Ukraine-Konflikt

Russland vom Fußball ausgeschlossen

Für Russland und Belarus gibt es infolge des Ukraine-Konflikts im Sport drastische Konsequenzen. Zunächst empfahl das Internationale Olympische Komitee (IOC) den internationalen Verbänden, russische und belarussische Athleten sowie Funktionäre von Veranstaltungen auszuschließen. Der Internationale Fußballverband (FIFA) und der Europäische Fußballverband (UEFA) handelten prompt und schlossen Russland von ihren Wettbewerben aus, wie am Montagabend bekanntgegeben wurde.

Das IOC rang sich im Zuge der russischen Invasion in der Ukraine zu einer drastischen Empfehlung an alle Weltverbände und Ausrichter von Sportveranstaltungen durch. Russische und belarussische Sportler und Funktionäre sollen nach dem Willen des IOC unter der Führung von Thomas Bach nicht mehr an internationalen Wettbewerben teilnehmen dürfen. Dem folgten nun die FIFA und die UEFA, womit das Aus der russischen Mannschaft in der WM-Ausscheidung für Katar 2022 besiegelt ist. Außerdem steht RB Leipzig im Viertelfinale der Europa League, weil Spartak Moskau der Achtelfinal-Gegner gewesen wäre.

Zudem teilte die UEFA mit, dass die Zusammenarbeit mit Gasprom mit sofortiger Wirkung beendet wird. Der russische Ölkonzern zahlte seit 2012 kolportierte 40 Millionen Euro pro Jahr an die UEFA. Diesen Entscheidungen waren zahlreiche Boykottdrohungen von Nationalverbänden vorangegangen. Wenige Stunden vor der FIFA- und UEFA-Entscheidung hatten die Fußballverbände von Dänemark, Norwegen und der Schweiz verkündet, vorerst nicht mehr gegen Russland antreten zu wollen.

FIFA-Präsident Gianni Infantino
Reuters/Matthew Childs
Auch FIFA-Boss Gianni Infantino entschloss sich zu härtesten Maßnahmen

„Der Fußball ist hier vereint und in voller Solidarität mit allen betroffenen Menschen in der Ukraine. Beide Präsidenten hoffen, dass sich die Situation in der Ukraine deutlich und schnell verbessern wird, damit der Fußball wieder ein Faktor für Einheit und Frieden zwischen den Menschen sein kann“, hieß es in der gemeinsamen Mitteilung von FIFA und UEFA.

ÖFB begrüßt Maßnahmen

Zustimmung gab es seitens des Österreichischen Fußballverbands (ÖFB). Man begrüße die Sanktionen und trage sie vollinhaltlich mit, hieß es in einer Aussendung am Montagabend. „Der ÖFB hat ein gemeinsames Vorgehen mit UEFA und FIFA angestrebt, da dies aus unserer Sicht am nachhaltigsten und sinnvollsten ist. Eine gemeinsame Stimme ist am lautesten und hat die größte Signalwirkung.“

„So wird die Position des Weltfußballs einheitlich vertreten. Der Fußball steht in dieser schweren Zeit zusammen und zeigt sich solidarisch mit der ukrainischen Bevölkerung. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine verstößt gegen alles, wofür die Werte des Sports und der Menschlichkeit stehen“, so ÖFB-Präsident Gerhard Milletich.

Zuvor hatten Polen, Schweden und Tschechien angekündigt, dass sie in den Play-offs zur WM-Qualifikation nicht gegen Russland spielen werden. Polen war im Play-off-Halbfinale als Gegner von Russland gelost worden und hätte Ende März in Moskau antreten sollen. Polen hat nun als kampfloser Sieger Heimrecht gegen den Gewinner der Begegnung Schweden – Tschechien.

Russland kritisiert Maßnahmen

Das russische Olympische Komitee (ROC) hatte die Forderung nach einem Ausschluss scharf kritisiert. „Die heutige Entscheidung unserer Kollegen vom Internationalen Olympischen Komitee widerspricht unserer Meinung nach sowohl den Regelwerken des IOC und vor allem der Charta als auch dem Geist der olympischen Bewegung, die vereinen und nicht spalten sollte, insbesondere wenn es um die Athleten und die Gleichheit der Teilnehmer an der olympischen Bewegung geht“, sagte ROC-Präsident Stanislaw Posdnjakow.

Wenige Tage vor dem Beginn der Paralympics in Peking steht Russland auch dort vor dem Komplettausschluss. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) wollte eigentlich am Mittwoch, also zwei Tage vor dem Beginn des Großevents in der chinesischen Hauptstadt, auf einer Sitzung eine Entscheidung treffen. Nach der IOC-Empfehlung dürfte das Urteil klar sein.

Entscheidung „schweren Herzens“

Der Druck auf die internationalen Verbände war mit jedem Tag, an dem sich die kriegerischen Handlungen Russlands in seinem Nachbarstaat auf grausame Weise fortsetzten, immer größer geworden. Nun handelte das IOC, das außerdem Kreml-Chef Wladimir Putin und weiteren russischen Spitzenpolitikern die ihnen in der Vergangenheit verliehenen olympischen Orden in Gold aberkannte.

Die Exekutive des IOC habe ihre Entscheidungen „mit schwerem Herzen“ getroffen, hieß es in einer Mitteilung. Zwar wolle die olympische Bewegung über allen politischen Konflikten stehen, der Krieg in der Ukraine versetze sie nun aber in ein Dilemma.

IOC-Präsident Thomas Bach
Reuters/USA Today Sports/Rob Schumacher
Das IOC unter der Führung von Präsident Thomas Bach sprach sich für einen Ausschluss von Russland und Belarus aus

Viele ukrainische Athletinnen und Athleten könnten wegen des Angriffs auf ihr Land nicht mehr an Sportwettkämpfen teilnehmen, während Russen und Belarussen das weiter möglich sei. Daher sei man zu der Entscheidung gekommen, einen Ausschluss von Sportlern aus Russland und Belarus zu fordern, um die Integrität und Sicherheit der Wettbewerbe zu wahren. Damit werden auch die am Freitag beginnenden Paralympics wohl ohne Russland stattfinden.

Offener Brief ukrainischer Athleten

Druck kam auch vonseiten der Sportler. In einem offenen Brief von ukrainischen und auch internationalen Sportlern sowie Vereinigungen waren IOC-Präsident Bach und IPC-Chef Andrew Parson aufgefordert worden, das Russische sowie das Belarussische Olympische und Paralympische Komitee zu suspendieren.

„Russlands Einmarsch in die Ukraine, unterstützt von Belarus, ist ein klarer Verstoß gegen die Charta der Olympischen und Paralympischen Spiele – ein Verstoß, der mit strengen Sanktionen geahndet werden muss“, hieß es in dem Schreiben. Interessanterweise wurde bei den Unterstützern des Briefes auch die russische Fecht-Olympiasiegerin Sofia Welikaja aufgelistet. Sie ist zugleich Vorsitzende der russischen Athletenkommission.

Das IOC hatte sich nach Ausbruch des Krieges zunächst nicht zu harten Maßnahmen durchringen können. Die Sportverbände waren lediglich angewiesen worden, Veranstaltungen in Russland und Belarus zu verlegen oder abzusagen. Auch sollten weder Flaggen noch Hymnen der beiden Länder gezeigt und gespielt werden. Eine Empfehlung, die auch die FIFA, die jahrelang die Nähe zum russischen Präsidenten pflegte, noch am Sonntag übernahm. Nur einen Tag später mussten FIFA-Präsident Gianni Infantino und Co. nachbessern.

Russland und Belarus auch im Eishockey ausgeschlossen

Nicht nur der Fußball muss sich mit harten Sanktionen beschäftigen. Auch das Council des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) hat Russland und Belarus am Montag bis auf Weiteres von sämtlichen Bewerben ausgeschlossen. Schon zuvor hatten zumindest acht Landesverbände den Ausschluss Russlands von der A-WM im Mai in Finnland gefordert. Und Ausrichter Finnland hatte der IIHF mitgeteilt, dass es Russland und Belarus für die WM nicht ins Land lassen will.

Daraufhin zog das Council – auch mit der Rückendeckung des IOC – die Konsequenzen: Alle russischen und belarussischen Teams aller Altersklassen werden bis auf Weiteres ausgeschlossen. Die U20-WM Ende des Jahres, die in Nowosibirsk hätte stattfinden sollen, wurde Russland entzogen.

Russische Sponsoren im Abseits

Auch die Logos der russischen Firmen verschwinden zunehmend. Vor der UEFA hatte schon der deutsche Bundesligist Schalke 04 am Montag die Zusammenarbeit mit Geldgeber Gasprom beendet und damit einen harten finanziellen Schnitt in Kauf genommen.

Der russische Staatskonzern ist seit 2007 der wichtigste Geldgeber des mit Verbindlichkeiten von rund 200 Millionen Euro belasteten Traditionsclubs, der derzeit etwa neun Millionen Euro pro Saison von Gazprom Germania, einer deutschen Tochter des staatlichen russischen Energieunternehmens, erhält. Der Vertrag hat eine Laufzeit bis 2025.

Auch der Weltschachverband (Fide) beendet seine Sponsorenverträge mit regierungsnahen russischen Unternehmen wie Gasprom und Rosatom beendet. Roman Abramowitsch, Clubboss von Champions-League-Sieger FC Chelsea, will die Kontrolle über den Verein an die Verwalter der wohltätigen Stiftung des FC Chelsea übergeben.

Womöglich kommt dem russischen Milliardär aber noch eine wichtige Rolle zu. Sein Sprecher sagte, Abramowitsch sei von ukrainischer Seite kontaktiert worden, um zu vermitteln und zu helfen, eine friedliche Lösung zwischen der Ukraine und Russland zu erzielen.