Roman Abramowitsch
Reuters/Suzanne Plunkett
Ukraine-Konflikt

Abramowitsch gibt Chelsea auf

Der russische Milliardär Roman Abramowitsch will den englischen Premier-League-Club Chelsea verkaufen. Der Erlös solle über eine Stiftung den Opfern des Ukraine-Kriegs zugutekommen, teilte der 55-Jährige am Mittwoch in einer Erklärung auf der Chelsea-Website mit. Abramowitsch steht in Großbritannien wegen seiner angeblichen Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin seit Wochen in den Schlagzeilen.

„Ich habe meine Entscheidungen immer im besten Interesse des Vereins getroffen“, betonte Abramowitsch in der Mitteilung. Nun sei der Verkauf seiner Ansicht nach im Interesse des Clubs, der Fans, der Mitarbeiter sowie der Sponsoren und Partner.

Er werde keine Rückzahlung seiner Darlehen an den Londoner Club verlangen, dem er laut Medienberichten insgesamt 1,5 Milliarden Pfund (1,8 Mrd. Euro) geliehen haben soll. „Für mich ging es nie um Geschäft oder Geld, sondern um die reine Leidenschaft für das Spiel und den Verein.“

Chelseas John Terry, Klubbesitzer Roman Abramowitsch, Frank Lampard und Eidur Gudjohnsen feiern den Sieg in der englischen Meisterschaft 2004/05
Reuters/Darren Walsh
Meister 2005: Abramowitsch (M.) gemeinsam mit den Clubikonen John Terry (l.), Frank Lampard und Eidur Gudjohnsen (r.)

Nähe zu Kreml lässt Druck steigen

Bei allem Erfolg stand Abramowitsch wegen seiner Nähe zum Kreml in Großbritannien auch immer wieder in Kritik. Dem britischen Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei zufolge geht aus einem Dokument des Innenministeriums hervor, dass der Oligarch wegen seiner Verbindungen zu Putin und Korruptionsvorwürfen ins Visier der Behörden geriet.

In der vergangenen Woche nach Russlands Einmarsch in der Ukraine hatte Abramowitsch bereits angekündigt, die Verwaltung von Chelsea an eine wohltätige Stiftung abzugeben. Ein Verkauf stand seither im Raum.

Geld aus Verkauf für „alle Opfer des Krieges“

Abramowitsch ordnete nun nach eigenen Angaben an, dass das Geld einer gemeinnützigen Stiftung zukommen solle. Diese werde „allen Opfern des Krieges in der Ukraine zugutekommen“, als Soforthilfe und zur Unterstützung des langfristigen Wiederaufbaus.

Der Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss hat bereits Interesse an einer Übernahme bekundet. Er habe mit drei weiteren Personen ein Angebot erhalten, um Chelsea zu kaufen, bestätigte der 86-Jährige in der Schweizer Boulevardzeitung „Blick“. Ob er kaufen werde, stehe aber noch nicht fest. „Da muss ich jetzt vier bis fünf Tage zuwarten. Abramowitsch fordert derzeit viel zu viel.“

Vom Londoner Stadtclub zum Champions-League-Sieger

Abramowitsch hat Chelsea seit seinem Einstieg 2003 mit hohen Investitionen von einem englischen Verein mit lokaler Bedeutung und wechselhaftem Erfolg zu einem der größten Clubs Europas gemacht.

Chelseas Cesar Azpilicueta jubelt mit Clubbesitzer Roman Abramowitsch über den Sieg in der UEFA Champions League 2020/21
Reuters/Michael Steele
Am 29. Mai 2021 durfte sich Abramowitsch in Porto noch mit Kapitän Cesar Azpilicueta (r.) über den zweiten CL-Triumph freuen

Jeweils fünfmal gewannen die „Blues“ in dieser Zeit die englische Meisterschaft und den FA-Cup, dazu dreimal den Ligacup und je zweimal die Champions League und die Europa League. Nach dem Champions-League-Triumph im Sommer bescherte der deutsche Trainer Thomas Tuchel Chelsea mit seinem Team zuletzt auch erstmals den Titel bei der Club-WM.

Tuchel reagierte auf die Verkaufsankündigung des Eigentümers zurückhaltend. „Auf kurze Sicht“ werde sich für die Mannschaft „hoffentlich“ nicht viel ändern, sagte der Erfolgscoach. „Vielleicht ändert es gar nichts. Wir werden tun, was wir können, um die Nebengeräusche zu unterdrücken und fokussiert zu bleiben, was nicht immer einfach ist.“

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