Skispringen

Kramer richtet Blick wieder nach vorne

Sara Marita Kramer hatte als eine der ganz großen Goldkandidatinnen im österreichischen Olympiateam gegolten, doch das Coronavirus zerstörte ihren Medaillentraum. Die Weltcup-Leaderin zog sich nach dem Peking-Aus zurück und fiel in ein mentales Loch. Langsam findet die 20-Jährige aber ihre Motivation wieder, richtet ihren Blick wieder nach vorne und hat den Gesamtweltcup als Ziel. In Hinzenbach (25. bis 27. Februar) will sie ihr Comeback geben.

„Es waren grausige Tage, schlaflose Nächte. Ich habe das Ganze nicht wahrhaben wollen. Es war wie einen Alptraum leben, den man sich nie so zusammenreimen hätte können, und irgendwie war es dann doch die Realität“, sagte die Salzburgerin, die in einem Onlinemediengespräch in ihrem Heimatort Maria Alm Einblicke in die Zeit nach dem positiven Test gab.

Ganz untypisch für sie, erzählte die Team-Weltmeisterin 2021, sei sie eineinhalb Wochen nur herumgelegen. „Ich war echt ein bisserl in einem Loch. Das Gefühl ist grausig, weil man steht jeden Tag auf, im Hintergedanken dort (in Peking, Anm.) zu performen, und auf einmal ist es weg.“ Der Hinweis auf ihre Jugend und noch vielen möglichen aktiven Jahren war ihr da auch wenig Trost. „Natürlich gibt es noch mehrere Olympische Spiele, aber die sind halt nur alle vier Jahre. Vier Jahre sind lang und man sieht, es passieren immer Sachen, die man nicht am Schirm hat.“

Sara Marita Kramer
GEPA/Matic Klansek
Kramer wurde beim Weltcup in Willingen positiv auf Covid-19 getestet und verpasste die Olympischen Spiele in Peking

„Es geht bergauf“

Die gute Nachricht eine Woche vor dem Comeback beim Weltcup in Oberösterreich: Es geht ihr gesundheitlich wieder gut. „Ich bin wieder voll da. Mental ist es natürlich schwierig, mit der Motivation war es anfangs nicht so leicht, aber es geht bergauf.“ Bisher hat sie seit Montag nur körperlich trainiert, für den Weg auf die Schanze fehlte ihr noch der Reiz. „Ich hoffe, dass es dann nächste Woche wieder da ist und ich wieder mit Freude auf die Schanze gehen kann.“

Ein bisschen gab Kramer selbst die Antwort darauf, denn sie brauche den Wettkampf auch zur Motivation. Seit Willingen, als sie noch am Samstag gewonnen hatte, dann nach einem positiven Covid-19-Test aber abreisen musste, sind die Sprungski im Eck gestanden. Nach jenem Test habe es noch Hoffnungen gegeben, dass der Ct-Wert sich verbessern würde. „Dann war noch kurz die Rede vom Mixed-Team und nachfliegen, aber die Werte sind immer weiter gesunken.“

Den Fernseher hat Kramer aber trotzdem eingeschaltet. „Ich wollte es mir nicht entgehen lassen“, sagte die gebürtige Niederländerin. Freilich gab es auch Kontakt mit Teamkolleginnen: „Wir haben einmal Videocall gemacht, ich habe ihnen immer alles Gute gewünscht. Die haben auch mitgelitten und geschaut, mich wieder aufzubauen.“ Die Mixed-Konkurrenz, die wegen mehrerer Disqualifikationen zur Farce wurde und für Österreich nur mit Rang fünf endete, empfand Kramer als „sehr eigenen, komischen Bewerb“. Allerdings sei es schwierig, aus der Distanz eine Meinung abzugeben.

Gesamtweltcup als großes Ziel

Nun hofft Kramer, die neben der Familie durch ein neues Hundebaby ihrer Schwester Ablenkung gefunden hat, dass sie nun auch etwas Glück hat. In der vergangenen Weltcup-Saison hatte sie die große Kugel sowie mit WM-Rang vier eine Einzel-Medaille knapp verpasst. „Ja, ich hoffe, dass ich jetzt dann irgendwann einmal Glück habe. Weil das war jetzt in den letzten Jahren leider nicht da“, sagte sie.

Als aktuelle Weltcup-Leaderin kann es für den Rest der Saison nur ein Ziel geben. „Natürlich ist der Gesamtweltcup noch mein Ziel, und der Fokus für die Saison, man braucht Ziele. Ich weiß, dass ich gut Skispringen kann und viel erreichen kann. Alles, was möglich ist, probiere ich.“

Althaus und Pinkelnig müssen pausieren

Kramer hat aktuell im Gesamtweltcup nach elf Bewerben noch 172 Punkte Vorsprung auf die Deutsche Katharina Althaus, die bei den Spielen eine Silbermedaille gewinnen konnte. In Hinzenbach hat Kramer aber die Möglichkeit, den Vorsprung deutlich auszubauen. Denn diesmal ist es Althaus, die aufgrund einer Coronavirus-Infektion die beiden Bewerbe verpasst. „Schade, dass ich pausieren muss, ich habe eine sehr gute Form. Ich setze alle Hoffnungen daran, dass ich bei der RawAir in Norwegen wieder mit von der Partie bin“, sagte die 25-Jährige mit Blick auf die Minitournee in der kommenden Woche. Nach dem Einschieben eines zusätzlichen Weltcups in Lillehammer (Ersatz für Sapporo) stehen nach den Bewerben in Hinzenbach noch insgesamt zehn Einzel-Springen auf dem Programm.

Nicht dabei beim Heimbewerb ist auch Eva Pinkelnig, sie wurde ebenfalls positiv getestet und fällt aus. Die 32-jährige Vorarlbergerin ist symptomfrei und in häuslicher Quarantäne.