RedBull-Pilot Max Verstappen (NED)
APA/AFP/Lluis Gene
Formel 1

Startschuss für eine neue Ära

In der Formel 1 bricht 2022 eine neue Zeitrechnung an. Die Boliden müssen sich in diesem Jahr einem neuen Regelwerk unterwerfen, alte Designkomponenten mussten daher über Bord. Am Mittwoch, dem ersten Tag der Testfahrten in Montmelo nahe der spanischen Metropole Barcelona, war die Vorfreude mindestens ebenso so groß wie das Rätselraten, was die Revolution bringen mag.

„Ich habe noch keine Ziele für diese Saison gefasst“, sagte Weltmeister Max Verstappen. „Die Regeln sind ganz anders dieses Jahr“, sagte 24-Jährige, der wie alle anderen Piloten erst einmal ein Gefühl für das neue Gefährt entwickeln will. „Ich will einfach auf die Strecke hinaus und versuchen, das Bestmögliche abzuliefern, so wie jedes Jahr. Wenn das Auto schnell ist, bin ich sicher, dass wir wieder einen sehr guten Job machen werden.“

Ganz ähnlich klang Stallgefährte Sergio Perez, der am Donnerstag zum Einsatz kommt. „Ich will, dass wir in dieser Saison unsere Teamperformance maximieren und gewinnen“, meinte der Mexikaner. „Ich denke, der Schlüssel zum Erfolg mit dem neuen Regelwerk ist, wie schnell die Teams sich entwickeln und sich auch während der Saison verbessern können.“

Aerodynamik „komplett neu gedacht“

Worin genau sich die neuen Autos im Vergleich zu den Modellen des Vorjahres unterscheiden, erklärte Mercedes-Chefingenieur Andrew Shovlin: „Mehr Komponenten haben sich bei diesem Auto verändert als in irgendeinem anderen Jahr, soweit ich mich erinnern kann.“

Der Brite führte aus, dass beim Facelift mit neuen Front- und Heckflügeln vor allem ein leitender Gedanke im Hintergrund stand: „Das aerodynamische Verhalten des Autos wurde in den Regeln komplett neu gedacht, damit man dichter auffahren kann, damit wir bessere Rennaction sehen.“ Die nachteiligen Luftverwirbelungen, die das Verfolgen des Vordermannes über längere Zeit und letztlich das Überholen extrem erschwert haben, sollten also ausgemerzt werden.

Mercedes-Pilot George Russell (GBR)
AP/Joan Monfort
Durch das neue Regelwerk soll den Piloten das Überholen erleichtert werden

„Außerdem haben wir ganz andere Reifen (18 Zoll, Anm.). All das müssen wir erst verstehen“, sagte Shovlin. Denn bei den nun ausrangierten Fabrikaten wusste man genau, in welchen Spannen bezüglich Temperatur, Feuchtigkeit etc. sie am besten arbeiteten und das höchste Grip-Level boten. Dabei gab es von Jahr zu Jahr vergleichsweise geringe Änderungen. „Die Autos davor waren praktisch eine Evolution.“ Diese ganze, über Jahre gewonnene Entwicklungsarbeit ist nun mehr oder weniger Datenmüll.

Freitag-Trainings nach hinten versetzt

Hinzu kommt in diesem Jahr auch ein leicht adaptierter Ablauf eines Rennwochenendes. Dadurch bedingt, dass die Beteiligten immer mehr Rennen – erstmals sind es heuer 23 – abzuspulen haben, wurden die Trainings am Freitag ein paar Stunden nach hinten versetzt. Die erste Session wird – direkt nach den Medienterminen, für die früher der Donnerstag reserviert war – üblicherweise nach Mittag beginnen, das zweite Training wird am späten Nachmittag gefahren. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch, dass die Teams am Freitagabend noch mehr Zeitdruck haben. Vor allem, wenn dann größere Reparaturarbeiten anstehen, wird sich das bemerkbar machen.