Die Todesursache ist noch nicht bekannt.

Der Wiener Turnierdirektor Herwig Straka war erschüttert von der Nachricht. „Völlig überraschend. Ich bin sprachlos. Ich habe mich mit dem Thomas (Muster, Anm.) heute in der Früh getroffen, und der hat gesagt, sie haben noch gewhatsapped wegen (gemeinsam) Tourengehen. Offensichtlich war er ja extrem fit“, erklärte der Steirer gegenüber der APA.

Leitgeb überraschend verstorben

Ex-ÖTV-Präsident Ronald Leitgeb ist in der Nacht auf Mittwoch überraschend im Alter von 62 Jahren verstorben. Der Niederösterreicher spielte eine wichtige Rolle für den heimischen Tennissport.

Die Familie Leitgeb ließ in einem Statement wissen, dass „Ronald Leitgeb in den frühen Morgenstunden des 16. Februar völlig unerwartet zu Hause in Kitzbühel“ verstorben sei. „Die Todesursache ist derzeit nicht bekannt. Seine Frau Bettina und Sohn Florian bitten darum, im familiären Kreis ungestört und in Ruhe trauern zu dürfen.“ Sobald es Informationen gebe, die von öffentlichem Interesse sind, werde man diese bekanntgeben.

Wegbereiter im Tennissport

Die Bedeutung Leitgebs für das österreichische Tennis in den 1980er und 90er Jahren war eng mit der Karriere von Thomas Muster verbunden, aber auch darüber hinaus. „Abseits von den Spielern, aber wenn jemand das Tennis geprägt hat, dann war es definitiv er. Mit dem Management vom Thomas, mit den ersten großen Davis-Cups, das waren Signature-Leistungen, und an denen haben wir uns alle orientiert“, erklärte Straka und fügte hinzu, „er hat gezeigt, was möglich ist, den Weg hat er bereitet. Er war definitiv auch für meine Karriere ganz wichtig. Wir waren teilweise Konkurrenten, aber immer voller Respekt.“

Archivaufnahme von Thomas Muster, Alexander Antonisch, den kahlgeschorenen Kapitän Ronald Leitgeb, und Masseur Kurt Waltl nach einem Match
APA/Kelly Schoebitz
Leitgeb (kahlgeschoren) beim Davis-Cup-Sieg der Österreicher 1995 in der ersten Runde gegen Spanien

Nicht immer friktionsfrei war die Beziehung zu einem anderen großen Namen im österreichischen Tennis. „Man ist umso berührter, wenn es jemand im gleichen Alter ist, und mit dem man, auch wenn es nicht immer im besten Einvernehmen war, doch viel Kontakt über einen langen Zeitraum hatte“, meinte Coach Günter Bresnik. „Für das österreichische Tennis hat er in den letzten 30 Jahren mehr zusammengebracht als quasi alle anderen Leute, die sich als Manager oder Trainer aufgespielt haben. Die Bestätigung hat er leider nicht in dem Ausmaß gekriegt, wie er sie letztendlich verdient hätte“, so Bresnik.

„Botschafter des Landes“

Geäußert hat sich auch die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. „Ronnie Leitgeb hat als geborener Mödlinger von Niederösterreich ausgehend in der ganzen Welt Erfolge gefeiert. Damit war er nicht nur ein herausragender Vertreter des österreichischen Tennissports, sondern auch ein Botschafter des Landes und vor allem des Sportlandes Niederösterreich“, sagte die ÖVP-Politikerin in einer Aussendung. „Trotz seiner weltweiten Tätigkeit ist er Niederösterreich immer zutiefst verbunden geblieben“, so die Landeshauptfrau: „In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken nun besonders auch bei seiner Familie.“

ÖTV-Neo-Präsident Martin Ohneberg zeigte sich betroffen. „Mit Ronnie Leitgeb verliert Österreichs Tennis und auch der österreichische Tennisverband eine seiner schillerndsten und bedeutendsten Persönlichkeiten aus den vergangenen Jahrzehnten. Auch in meiner Rolle als ÖTV-Präsident bin ich ihm als einem meiner Vorgänger für seinen bis zuletzt großen und unermüdlichen Einsatz rund ums österreichische Tennis sehr verbunden gewesen und dankbar.“

Muster und Melzer trauern um Leitgeb

Mit einer emotionalen Nachricht meldete sich ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer, der lange Jahre als Spieler von Leitgeb gemanagt wurde. „Ich kann nicht glauben, dass du nicht mehr da bist. Ich werde unsere Gespräche vermissen. Du warst immer für mich da, ganz egal was passiert ist. Das Leben ist nicht fair, du wirst immer einen speziellen Platz in meinem Herzen haben“, twitterte der ehemalige French-Open-Halbfinalist.

„Mein Freund und Mentor hat heute für immer die Augen geschlossen. Mein Beileid gilt der Familie und den Angehörigen“, kommentierte Thomas Muster das Ableben seines Langzeitbegleiters auf der Tennistour. „Der Schock sitzt zu tief, um es in Worte zu fassen. Lieber Ronnie, mit Respekt und Demut bedanke ich mich, Teil deines Lebens gewesen zu sein und all diese großartigen Momente mit dir geteilt zu haben. Wir werden dich sehr vermissen. Rest In Peace“, schrieb der 54-jährige Steirer.

„Mit allen Höhen und Tiefen“

Leitgeb hatte im APA-Interview zu seinem 60. Geburtstag im Mai 2019 über sein Leben gesprochen. „Ich habe eine große Dankbarkeit, dass ich dieses Leben haben durfte, weil ich mehr erreicht habe, als ich mir je erträumt hätte. Mit allen Höhen und Tiefen, die dazu gehören, die so einen Weg prägen“, sagte er damals.

„Es gibt ein paar Highlights wie den Davis-Cup im Praterstadion, die Halle zu bauen gegen Deutschland am Schwarzlsee, aber auch die Geschichte, mit dem Niki Lauda gemeinsam den Davis-Cup am Wiener Hangar am Flughafen zu machen. Das sind Dinge, auf die ich auch stolz bin, und es ist auch eine Freude, dass ich immer noch darauf angesprochen werde.“

Mit Muster Nummer eins der Welt

„Über allem“ stand freilich die erfolgreiche 16-jährige Zusammenarbeit mit Thomas Muster, der sich mit Coach Leitgeb nicht nur den ersten Einzel-Titel eines Österreichers bei einem Grand-Slam-Turnier holte, sondern auch zur Nummer eins der Tenniswelt wurde.

Archivaufnahme von Österreichs Daviscup-Team-Captain Ronald Leitgeb im Gespräch mit Thomas Muster
APA/Hans Techt
Ob auf der ATP-Tour oder im Davis-Cup: Leitgeb und Muster bestritten einen weiten Weg gemeinsam

Leitgeb war zuletzt hauptsächlich in seiner zweiten Heimat Marbella Turnierorganisator eines ATP- und eines Challenger-Turniers. Er tauchte im vergangenen Jahr aber auch beim neuen Challenger in Tulln auf, wo sein Sohn Florian Turnierdirektor ist.

Manager auf allen Ebenen

In seiner Coaching-Vita stehen neben Muster und Markus Hipfl auch Andrea Gaudenzi, der Italiener ist mittlerweile zum Boss der Spielerorganisation ATP aufgestiegen. Zudem managte Leitgeb unter anderen Jürgen Melzer, Nikolaj Dawydenko und Schwimmer Markus Rogan. Leitgeb war seit Juli 2008 mit seiner zweiten Frau Bettina Steigenberger verheiratet, sein Sohn Florian stammt aus erster Ehe mit Frau Doris.

Möglichst lange gesund und fit bleiben, war Leitgebs Wunsch zum Sechziger. „Was mir am meisten abgehen würde im Alter, wäre, wenn ich nicht mehr Ski fahren könnte.“ Ein Wunsch, der ihm vom Schicksal nicht erfüllt wurde.

Steckbrief von Ronald Leitgeb

Geboren: 13. Mai 1959 in Mödling

Gestorben: 16.02.2022 in Kitzbühel

Wohnorte: Marbella, Pörtschach, Kitzbühel (Hauptwohnsitz)

Familienstand: Verheiratet seit Juli 2008 in zweiter Ehe mit der Hotelerbin Bettina Steigenberger, Sohn Florian aus erster Ehe

Karriere: Eiskunstlaufhoffnung, Medizinstudent, ORF-Radio-Reporter; Manager und Trainer von Thomas Muster (1984-1999) sowie Betreuer von Markus Hipfl und Andrea Gaudenzi, ÖTV-Davis-Cup-Kapitän (1994 bis 1997), Kärntner Verbandspräsident (2006 bis 2009), ÖTV-Präsident (2012 bis 2015)

Manager u. a. von Jürgen Melzer, Tamira Paszek, Markus Rogan und Nikolaj Dawydenko, Davis-Cup-Organisator (darunter Österreich-USA im Praterstadion 1990 sowie Österreich-Deutschland 1994), Besitzer einer ATP-Lizenz (derzeit Lyon), mit der er zuvor Turniere in Nizza, St. Pölten (1994-2005), Pörtschach (2006-2008) und Kitzbühel (2009) veranstaltete, zuletzt u. a. Turnierdirektor beim ATP-Turnier in Marbella

Beruf: Ausbildung zum diplomierten Mentalcoach in Bregenz; nach erfolgreichem Abschluss des Universitätslehrgangs „Health and Fitness“ an der Uni Salzburg Erlangung des akademischen Grads „Master of Advanced Studies“ (MAS)

Entwickelte in Monaco das Konzept „Champ Health & Fitness“ mit physiologischem und mentalem Zugang zur proaktiven Gesundheitsförderung

Hobbys: Skitourengehen, Golf, Fliegen (Berufspilotenschein)