Ski alpin

Hütter-Schrecksekunde bei Sieg von Nufer

Die Schweizerin Priska Nufer hat am Sonntag in Crans-Montana in der vorletzten Damen-Abfahrt der Saison ihren ersten Weltcup-Sieg gefeiert. Die 30-Jährige setzte sich knapp gegen Vortagessiegerin Ester Ledecka aus Tschechien (+0,11) und Sofia Goggia aus Italien (+0,11) durch. Für eine Schrecksekunde sorgte Cornelia Hütter, die es auf dem Weg zu einer Topzeit beim letzten Sprung verdrehte und die ins Ziel rutschte, glücklicherweise nach einem kurzen Schockmoment jedoch selbst aufstand. Beste ÖSV-Läuferin wurde Stephanie Venier auf Rang fünf.

Für Venier war es rechtzeitig vor dem Saisonfinale in zweieinhalb Wochen in Frankreich das erhoffte Topresultat. „Es war eine Riesenerleichterung, als ich im Ziel war. Es ist die schönste Platzierung meiner Karriere, mir fehlen die Worte. Es ist echt cool heute“, sagte die 28-Jährige im ORF-Interview. „Ich hatte von zu Hause immer die Unterstützung, aber natürlich spielst du immer mit dem Gedanken, ob du wieder zurückkommst. Aber der Kampf hat sich gelohnt.“

Das Rennen war überschattet vom schweren Sturz Hütters. Die Vortagesdritte kam auf dem Weg zu einem weiteren Spitzenplatz beim letzten Sprung zu Sturz. Die Steirerin verzog es bei über 100 km/h in der Luft, sie landete quer und schlug mit Körper und Kopf hart auf der eisigen Rennpiste auf. Hütter rutschte den ganzen Zielhang hinunter und löste die Zeitnehmung aus.

Hütter sorgt für Schrecksekunde

Für eine Schrecksekunde sorgt Cornelia Hütter, die kurz vor dem Ziel stürzt und benommen liegen bleibt, nach einem kurzen Schockmoment aber selbst aufstehen kann.

Im Ziel blieb die Steirerin, die nach vielen Verletzungsproblemen zuletzt mit Serienpodestplätzen inklusive Super-G-Sieg in Garmisch gefallen hatte, bewegungslos liegen, bis die Ersthelfer kamen. Danach verließ die 29-Jährige die Unfallstelle aber auf eigenen Beinen, wenn auch mit blutender Nase. Laut Teamkollegen Ramona Siebenhofer im ORF-Interview waren die Beine Hütters heil geblieben, eventuell bestand aufgrund leichter Kopfschmerzen Verdacht auf Gehirnerschütterung.

Nufer nutzt Starnummer perfekt aus

Aufgrund der im Vergleich zum Samstag um eine halbe Stunde nach vorne verlegten Beginnzeit erwartete die Fahrerinnen auf der anspruchsvollen Strecke im WM-Kandidatenort 2027 eine viel härtere und damit schnellere Piste, die aufgrund der Sonneneinstrahlung jedoch von Läuferin zu Läuferin weicher und damit unruhiger wurde. Die Verhältnisse optimal ausnutzen konnte Nufer, die schon am Samstag mit der hohen Startnummer 30 als Vierte zu ihrem bis dahin besten Weltcup-Ergebnis gefahren war und am Sonntag als Zweite auf die Piste ging.

1. Priska Nufer (SUI)
2. Ester Ledecka (CZE)
3. Sofia Goggia (ITA)

Während sich Puchner (+0,69) mit Startnummer eins und vor allem auch Siebenhofer (+1,34), die als Dritte ins Rennen ging, mit der Piste überhaupt nicht anfreunden konnten, zauberte die Schweizerin die Bestzeit auf die eisige Piste, an die weder die Tschechin Ledecka noch die Italienerin Goggia (+0,23) noch ihre Landsfrau und Olympiasiegerin Corinne Suter (+0,27) herankamen. Damit ist auch klar, dass die Entscheidung um die kleine Kristallkugel zwischen Goggia (482 Punkte) und Suter (407) erst bei der Abfahrt beim Saisonfinale am 16. März in Courchevel fallen wird. Im Gesamtweltcup holte die Slowakin Petra Vlhova als 16. punktemäßig Mikaela Shiffrin ein und liegt nun mit 1.026 Zählern gleichauf mit dem US-Star.

Siebenhofer „wieder ratlos im Ziel“

Siebenhofer, die vor dem Abfahrtsdoppel in Crans-Montana noch kleine Außenseiterchancen hatte, verabschiedete sich endgültig aus dem Rennen um die Abfahrtskugel und kehrt der Schweiz enttäuscht den Rücken. „Es ist ein schwieriger Hügel für mich, ich bin wieder ratlos im Ziel gestanden“, sagte die 30-Jährige im ORF-Interview, nachdem sie bereits am Samstag als Elfte keine Chance auf einen Spitzenplatz gehabt hatte und am Sonntag nur 22. wurde.

Siebenhofer verpasst Topplätze

Wie schon am Samstag kommt Romana Siebenhofer auch am Sonntag nicht wirklich zurecht und wird nur 22.

„Ich habe versucht, den Ski laufen zu lassen, aber ich muss mir das im Video noch einmal anschauen. Wir haben Cornelia ihre Sachen ins Zelt gebracht, es schaut aus, als ob so weit alles o. k. ist. Es war natürlich eine wilde ‚Brezn‘, und da tut einem alles weh. Beim Kopf muss man generell vorsichtig sein“, sagte Siebenhofer.

Puchner enttäuscht, Venier überrascht

Puchner, am Samstag als Fünfte hinter Hütter noch zweitbeste Österreicherin, blieb diesmal hinter den Erwartungen. „Eine gute Fahrt war das nicht. Ich habe gerade am Anfang der Schwünge die Ansätze verpasst“, sagte die 29-Jährige im ORF-Interview. „Ich muss mich jetzt einmal gut regenerieren, damit ich vom Kopf und Körper wieder fit bin. Jetzt heißt es noch einmal motivieren, es sind ja nur noch drei Rennen offen.“

Als sich die ÖSV-Läuferinnen bereits damit abgefunden hatten, diesmal keinen Top-Ten-Platz zu erreichen, überraschte Venier mit der Startnummer 24 und fuhr noch auf Platz fünf und holte ihre bestes Weltcup-Ergebnis seit zwei Jahren. „Ich hatte schon Druck, vor dem Rennen war ich 26. und beim Weltcup-Finale nicht dabei. Deshalb habe ich heute noch einmal alles reingehaut“, sagte die 28-Jährige.

Bei Zwischenzeit noch voran

Bei der vierten Zwischenzeit lag die 28-jährige Tirolerin sogar noch voran, im Ziel fehlten ihr schließlich nur 0,31 Sekunden auf die Siegerzeit und acht Hundertstelsekunden auf das Podest. Ich bin froh, dass es so funktioniert hat. Die acht Hundertstel (die auf das Podest fehlen, Anm.) sind heute komplett egal", sagte Venier.

Venier rast noch auf Platz fünf

Mit Starnummer 24 fährt Stephanie Venier noch auf den fünften Platz, zwischenzeitlich lag die 28-Jährige sogar voran.

Nach ihrem Premierensieg im 144. Weltcup-Rennen überglücklich war auch Nufer. „Es ist ein unglaublicher Tag. Ich habe gestern schon alles aus meiner Startnummer rausgeholt und konnte das heute bestätigen. Es ist unglaublich. Ich habe gespürt, ich bin gut in Form und muss nach vorne schauen und nicht zurück“, sagte die 30-Jährige Schweizerin.