Ski alpin

Zwei Sensationssieger in Kvitfjell-Abfahrt

Die erste von zwei Abfahrten in Kvitfjell hat am Freitag gleich zwei neue Siegergesichter im Weltcup gebracht. Der Schweizer Niels Hintermann und der kanadische Sensationsmann Cameron Alexander, der mit Startnummer 39 ins Rennen ging, teilten sich völlig überraschend ihren ersten Abfahrtserfolg im Weltcup. Auf Rang drei landete mit einem Rückstand von 0,12 Sekunden der Österreicher Matthias Mayer. Zweitbester ÖSV-Abfahrer wurde Daniel Danklmaier auf Rang sieben (+0,61).

Auf den Plätzen vier und fünf landeten in dem Hundertstelkrimi der Schweizer Beat Feuz (+0,19) und der Norweger Aleksander Aamodt Kilde (+0,20), womit sich die Situation im Abfahrtsweltcup weiter zuspitzte. Kilde liegt vor den letzten zwei Abfahrten mit 490 Punkten weiter in Führung. Der Vorsprung des Norwegers auf Feuz, der die kleine Kristallkugel in den letzten vier Saisonen gewinnen konnte, reduzierte sich auf drei Zähler. Mayers Rückstand vor der Abfahrt am Samstag (11.30 Uhr, live in ORF1) beträgt 28 Punkte.

„Ich habe schon damit gerechnet, dass es knapp wird. Das ist der richtige Startschuss in das Wochenende. Nach Olympia habe ich abgeschalten, mich dann aber wieder fokussiert. Schaut so aus, als wäre mir das gut gelungen. Nach dem Ergebnis wird es morgen sicher wieder eng werden. Jetzt zählt jedes Rennen“, sagte Mayer im ORF-Interview. „Ich bin im Abfahrtsweltcup wieder vorne. Besser wäre mehr Vorsprung, aber das ist kein Wunschkonzert“, sage Feuz.

1. Niels Hintermann (SUI)
. Cameron Alexander (CAN)
3. Matthias Mayer (AUT)

Mayer mit starkem Schlussabschnitt

Zunächst war das Rennen eine Angelegenheit für die Topabfahrer dieser Saison. Kilde legte mit Startnummer fünf vor und markierte programmgemäß die Bestzeit. Zwei Läufer danach nahm Mayer die Herausforderung an. Der Kärntner lag bei jeder Zwischenzeit knapp hinter dem Lokalmatador, erwischte aber die entscheidende Kurve für den Schlussteil perfekt. Auf den letzten Metern nahm Mayer Kilde 0,12 Sekunden ab und ließ es zum Ärger des Norwegers im Ziel grün aufleuchten.

Auch Feuz machte es bei seiner Fahrt richtig spannend. Den Olympiasieger in der Abfahrt und den Olympiasieger im Super-G von Peking trennten auf der gesamten Strecke nie mehr als eine Zehntelsekunde. Am Ende blieb Mayer allerdings knapp vorne und schien auf dem besten Weg zu seinem zwölften Weltcup- und achten Abfahrtssieg der Karriere.

Platz drei für Mayer

Die Fahrt von Matthias Mayer reichte am Ende in einer verrückten Abfahrt für den dritten Rang.

Hintermann fährt an die Spitze

Hintermann machte den Hoffnungen des dreifachen Olympiasiegers dann aber einen Strich durch die Rechnung. Der 26-jährige Schweizer, der seinen bisher einzigen Weltcup-Sieg in der Wengen-Kombination 2017 gefeiert hatte, lieferte eine engagierte und makellose Fahrt. Hintermann lag bei jeder Zwischenzeit vorne und ließ sich den Vorsprung auch auf den letzten Metern nicht mehr nehmen. „Er ist wirklich sehr stark gefahren – vor allem im Mittelteil“, lobte Feuz die Vorstellung seines Landsmannes.

„Ich hatte wegen Verletzungen ein paar intensive Jahre. Heuer bin ich schon gut in die Saison gestartet. Der Sieg passt jetzt perfekt. Im Ziel war das ein großer Erlösungsschrei“, sagte Hintermann, der in dieser Saison in Gröden und Bormio schon zweimal Dritter war. Mayer war von der Leistung Hintermanns nicht überrascht. „Er hat schon ein sehr gutes Training gezeigt. Ihn hatte ich schon auf der Liste. Vor allem im Mittelteil hat er uns abgezockt“, so der Kärntner.

Die Siegesfahrt von Hintermann

Niels Hintermann sorgte mit Startnummer 17 für eine Überraschung und holte seinen ersten Weltcup-Sieg in der Abfahrt.

Cameron stellt Klassement auf den Kopf

Noch abgebrühter war dann allerdings der Kanadier Alexander. Als die Siegerinterviews schon alle gemacht schienen und sich die Zuschauer auf den Heimweg machten, ging der 24-Jährige mit Startnummer 39 ins Rennen und stellte das Klassement noch auf den Kopf. Bis zur vierten Zwischenzeit lag der Kanadier noch 0,21 Sekunden hinter Hintermann, ehe er ihm letzten Abschnitt noch aufholte.

Alexander hat in seiner Karriere bisher einen zehnten Platz als sein bestes Resultat in einer Abfahrt erreicht – 2020 in Kvitfjell. „Ich weiß, dass ich es kann, die Strecke kommt mir entgegen, ich habe alles gegeben. Ich bin überrascht, aber auch nicht. Meine Saison war von Auf und Abs geprägt Das bedeutet mir alles, das ist verrückt“, sagte Alexander, der bisher nur drei weitere Ergebnisse in den Weltcup-Punkten verbuchen konnte.

Danklmaier zeigt als Siebenter auf

Neben Mayer konnte von den restlichen Österreichern nur Danklmaier überzeugen. Der 28-Jährige holte mit Rang sechs sein bestes Saisonergebnis und nach Kitzbühel und Bormio seinen dritten Top-Ten-Platz in dieser Saison. „Ich habe gewusst, dass ich gut drauf bin. Ich habe von oben bis unten einfach Gas gegeben. Ich möchte mit meiner Nummer unter die Top 20 kommen. Ich will konstant unter die ersten zehn fahren. Dieser Platz gibt einen ordentlichen Schub fürs Selbstvertrauen“, so Danklmaier.

Daniel Hemetsberger belegte den 22. Rang (+1,20). Max Franz kam über Platz 28 (1,35) nicht hinaus. Überhaupt nicht nach Wunsch verlief die Abfahrt für Vincent Kriechmayr. Der 30-jährige Oberösterreicher eröffnete mit Startnummer eins zwar das Rennen, hatte aber am Ende einen Rückstand von 2,71 Sekunden auf Hintermann und blieb ohne Weltcup-Punkte. Auch Otmar Striedinger (2,25) kam nicht in die Top 30.