Ukrainischer Fahnenträger Maksym Yarovyi bei der Paralympics-Eröffnung in Peking
APA/AFP/Mohd Rasfan
Paralympics

Ukraine-Konflikt prägt Eröffnungsfeier

Die 13. Paralympischen Winterspiele von Peking haben offiziell begonnen. Chinas Staatspräsident Xi Jinping erklärte die Spiele am Freitag um 21.02 Uhr Ortszeit (14.02 Uhr MEZ) bei der Eröffnungsfeier im Olympiastadion für eröffnet. Um 21.33 Uhr (14.33 Uhr MEZ) wurde die Flamme entzündet. Als Österreichs Fahnenträger fungierten die Niederösterreicherin Barbara Aigner und Routinier Markus Salcher aus dem alpinen Lager.

Nach dem Ausschluss von Russland und Belarus wegen des Ukraine-Konflikts zogen am Freitag nur 46 Mannschaften zur Eröffnungsfeier ein – unter starkem Applaus die Athleten aus der Ukraine, die zum Teil eine viertägige Odyssee aus ihrer vom Krieg erschütterten Heimat hinter sich hatten. Mit offensichtlicher Kritik an Russland sagte Paralympics-Präsident Andrew Parsons in einer leidenschaftlichen Rede: „Das 21. Jahrhundert ist eine Zeit für Dialog und Diplomatie, nicht Krieg und Hass.“

„Wir streben nach einer besseren und stärkeren inklusiven Welt, frei von Hass und Ignoranz, frei von Konflikten und Auseinandersetzungen“, sagte Parsons. „Paralympische Sportler wissen, dass der Gegner kein Feind ist. Gemeinsam kann man mehr erreichen.“ Seine Rede beendete der Brasilianer mit einem lauten Ruf nach Frieden. Ohne Regung erklärte anschließend Chinas Staats- und Parteichef Xi die Paralympics für eröffnet.

Später wurde bekannt, dass Parsons Vortrag vom chinesischen Staatsfernsehen teilweise zensiert worden war. Seine Rede wurde nicht vollständig und vielmehr paraphrasierend übersetzt. Es fehlten wichtige Sätze wie: „Ich bin entsetzt, was gerade jetzt in der Welt passiert.“ Damit die Diskrepanz dem englischkundigen Zuhörer nicht auffällt, wurde der Originalton möglicherweise deshalb plötzlich weggedreht. Dabei hatte Parsons Russland und die Ukraine nicht namentlich genannt.

Paralympics-Eröffnung in Peking
GEPA/Matic Klansek
Einzug der österreichischen Delegation, angeführt von Barbara Aigner und Markus Salcher

Gastgeber China, der ohnehin wegen Menschenrechtsverstößen am Pranger steht, spielt auch im Ukraine-Konflikt eine umstrittene Rolle. So gibt Peking dem russischen Präsidenten Wladimir Putin weiter Rückendeckung und weigert sich, die Invasion zu verurteilen. War bei der Menschenrechtskritik an China noch argumentiert worden, Sport und Politik müssten getrennt werden, war es damit nach der Invasion zumindest gegenüber Russland vorbei.

Krieg wirft seinen Schatten

In einer Kehrtwende revidierte das Internationale Paralympische Komitee (IPC) seine anfängliche Entscheidung, die Sportler aus Russland und Belarus zuzulassen. Da Verbände, Teams und Athleten daraufhin mit einem Boykott gedroht hatten, sah das Komitee die „Durchführbarkeit der Paralympischen Winterspiele“ gefährdet und schloss sie doch aus.

Wegen des Krieges waren Teile des 54-köpfigen ukrainischen Teams vier Tage unterwegs – erst von Kiew über Lwiw über die Grenze nach Polen und weiter über die Slowakei und Österreich nach Mailand, um nach Peking zu fliegen. „Es ist ein Wunder, dass wir es alle hierher geschafft haben“, sagte Delegationschef Waleri Suschkewitsch. „Viele Teammitglieder mussten flüchten, während es Bombenangriffe gab und Granaten explodierten.“

„Veränderung beginnt mit Sport“

Die technisch aufwendige Eröffnungsfeier auf dem bildschirmähnlichen Stadionboden aus LED-Lampen war symbolgeladen – auch mit Anspielungen an Frieden, Einheit und Solidarität. Die künstlerische Leitung hatte wieder Starregisseur Zhang Yimou. Der Spruch „Veränderung beginnt mit Sport“ wurde in der Blindenschrift Braille gezeigt.

Da China eine strenge Null-Covid-Strategie verfolgt, finden die Paralympischen Spiele wie die olympischen Wettkämpfe im Februar unter extrem strengen Vorsichtsmaßnahmen statt. Alle Teilnehmer dürfen sich nur innerhalb geschlossener Kreisläufe bewegen und sind komplett vom Rest des Landes abgetrennt. Jeder muss sich täglich testen lassen. Wer sich angesteckt hat, wird isoliert. Ausländische Zuschauer sind bei den Spielen wegen der Pandemie wieder nicht zugelassen. Eintrittskarten werden nur kontrolliert verteilt.