Ski alpin

Paris meldet sich mit Sieg in Kvitfjell zurück

Dominik Paris hat sich am Samstag in der zweiten Abfahrt im norwegischen Kvitfjell eindrucksvoll zurückgemeldet. Der Speed-Spezialist aus Italien setzte sich auf dem Olympiabakken 0,55 Sekunden vor Lokalmatador Aleksander Aamodt Kilde und den beiden ex aequo drittplatzierten Schweizern Niels Hintermann und Beat Feuz (+0,81 Sek.) durch. Die Österreicher spielten im Ringen um die Podestplätze diesmal keine Rolle: Vincent Kriechmayr landete als bester des ÖSV-Teams mit 1,20 Sekunden Rückstand auf den Südtiroler auf dem sechsten Platz.

Auch für den Rest der österreichischen Abordnung lief es nur bedingt nach Wunsch. Matthias Mayer, am Freitag hinter den Sensationssiegern Hintermann und Cameron Alexander noch Dritter, landete 1,53 Sekunden hinter dem Sieger diesmal unmittelbar vor seinem bereits in den Trainings starken Teamkollegen Daniel Hemetsberger (+1,55.) auf dem elften Platz. Max Franz fuhr als 21. mit 2,10 Sekunden Rückstand knapp an den Top 20 vorbei. Otmar Striedinger und Daniel Danklmaier holten als 27. bzw. 29. ebenfalls noch Weltcup-Punkte.

An der Spitze gab diesmal klar Paris, am Freitag noch Zehnter, den Ton an und beendete mit einer beeindruckenden Fahrt seine Durststrecke. Zuletzt und zum bisher einzigen Mal in dieser Saison hatte der Südtiroler vor dem Jahreswechsel am 28. Dezember mit seiner Lieblingsabfahrt in Bormio gewonnen. Für Paris war es der 21. Weltcup-Sieg seiner Karriere und der 17. in einer Abfahrt. In Kvitfjell stand der 32-Jährige zum dritten Mal in einer Abfahrt ganz oben auf dem Podest. Zudem hat Paris an gleicher Stelle auch schon einen Super-G gewonnen.

Kriechmayr bester Österreicher

Der Oberösterreicher rehabilitierte sich für eine enttäuschende erste Abfahrt und klassierte sich als bester Österreicher auf Rang sechs.

Anders als am Freitag, als bei strahlendem Sonnenschein Hintermann und Alexander mit höheren Nummer überraschen konnten, blieben die großen Sensationen diesmal aus. Einzig Hintermann konnte mit dem dritten Platz seinen Erfolg vom Vortag bestätigen, denn Alexander spielte diesmal im Kampf um die Podestplätze keine Rolle. Der Kanadier verpasste als 15. diesmal die Top Ten klar. Für kurze Aufregung sorgte nur noch sein Landsmann Jeffrey Read, der mit Nummer 42 noch auf den siebenten Platz fuhr.

1. Dominik Paris (ITA)
2. Aleksander A. Kilde (NOR)
3. Niels Hintermann (SUI)
. Beat Feuz (SUI)

Kriechmayer rehabilitiert sich

Aus österreichischer Sicht konnte sich Kriechmayr immerhin für den 57. Platz am Vortag reghabilitieren. „Es war auf alle Fälle ein besseres Rennen als gestern, aber das war auch nicht so schwierig. Ich habe leider unten in der Tommy-Moe-Kurve etwas den Außenski verloren“, sagte der Oberösterreicher, der seine Leistung im ersten Rennen auch gar nicht schönreden wollte, im ORF-Interview: „Gestern habe ich vielleicht beim Material eine falsche Entscheidung getroffen, aber es ist immer noch der Athlet, der auf dem Material draufsteht, schuld. Gestern bin ich auch nicht gut Ski gefahren.“

Mayer verlor im Ringen um die kleine Kristallkugel mit seinem zehnten Platz wertvollen Boden. Der Kärntner hat als Dritter vor dem Weltcup-Finale in Courchevel 76 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Kilde. Der Norweger baute dafür mit seinem zweiten Platz seinen Vorsprung auf Olympiasieger und Titelverteidiger Feuz auf 23 Punkte aus und hat damit die Chance, am 16. März die Regentschaft des Schweizers im Abfahrtsweltcup zu beenden. Feuz holte sich zuletzt viermal en suite die kleine Kristallkugel.

Mayer haderte vor allem mit den unterschiedlichen Sichtverhältnissen. Denn während Kilde und Paris noch ein Sonnenfenster erwischten, waren bei der Fahrt des Kärntners dichte Wolken vor der Sonne. „Es war heute leider ein merklicher Unterschied. Am Anfang war noch die Sonne heraußen, jetzt ist es durchgehend bewölkt. Bei der Nummernwahl haben wir es nicht optimal getroffen, aber das war nicht vorherzusehen und auch nicht prognostiziert“, sagte Mayer im ORF-Interview.

Mayer verliert an Boden

Bei diffusem Licht war der Kärntner an diesem Tag im Kampf um den Tagessieg chancenlos.

Abfahrtskristall abgehakt

Auch wenn er noch theoretische Chancen auf den Gewinn der Abfahrtskugel hat, nahm sich der Kärntner bereits aus der Rechnung um Kristall. „Die kleine Kugel ist abgehakt, Kilde und Feuz werden sich das ausmachen“, sagte Mayer mit Hinweis auf die Formkurven der Konkurrenten: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die zwei beim Finale noch einmal patzen werden.“ Mayer hat als Dritter bereits 82 Punkte Rückstand auf Kilde.

Auch Tagessieger Paris, der als Vierter 88 Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter hat, benötigt in Courchevel bereits ein sportliches Wunder. „Im Kampf um die kleine Kugel ist alles nur theoretisch. Die anderen lassen nicht locker, sie müssten schon einen totalen Ausfall haben. Ich habe es in Kitzbühel und gestern verloren“, sagte der nun vierfache Kvitfjell-Sieger im ORF-Interview. Immerhin zeigte sich Paris mit seinem Arbeitstag zufrieden: „Es war heute ein sehr, sehr guter Lauf“, sagte der Routinier.

Letzter Vorhang für Jansrud

Die zweite Abfahrt auf dem Olympiaberg von 1994 war das letzte Rennen für eine bestimmende Figur der jüngeren Vergangenheit. Kjetil Jansrud verabschiedete sich in die sportliche Pension. Der 36-Jährige verlor zwar 3,46 Sekunden auf die Bestzeit, wurde aber von Fans, Kollegen und Betreuern wie ein Sieger gefeiert und auf Schultern durch den Zielraum getragen. Der Norweger verlässt als Super-G-Olympiasieger 2014, Abfahrtsweltmeister 2019 und Gewinner von 23 Weltcup-Rennen und vier Kristallkugeln die Bühne.

Jansruds letzte Fahrt

Der norwegische Superstar beendet mit einer letzten Fahrt auf dem Olympiabakken seine aktive Karriere

Jansrud hatte sich bei einem Sturz im Super-G von Beaver Creek am 3. Dezember des Vorjahres von Verletzungen am Kreuzband und an den inneren Seitenbändern im Knie in Rekordzeit noch einmal zurückgekämpft. Bei den letzten Abfahrten nun in Kvitfjell merke er zwar, wie viel ihm seine „Lieblingssache“ immer noch Spaß mache, wie groß die Freude am Skifahren sei. Die Entscheidung sei dennoch leicht gewesen, er blicke auf eine erfolgreiche Karriere zurück und sei froh, dass er nicht viele große Stürze gehabt habe. Er freue sich nun auf die Zeit mit der Familie, es fange ein anderes Leben an.

Medaillen, Kugeln, der Kitzbühel-Sieg würden viel wert sein, aber: „Es sind die kleinen Momente mit der Mannschaft, das sind die richtigen Highlights, das ist das Schönste von allem. Die Kleinigkeiten sind größer, als man denkt, auch wenn man dann mit einer oder zwei Goldenen dasteht.“ Um norwegische Speed-Erfolge macht er sich keine Sorgen, auch wenn aktuell neben Kilde ein weiterer Siegesfahrer fehlt: „Das passiert einem norwegischen Skifahrer immer einmal, es kommen ein, zwei Jahre, in denen man mehr oder weniger alleine kämpfen muss. Er wird das gut schaffen. Er wird das gut schaffen.“