Jürgen Melzer
GEPA/Walter Luger
Davis-Cup

Neo-Kapitän Melzer als „Notfalloption“

Für Österreich wird es im Davis-Cup zwar erst am 4./5. März ernst, doch das Team ist bereits zum Duell der Qualifikationsrunde nach Südkorea gereist. Kurzfristig aus dem Team von Neo-Kapitän Jürgen Melzer gefallen ist Doppel-Spezialist Philipp Oswald, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Melzer musste daher für den Notfall vorplanen.

„Es ist extrem bitter, dass er ausfällt, weil er zum letzten möglichen Zeitpunkt vor der Abreise positiv getestet wurde“, sagte Melzer zum Aus des Vorarlbergers. „Er wird dem Team fehlen.“ Damit begaben sich Dennis Novak, Jurij Rodionov, Lucas Miedler und Alexander Erler auf die Reise nach Seoul. Da wegen der Einreisebestimmungen kein kurzfristiger Ersatz für Oswald gefunden werden konnte, hat sich Melzer für den äußersten Notfall selbst auf die Spielerliste gesetzt. Normalerweise sind aber die Kitzbühel-Sieger Miedler/Erler für das Doppel eingeplant.

Melzer fliegt wegen des Begräbnisses seines langjährigen Managers Ronald Leitgeb erst am Freitag nach Seoul. In Südkorea muss das Team nach einem Coronavirus-Test bis zum erhofften negativen Ergebnis in ein Quarantänehotel. Auch danach gibt es eine strenge „Bubble“. „Wir dürfen uns nur zwischen Hotel und Anlage bewegen“, sagte Melzer. Als einziger Frischluftbereich stehe ein Trainingscourt im Freien zur Verfügung. „Umso mehr gilt es die ersten Tage, nur mal locker reinzufinden, den Platz kennenzulernen, mit dem Jetlag zu kämpfen.“

Dennis Novak
Reuters/Leonhard Foeger
Novak und Co. haben eine Woche Zeit zur Vorbereitung

Kapitän fiebert Auftakt entgegen

Melzer, Österreichs Rekordspieler im Davis-Cup, fungiert erstmals als Kapitän. „Ich liebe diesen Bewerb. Ich freue mich darauf, die Jungs drauf vorzubereiten, sie am Wettkampfwochenende zu pushen, den Funken von der Bank überspringen zu lassen und Gas zu geben, meine Erfahrung aus dem Bewerb dann auch eins zu eins weitergeben zu können und von der Bank aus auf unsere Spieler wirklich auch einwirken zu können“, erklärte er in einer ÖTV-Aussendung.

Gespielt wird in Seoul auf schnellem Hartplatz, der Sieger qualifiziert sich für das Finalturnier, das diesmal zunächst an vier Schauplätzen die Gruppenspiele absolviert. Erklärtes Ziel der Österreicher ist es, wieder daran teilzunehmen. Melzer sieht die Chancen bei 50:50. „Ich rechne mit einer ganz, ganz engen Kiste“, sagte er. Das Doppel könnte vorentscheidend sein. Die Form der aufstrebenden Nummer eins der Gastgeber, Kwon Soon Woo (ATP-Nr.60), bereitet Melzer keine Sorgen. „Wir sind sicherlich nicht der Favorit in den Partien gegen ihn, aber er ist auch schlagbar und hat viel Druck. Er führt sein Team an und muss wohl beide Einzel gewinnen.“

Am Freitag werden zwei Einzel gespielt, am Samstag das Doppel und zwei weitere Einzel – im „Best of three“-Modus. Die Form von Novak und Rodionov, die unter normalen Umständen für das Einzel wohl fix sind, sieht Melzer als gut an, beide Spieler würden auf die Einsätze „brennen“. Ein Sieg in Seoul wäre für Melzer „extrem wichtig“. „Das ist ein riesengroßes Event im September dann, für das wir uns qualifizieren können. Abermals zu den besten 16 Nationen der Welt zu gehören, wäre für Österreichs Tennissport von enorm hoher Bedeutung.“