Kostas Tsimikas (Liverpool) gegen Cesar Azpilicueta (Chelsea)
Reuters/Peter Cziborra
Fußball

„Lange Schatten“ über Chelseas Zukunft

Mit dem FC Liverpool und dem FC Chelsea treffen am Sonntag (17.30 Uhr) im Endspiel des Ligacups zwei Topclubs aufeinander. Beide Teams befinden sich vor dem Duell im Wembley-Stadion in einer erfolgreichen Phase, auch wenn bei Chelsea nach dem angekündigten Rückzug des russischen Clubbosses Roman Abramowitsch Unruhe und Unsicherheit über die Zukunft des Vereins aufgekommen ist.

Das Duell der deutschen Erfolgstrainer Jürgen Klopp von Liverpool und Thomas Tuchel von Chelsea bestimmt davor die britischen Schlagzeilen. Klopp gab sich nach dem furiosen 6:0-Sieg gegen Leeds United zurückhaltend. Und das, obwohl sein Team seit Mittwoch wieder in Schlagdistanz zu Tabellenführer Manchester City ist.

„Ganz ehrlich, wir jagen City nicht“, sagte Klopp. „Wir versuchen, Fußballspiele zu gewinnen.“ Das gelingt derzeit gut. Der Kantersieg gegen Leeds war der neunte Pflichtspielsieg in Folge. Mit dem zehnten würde Klopp am Sonntag den ersten Titel der Saison holen.

Im Gegensatz zu Liverpool, wo es offensichtlich harmonisch zugeht, knistert es bei Chelsea hinter den Kulissen. Tuchels Verhältnis zu Rekordeinkauf Romelu Lukaku gilt seit einiger Zeit als angespannt. Beim 2:0 über Lille blieb der Torjäger, der mit Tuchels Taktik nicht klarkommt, auf der Bank. Stattdessen überzeugte DFB-Teamspieler Kai Havertz auf seiner Position und traf zur Führung.

Abramowitsch bleibt Besitzer, gibt Kontrolle ab

Bei Champions-League-Sieger und Clubweltmeister Chelsea herrscht derzeit aber nach dem teilweisen Rückzug von Besitzer Abramowitsch auch Unklarheit über die Zukunft. Der russische Oligarch, dem eine Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nachgesagt wird, hatte am Samstag die Verwaltung an die Treuhänder der wohltätigen Stiftung von Chelsea abgegeben. Der Schritt gilt als Reaktion auf Forderungen in Großbritannien, Sanktionen gegen Abramowitsch zu verhängen.

Der russische Oligarch Roman Abramowitsch
APA/AFP/Ben Stansall
Roman Abramowitsch hat mit viel Geld aus Chelsea einen zweifachen Champions-League-Sieger gemacht

„Ich glaube, dass die Treuhänder derzeit in der besten Position sind, sich um die Interessen des Vereins, der Spieler, der Mitarbeiter und der Fans zu kümmern“, teilte Abramowitsch auf der Chelsea-Website mit, ohne den Krieg in der Ukraine zu erwähnen. Damit hat der russische Milliardär die Kontrolle über zentrale Entscheidungen wie Transferbudgets, Spielertransfers und Trainerverpflichtungen abgegeben. Er bleibt aber der Besitzer des Clubs, der Berichten zufolge nicht zum Verkauf steht.

„Lange Schatten über Chelseas Zukunft“

Sollte die britische Regierung allerdings als Teil der Sanktionen gegen Russland sein Vermögen beschlagnahmen, könnte das auch den FC Chelsea beinhalten – mit nicht absehbaren Folgen. Die Fanorganisation The Chelsea Supporters’ Trust forderte deshalb noch am Samstag eine Klarstellung, was Abramowitschs Mitteilung für den Betrieb des Clubs bedeute.

„Äußerlich ändert sich nichts“, schrieb der „Telegraph“ dazu. Aber Darlehen von 1,5 Milliarden Pfund (ca. 1,8 Milliarden Euro) von Abramowitschs Holdinggesellschaft, die dem Verein maßgeblich zum Erfolg verholfen haben, „werfen einen langen Schatten über die Zukunft von Chelsea“.

Tuchel: „Das bringt viel Unsicherheit“

Chelsea-Coach Tuchel hatte schon am Freitag eingeräumt, dass der russische Einmarsch in die Ukraine auch den Club beträfe. „Wir sollten nicht so tun, als wäre das kein Problem“, sagte Tuchel vor dem Ligacup-Finale am Sonntag gegen Liverpool. „Das trübt die Vorfreude auf das Endspiel und bringt viel Unsicherheit.“

Seit der Übernahme durch Abramowitsch vor 19 Jahren hat der einstige Fahrstuhlverein Chelsea jeweils fünfmal die englische Meisterschaft und den FA-Cup, dreimal den Ligacup sowie je zweimal die Champions League und die Europa League gewonnen. Vor Kurzem triumphierten die „Blues“ erstmals auch bei der Clubweltmeisterschaft.