Ski alpin

ÖSV-Enttäuschung bei Premiere für Miradoli

Der Damen-Super-G in Lenzerheide hat am Samstag ein neues Siegergesicht gebracht. Die Französin Romane Miradoli setzte sich in einem schwierigen und ausfallsreichen Rennen mit einem Vorsprung von 0,38 Sekunden auf die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin durch und holte in ihrem 127. Rennen den ersten Weltcup-Erfolg. Auf Rang drei landete vor den Augen von Landsmann und Tennisstar Roger Federer die Schweizer Olympiasiegerin Lara Gut-Behrami (0,88). Für die ÖSV-Damen setzte es unterdessen eine herbe Enttäuschung.

Von neun gestarteten Österreicherinnen kamen nur vier ins Ziel. Beste ÖSV-Dame wurde Ricarda Haaser, die mit der hohen Startnummer 38 auf den zwölften Platz (+2,89) fuhr. Stephanie Venier belegte mit einem Rückstand von 3,03 Sekunden Rang 15. Nadine Fest (24.) und Ramona Siebenhofer (27.) lagen in dem Super-G mit extrem großen Abständen 4,15 bzw. 4,30 Sekunden zurück. Mirjam Puchner, Ariane Rädler, Tamara Tippler, Elisabeth Reisinger und Christine Scheyer sahen nicht das Ziel.

Im vorletzten Super-G der Saison fiel hingegen die Entscheidung um die kleine Kristallkugel. Fedrica Brignone kam zwar nicht über Platz neun (+2,20) hinaus, durch den Ausfall ihrer Landsfrau Elena Curtoni kann die 31-Jährige mit einem Vorsprung von 132 Punkten nicht mehr von der Spitze verdrängt werden. Im Gesamtweltcup konnte sich Shiffrin von Petra Vlhova absetzen. Nach ihren völlig verpatzten Olympischen Spielen in Peking baute die US-Amerikanerin mit Platz zwei in Lenzerheide ihren Vorsprung auf die Slowakin auf 64 Punkte aus. Brignone liegt 225 Zähler zurück.

1. Romane Miradoli (FRA)
2. Mikaela Shiffrin (USA)
3. Lara Gut-Behrami (SUI)

ÖSV-Damen eröffnen Rennen mit Ausfällen

Die Damen erwartete ein technisch schwieriger Super-G, der eher an einen schnellen RTL erinnerte. Die Kurssetzung war nicht weiter verwunderlich, wurde sie doch von Vlhovas Trainer Mauro Pini ausgesteckt. Eröffnet wurde das Rennen von gleich drei ÖSV-Damen, die damit zu Testpilotinnen wurden. Gut ging das nicht, denn Puchner, Rädler und Tippler schieden gleich aus.

„Man musste mit den extrem engen Abständen klarkommen. Ich hatte kein schlechtes Gefühl. Vor dem Ausfall wollte ich noch einmal pushen, dann hat es mich ausgedreht“, sagte Rädler im ORF-Interview. „Die Nummer eins habe ich mir ja selber ausgesucht“, sagte Puchner. „Auf die Kurssetzung war ich eingestellt. Bereits oben habe ich aber schon ein paar Mal die Linie verloren“, sagte die Olympiazweite, die mit dieser Art von Super-G keine Freude hatte.

Miradoli mit Entschlossenheit zu Sieg

Als erste Läuferin kam Tessa Worley ins Ziel. Danach scheiterte auch Curtoni, womit die Entscheidung über die Kristallkugel im Super-G gefallen war. Aber auch Brignone lieferte eine fehlerhafte Fahrt und blieb klar hinter Worley. Die Zeit der Französin wurde dann von ihrer Landsfrau Miradoli, die die schwierigste Stelle im Kurs mit viel Entschlossenheit bewältigte, um 1,37 Sekunden pulverisiert.

An der Zeit der 27-Jährigen bissen sich die nachfolgenden Läuferinnen allesamt die Zähne aus. So verlor etwa Vlhova, der der Kurs eigentlich hätte entgegenkommen sollen, gleich 3,31 Sekunden. Miradoli am nächsten kam noch Shiffrin, die ihre ausgezeichnete Technik voll ausspielte und den Kurs nahezu spielerisch bewältigte. An Miradoli kam aber auch die US-Amerikanerin nicht heran.

Miradoli kann es „gar nicht fassen“

Miradoli gelang damit nicht nur ihr erster Weltcup-Sieg, sondern auch der erste Super-G-Erfolg einer Französin seit Carole Montillet im Jahr 2004. „So viele Läuferinnen hatten Probleme. Es war wirklich schwierig. Oben hatte ich kein gutes Gefühl. Danach habe ich versucht, zu pushen und einfach Ski zu fahren. Ich kann es gar nicht glauben. Ich bin sehr glücklich“, erklärte die 27-Jährige, die in einem Super-G noch nie besser als Fünfte war.

Brignone durfte sich über ihre insgesamt fünfte Kristallkugell freuen. Nach dem Gesamtweltcup, dem RTL-Weltcup und zweimal dem Kombi-Weltcup holte die Italienerin erstmals den Sieg im Super-G-Weltcup. „Es ist fantastisch, aber ich bin kein gutes Rennen gefahren. Es waren sehr viele Fehler. Ich hatte kein gutes Gefühl mit meinen Skiern und auf dem Schnee. Ich konnte nicht Vollgas geben“, sagte die 31-Jährige.

Haaser mit Ergebnis zufrieden

Haaser freute sich über ihr bestes Saisonergebnis, aber weniger darüber, beste Österreicherin geworden zu sein. „Das ist nicht mein Ziel. Aber mit der Platzierung kann ich zufrieden sein“, sagte die Tirolerin. Die Kurssetzung fand sie okay. „Das Gelände ist sehr steil. Wenn ich ihn da voll runterlasse, gibt es nicht viele Überlebende. Also hat es der Kurssetzer eh ganz gut gemacht“, befand Haaser. „Die Piste war sehr schwierig, und das Gelände hier ist auch nicht leicht.“

Venier bestätigte mit dem besten Super-G der Saison ihren Aufwärtstrend. „Angefühlt hat es sich aber gar nicht gut und es hat wohl auch gar nicht gut ausgeschaut. Das war nichts Gutes für den Damen-Skirennsport“, fürchtete die Tirolerin. „Man ist ja nie wirklich ins Fahren gekommen.“