Ski alpin

Kristoffersen feiert in Garmisch Doppelpack

Das Slalom-Wochenende in Garmisch-Partenkirchen ist ganz im Zeichen von Henrik Kristoffersen gestanden. Nach seinem Triumph am Samstag legte der Norweger am Sonntag nach und feierte dank einer fulminanten Aufholjagd auf dem Gudiberg vor dem Briten Dave Ryding (+0,35 Sek.) und dem deutschen Lokalmatador Linus Straßer (+0,47) einen Doppelpack. Bester Österreicher wurde überraschend Marco Schwarz als Fünfter, der so wie der Sieger von den Ausfällen des Spitzentrios nach dem ersten Durchgang profitierte.

Kristoffersen lag zur Halbzeit nur auf dem achten Platz, stand aber am Ende doch zum 21. Mal in einem Slalom und zum 26. Mal insgesamt in seiner Karriere in einem Weltcup-Rennen ganz oben. Dem Norweger spielte dabei der kollektive Ausfall des Spitzentrios in die Hände. Denn sowohl der Halbzeitführende Loic Meillard aus der Schweiz sowie die ex aequo zweitplatzierten Johannes Strolz und Meillards Landsmann Ramon Zenhäusern fielen in der Entscheidung eines turbulenten Rennens aus. Von insgesamt 71 Läufern am Start wurden 35 „Opfer“ der im Vergleich zum Vortag eisglatten Piste.

Von den Ausfällen profitierte auch Schwarz, der zudem mit Laufbestzeit gleich 21 Ränge aufholte und hinter dem Norweger Lucas Braathen mit 0,51 Sek. Rückstand auf den Sieger Fünfter wurde. Auf das Stockerl fehlten dem Kärntner lediglich vier Hundertstelsekunden. Mit Michael Matt als Neuntem schaffte es ein zweiter ÖSV-Läufer in die Top Ten. Marc Digruber kam als 13. in die Wertung. Manuel Feller, am Samstag noch Dritter, musste sich diesmal nach einem Fehler im zweiten Lauf mit dem 15. Platz begnügen.

Schwarz wird Fünfter

Der Kärntner nutzte die Gunst der Stunde und katapultierte sich mit einem starken zweiten Lauf vom 26. noch auf den fünften Platz.

Schwarz gab nach den letzten Enttäuschungen jedenfalls ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Der Kärntner warf im anspruchsvollen zweiten Durchgang seine ganze Routine in die Waagschale. Der Slalom-Weltcup-Sieger des Vorjahres ließ sich dabei auch von einem Missgeschick nicht aus dem Tritt bringen, nachdem ihm wenige Tore vor dem Ziel sein rechter Stock entglitten war. „In erster Linie bin ich froh, dass es wieder gut funktioniert hat, auch das Gerät. Ich bin happy, war am Start befreit, hatte nichts zu verlieren. Der Lauf ist mir gut aufgegangen. Ich hoffe, dass es so weitergeht.“, sagte Schwarz im ORF-Interview.

Strolz und Feller patzen

Für den Slalom-Silbernen und Kombi-Olympiasieger von Peking Strolz gab es nach Platz vier am Samstag am Sonntag keine Punkte. Der Vorarlberger nahm sich den Ausfall und die damit verpasste Chance, im Rennen um die kleine Kristallkugel zu bleiben, nicht groß zu Herzen: „Ein Einfädler passiert schnell, klar ist das ägerlich. Aber das gehört dazu. Jetzt bin ich froh, dass ich ein paar Tage zum Ausruhen habe, und dann freue ich mich auf das Heimrennen in Flachau. Jetzt werde ich die Zeit daheim einmal genießen.“

1. Henrik Kristoffersen (NOR)
2. Dave Ryding (GBR)
3. Linus Straßer (GER)

Genau andersrum wie am Vortag verlief der zweite Slalom auf dem Gudiberg auch für Feller, nachdem er am Samstag noch von Rang fünf auf das Podest gefahren war. Diesmal vergab der Tiroler mit einem schweren Fehler im Mittelteil die Chance auf einen Spitzenplatz. „Bei so einem Kurs war das heute eine große Aufgabe, man darf nicht passiv werden, sonst liegt man gleich hinten. Das ist dann blöd hergegangen, das war ein klassischer Innenskifehler. Bei dem Fehler hat es angefangen und aufgehört. Da habe ich über eine Sekunde liegen gelassen“, sagte der 29-Jährige.

Auch Digruber, der mit Nummer 38 im ersten Lauf noch Zehnter geworden war, konnte seinen Platz im Vorderfeld nicht halten. „Ich bin schon ein paar Mal daneben gestanden, da waren ein paar Böcke dabei im zweiten Durchgang. Gestern habe ich gesagt, wenn man normal hinunterfährt, ist man nicht vorne dabei, da wird man durchgereicht. Heute war die Devise volle Kanne, das ist aber daneben gegangen. Ich kann mir aber nicht vorwerfen, dass ich nicht riskiert habe“, so der Niederösterreicher.

Kristoffersen überrascht sich selbst

Für Kristoffersen zahlte sich das Risiko, im zweiten Lauf anzugreifen, jedoch innerhalb von 24 Stunden voll aus. „Das hätte ich nicht gedacht. Vor dem Wochenende hätte ich mich über zwei Podestplätze gefreut, zwei Siege sind wirklich cool. Schade für Loic (Meillard, Anm.) und Johannes (Strolz, Anm.), aber so ist der Sport, das ist mir in Wengen passiert. Der zweite Lauf war wirklich etwas für Männer, nichts für Jungs. Jetzt denke ich nicht an die Kugel, jetzt ist einmal Ruhe angesagt“, sagte Kristoffersen.

Mit dem Doppelpack übernahm der 27-Jährige die Führung im Slalom-Weltcup und liegt nun 49 Punkte vor Landsmann Braathen. Der Deutsche Straßer, der im zweiten Garmisch-Slalom 13 Plätze gutmachte, ist mit 78 Zählern Rückstand neuer Dritter. Ryding, dem am Sonnstag auf dem von seinem Trainer gesteckten tückischen zweiten Kurs eine Verbesserung um 17 Plätze auf Rang zwei gelang, und Feller folgen dahinter. Ausständig sind noch die Slaloms in Flachau und beim Finale in Couchevel-Meribel. „Es ist sicher cool, mit der roten Nummer zu fahren, ich denke jetzt aber nur an Ruhe und Schlafen zu Hause“, meinte Kristoffersen.

Übrigens: Während Braathen im zweiten Durchgang immerhin noch gehörig Plätze gutmachen und im Rennen um die kleine Kristallkugel bleiben konnte, nahmen sich Olympiasieger Clement Noel und auch Braathens Landsmann Weltmeister Sebastian Foss-Solevaag mehr oder weniger selbst aus der Rechnung. Der Franzose und der Norweger schieden im ersten bzw. zweiten Durchgang aus und fabrizierten erneut eine Nullnummer.