Weltmeister Max Verstappen absolvierte den kompletten Testtag für Red Bull und wurde am Ende Neunter. Mercedes-Pilot Lewis Hamilton übernahm den Wagen am Nachmittag von seinem neuen Teamkollegen George Russell. Der 37-jährige Vizeweltmeister landete im Tableau auf Position fünf direkt hinter seinem jungen Landsmann. Am Vormittag war Leclerc der Schnellste, auf dem Circuit de Catalunya wurden die neuen Wagen aber vorerst auf ihre Haltbarkeit getestet.
Der 24-jährige Niederländer Verstappen drehte am Mittwoch noch exklusiv die Runden mit dem neuen RB18 und wurde dabei zum Objekt der Fotografenbegierden. Vor zwei Wochen bei der offiziellen Präsentation hatten die „Bullen“ nämlich nur ein Showcar gezeigt.

„Ich habe noch keine Ziele für diese Saison gefasst“, sagte Verstappen vorab. „Die Regeln sind ganz anders dieses Jahr“, so der 24-Jährige, der wie alle anderen Piloten zunächst ein Gefühl für das neue Gefährt entwickeln will. „Ich will einfach auf die Strecke hinaus und versuchen, das Bestmögliche abzuliefern, so wie jedes Jahr. Wenn das Auto schnell ist, bin ich sicher, dass wir einen sehr guten Job machen werden.“
Start in eine neue Ära
Am Mittwoch, dem ersten Tag der Testfahrten in Montmelo nahe Barcelona, war die Vorfreude mindestens ebenso groß wie das Rätselraten, was die Revolution bringen mag.
Aerodynamik „komplett neu gedacht“
Worin genau sich die neuen Autos im Vergleich zu den Modellen des Vorjahres unterscheiden, erklärte Mercedes-Chefingenieur Andrew Shovlin: „Mehr Komponenten haben sich bei diesem Auto verändert als in irgendeinem anderen Jahr, soweit ich mich erinnern kann.“
Der Brite führte aus, dass beim Facelift mit neuen Front- und Heckflügeln vor allem ein leitender Gedanke im Hintergrund stand: „Das aerodynamische Verhalten des Autos wurde in den Regeln komplett neu gedacht, damit man dichter auffahren kann, damit wir bessere Rennaction sehen.“
Die nachteiligen Luftverwirbelungen, die das Verfolgen des Vordermannes über längere Zeit und letztlich das Überholen extrem erschwert haben, sollten also ausgemerzt werden.
Noch vieles ungewiss für Konstrukteure
In der Formel 1 bricht 2022 eine neue Zeitrechnung an. Die Boliden müssen sich in diesem Jahr einem neuen Regelwerk unterwerfen, alte Designkomponenten mussten daher über Bord.
„Außerdem haben wir ganz andere Reifen (18 Zoll, Anm.). All das müssen wir erst verstehen“, sagte Shovlin. Denn bei den nun ausrangierten Fabrikaten wusste man genau, in welchen Spannen bezüglich Temperatur, Feuchtigkeit etc. sie am besten arbeiteten und das höchste Grip-Level boten. Dabei gab es von Jahr zu Jahr vergleichsweise geringe Änderungen. „Die Autos davor waren praktisch eine Evolution.“ Diese ganze, über Jahre gewonnene Entwicklungsarbeit ist nun mehr oder weniger Datenmüll.
Freitag-Trainings nach hinten versetzt
Hinzu kommt in diesem Jahr auch ein leicht adaptierter Ablauf eines Rennwochenendes. Dadurch bedingt, dass die Beteiligten immer mehr Rennen – erstmals sind es heuer 23 – abzuspulen haben, wurden die Trainings am Freitag ein paar Stunden nach hinten versetzt. Die erste Session wird – direkt nach den Medienterminen, für die früher der Donnerstag reserviert war – üblicherweise nach Mittag beginnen, das zweite Training am späten Nachmittag gefahren. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch, dass die Teams am Freitagabend noch mehr Zeitdruck haben. Vor allem, wenn größere Reparaturarbeiten anstehen, wird sich das bemerkbar machen.