2022 ist das Jahr eins nach dem Karriereende von Valentino Rossi, der „Dottore“ und Neo-Teambesitzer (VR46-Racing) hatte das vergangene Vierteljahrhundert den Motorradsport entscheidend mitgeprägt. Die Piloten, die im Kampf um die WM-Krone ein Wörtchen mitzureden haben, sind allerdings schon seit Jahren andere.
Im Vorjahr hatte sich der 22-jährige Quartararo vorzeitig den Titel gesichert. Den Franzosen muss man auch heuer wieder auf der Rechnung haben – ebenso wie den Weltmeister von 2020, Suzuki-Piloten Joan Mir, und den amtierenden Vizeweltmeister Francesco Bagnaia, der gerade seinen Werksvertrag mit Ducati bis 2024 verlängert hat. Und auch Honda-Fahrer Marc Marquez sollte nicht vergessen werden.
Weltmeister mit Problemen
Für Quartararo lief die Vorbereitung allerdings nicht wie gewünscht. Der neunfache GP-Sieger zeigte sich mit der Performance und den mangelnden Fortschritten seiner Yamaha M1 bei den Tests im Februar in Malaysia und Indonesien unzufrieden. Er habe sich ein besseres Motorrad erwartet, es fehle ziemlich viel, sagte der Franzose. Eine Verlängerung seines heuer auslaufenden Vertrages blockierte der Weltmeister, Angebote dürfte es genug geben.
Bagnaia glänzte im vergangenen Jahr mit vier Siegen, sechs Polepositions und insgesamt neun Podestplätzen und war im letzten Saisondrittel der stärkste Pilot. Dieses Jahr soll nun der finale Schritt erfolgen. „Ich habe im Werksteam eine ruhige Umgebung gefunden. Ich fühle mich sehr wohl und weiß, dass wir gemeinsam Großes erreichen können“, sagte der 25-jährige Italiener, dem 2021 in der WM am Ende nur 26 Punkte auf Quartararo fehlten.
Marquez ist nicht Nadal
Gespannt darf man sein, wo sich der sechsfache MotoGP-Weltmeister Marc Marquez dieses Jahr einreiht. Der Spanier hat zwei gesundheitlich harte Jahre hinter sich. Eine langwierige Armverletzung sowie komplizierte Sehprobleme haben den 29-Jährigen sogar ans Aufhören denken lassen. Der 85-fache Grand-Prix-Sieger (davon 59 in der MotoGP) zählt sich selbst nicht zum engsten Favoritenkreis.
„Wenn dein Name nicht Rafa Nadal ist, kannst du nicht der Favorit auf den Sieg sein, nachdem du zwei Jahre lang verletzt warst“, sagte Marquez in Anspielung auf die Leistungen seines spanischen Landsmanns, der kürzlich bei den Australian Open seinen 21. Major-Titel im Tennis holte und damit alleiniger Rekordhalter ist. Marquez selbst sieht mehrere Titelkandidaten in der MotoGP. „Im Moment gibt es zwölf Motorräder, die die Weltmeisterschaft gewinnen können. Aber die Favoriten sind Quartararo und Bagnaia.“
KTM mit bewährtem Duo und zwei Hoffnungsträgern
Der österreichische Hersteller KTM will heuer einen weiteren Schritt in Richtung ganz nach oben machen. Gesetzt wird weiterhin auf das Fahrerduo Miguel Oliveira und Brad Binder, die im Vorjahr je einen GP gewannen. Hinzu kommen die Rookies Remy Gardner (AUS) und Raul Fernandez (ESP) im zweiten KTM-Werksteam Tech3. Moto2-Champion Gardener, den zuletzt eine Handgelenksverletzung plagte, und Vizeweltmeister Fernandez sind große Versprechungen für die Zukunft.
„Wir haben nicht irgendwelche Rookies, sondern zwei außergewöhnliche“, sagte Motorsportchef Pit Beirer, der sowohl vom Australier als auch vom Spanier in den höchsten Tönen sprach. „Raul, das ist ein Rohdiamant der MotoGP-Szenerie. Den setzt du aufs Bike und es macht ‚peng‘. Bei ihm war die Umstellung sehr schnell“, sagte er über Fernandez.
Beirer erwartet einen harten und knappen WM-Kampf. „Du hast mit Ducati einen harten Gegner. Sie haben acht Motorräder am Grid. Aber so wie es von den Rundenzeiten her ausschaut, haben die Konkurrenten auch ordentliche Schritte gemacht. Wir sind da alle eng beieinander.“ Auch Marquez hält Beirer für einen guten Tipp. „Ich glaube schon, dass er körperlich nicht ganz so unversehrt ist, wie er das früher war. Aber er ist zurück mit vollem Speed und Leidenschaft. Wenn er fährt, dann fährt er ja ‚all in‘. Es gibt bei ihm kein Kalkulieren. Der ist ganz klar zurück und somit einer mehr, der sich da ganz vorne am Podest breitmachen wird.“
Österreich-GP mit neuer Schikane
Österreichische Fahrer gibt es in den drei Klassen nach dem Abgang von Maximilian Kofler in die Supersport-WM heuer keine mehr. Fester Bestandteil bleibt jedoch der Grand Prix von Österreich in Spielberg. Gab es in den beiden Vorjahren CoV-bedingt jeweils zwei Rennen auf dem Red Bull Ring, so gastiert heuer der Motorradtross wieder wie üblich einmal.
Das 14. GP-Wochenende der Saison findet in der Steiermark statt, und zwar vom 19. bis 21. August. In Spielberg erwartet die Piloten eine neue Streckenführung im Bereich der zweiten Kurve. Die Bergaufpassage wurde zu einer Schikane mit dem Charakter einer schnellen Doppelkurve umgestaltet.