Robert Lewandowski jubelt
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Champions League

Salzburg geht bei Bayern unter

Der FC Salzburg ist am Dienstag im Achtelfinale der UEFA Champions League klar ausgeschieden. Österreichs Serienmeister verlor das Rückspiel beim deutschen Pendant Bayern München mit 1:7 (0:4), das 1:1 aus dem Hinspiel bleibt also eine schöne Erinnerung. Bereits in Minute 23 stand es nach drei Toren von Robert Lewandowski 0:3, am Ende ging Salzburg unter und kassierte die höchste Niederlage im internationalen Geschäft.

Weltfußballer Lewandowski drückte vor 25.000 Zuschauern dem Spiel vor allem in der ersten Hälfte den Stempel auf und traf gleich dreimal. Zweimal per Elfmeter (12., 21.), der Pole wurde dabei zuvor jeweils von Maximilian Wöber gefoult. Der Hattrick gelang Lewandowski dann nur zwei Minuten später (23.) – es war der früheste der Champions-League-Geschichte. Serge Gnabry bestrafte einen leichtsinnigen Ballverlust von Mohamed Camara mit dem 0:4 (31.). Dabei hatte Salzburg in der Anfangsviertelstunde selbst zwei gute Chancen auf Tore vergeben.

Thomas Müller erhöhte nach der Pause zum 5:0 (54.), Salzburg-„Joker“ Maurits Kjaergaard betrieb mit einem satten Schuss ins linke Kreuzeck kurz Ergebniskosmetik. Wieder Müller (83.) und Leroy Sane (85.) sorgten am Ende für ein klares Bayern-Statement in Richtung der Kritiker, die Münchner bauten ihre Rekordzahl an Viertelfinal-Teilnahmen auf 20 aus. Dass Salzburg in dieser Saison mit der im Schnitt jüngsten Mannschaft und dem jüngsten Trainer es erstmals ins Achtelfinale geschafft hatte, bleibt neben den rund 50 Millionen Euro an Einnahmen als größter Erfolg in der Red-Bull-Ära bestehen.

ZIB Nacht mit Champions League (ab 11:45 Minuten)

Der FC Salzburg ist am Dienstag im Achtelfinale der UEFA Champions League klar ausgeschieden.

Zum zweiten Mal binnen zwei Jahren gastierten die Salzburger in München, doch nach dem verlorenen Duell (1:3) in der Gruppenphase der Königsklasse hatte dieses Spiel einen noch spezielleren Charakter.

Historisches Gastspiel in München

Das Rückspiel bei der erstmaligen Teilnahme am Achtelfinale durfte vorab als größtes Spiel der Clubgeschichte bezeichnet werden. 1.700 Zuschauer aus Salzburg machten sich auf den kurzen Weg zum Nachbarschaftsduell ins zwei Autostunden entfernte München.

Blick ins Stadion vor dem Spiel
ORF.at/Bernhard Kastler
Pandemiebedingt waren nur 25.000 Zuschauer in München zu Gast, die wichtigste Botschaft stand auf der Anzeigentafel

25.000 Zuschauer waren pandemiebedingt erlaubt, das waren um 25.000 mehr als beim Duell im November 2020. Die Salzburger Vorfreude kannte keine Grenzen, man wollte als Außenseiter überraschen. „Wir müssen mit riesiger Euphorie und Selbstvertrauen versuchen, das Unmögliche möglich zu machen“, sagte Sportchef Christoph Freund. Die Rollen waren aber verteilt und wurden erfüllt.

Salzburg mit Solet, Bayern mit Offensivpower

Die zunächst gute Nachricht aus Salzburger Sicht: Trotz CoV-Clusters vor zwei Wochen konnte Trainer Matthias Jaissle fast seine Bestbesetzung auf den Platz bringen. Alle 17 infizierten Spieler waren genesen und Verteidiger Oumar Solet wurde nach Muskelproblemen fit. Nur Stürmer Noah Okafor, der im Hinspiel bereits früh mit einer Oberschenkelverletzung ausgefallen war, fehlte im Rückspiel. Neben dem „Münchner Jungen“ Karim Adeyemi stürmte Junior Adamu.

Sein Comeback auf der anderen Seite gab hingegen Manuel Neuer – und das früher als gedacht. Der Weltklassetormann unterzog sich erst Anfang Februar einer Knieoperation. Sein Trainer Julian Nagelsmann entschied sich für eine offensive Aufstellung im 3-4-3-System. Neben der defensiven Dreierkette (ohne den hauseigenen Gefahrenherd und ehemaligen Salzburger Dayot Upamecano) und Joshua Kimmich spielten gleich sechs Offensivspieler. ÖFB-Legionär Marcel Sabitzer saß wie auch der gebürtige Dornbirner Paul Wanner auf der Ersatzbank.

Spektakulärer Beginn, aber nur Lewandowski trifft

Und wie vom neutralen Zuschauer erhofft ging bei beiden Mannschaften gleich die Post ab. Lewandowski, der in 90 Minuten in Salzburg keinen Torschuss abgab und von Salzburg abgemeldet war, zwang bereits nach zwei Minuten Philipp Köhn mit einem flachen Schuss zu einer starken Parade. Doch auch Salzburg fand schnell eine Möglichkeit vor: Adeyemi hatte links Platz, bediente Nicolas Capaldo, doch Kingsley Coman rettete nach einem Vollsprint mit einer Grätsche.

Wie am Vortag von den Bayern versprochen war Lewandowski wieder besser ins Offensivspiel eingebunden und wurde rund um den Elfmeter gesucht und gefunden. Nach einer Hereingabe von Coman und einer tollen Drehung des Stürmers ging Wöber Risiko beim Tackling – und verlor klar. Es gab folgerichtig Elfmeter und Lewandowski traf links unten zur Führung (12.). So sicher sich der Torschütze präsentierte, so unsicher agierte zunächst die Bayern-Abwehr. So hatte Salzburg durch Nicolas Seiwald sogar eine zweite Topchance zu Beginn, doch sein Volley mit links wurde von Neuer über die Latte gedreht (15.).

Robert Lewandowski und Maximilian Wöber
APA/AFP/Christof Stache
Bayerns Weltfußballer Lewandowski wurde zweimal von Wöber gefoult und verwertete beide Elfmeter sicher

Vier Minuten später wiederholte sich das Duell von Wöber und Lewandowski, dieses Mal an der Strafraumgrenze. Der Video Assistant Referee (VAR) musste eingreifen, es gab wiederum zurecht Elfmeter. Erneut entschied sich Lewandowski für die linke Seite, dieses Mal beförderte er das Leder sanft ins Eck (21.) „Ohne Schiri habt ihr keine Chance“, tönte es von den Salzburger Fans auf dem dritten Rang. Doch die Bayern zeigten, dass sie auch aus dem Spiel heraus treffen können.

Nach einem Ausschuss von Neuer ging es zunächst wie beim Pingpong hin und her, ehe Müller mit einem Heber Lewandowski schickte. Wöber war zu zögerlich, Köhn hatte Pech und schoss den Stürmer an. Der Abpraller landete an der Stange und der Angreifer vollendete locker (23.). Salzburgs Pech: Süle hatte vor dem Tor den Ball an die Hand bekommen, Referee Clement Turpin griff nicht ein. Kein Pech war acht Minuten später das Solo von Camara 20 Meter vor dem eigenen Tor. Der bärenstarke Coman eroberte den Ball, bediente rechts den freien Gnabry, der flach traf und alles in sichere Bayern-Bahnen lenkte (31.).

Kjaergaard erlebt persönliches Highlight

Salzburg war bemüht, aber die Messe in München war nach einer halben Stunde schon gelesen. Die Bayern beließen es beim 4:0 zur Pause, auch weil Lewandowski (37.) und Süle (39.) vergaben. Kurz davor sorgte Andreas Ulmer mit einem Flachschuss für Salzburger Gefahr (34.). In der Pause waren sich auch die Trainer über den Ausgang dieses Achtelfinal-Duells einig, nahmen angeschlagene Spieler wie Solet heraus oder brachten junge Spieler wie Bayerns Bouna Sarr.

Maurits Kjaergaard jubelt
Reuters/Andreas Gebert
„Joker“ Maurits Kjaergaard sorgte mit seinem Schuss ins kurze Kreuzeck für den Salzburger Höhepunkt an diesem Abend

Das war der Grundton der zweiten Hälfte, in der eigentlich nicht viel passierte, aber trotzdem ebenfalls vier Tore fielen. Müller hatte mit einem präzisen Linksschuss vom Sechzehner zunächst erhöht (54.), ehe Maurits Kjaergaard ein persönliches Karrierehighlight erlebte. In der 61. Minute eingewechselt wurde er bei einem Konter von Brenden Aaronson schön freigespielt und traf im Sechzehner noch schöner gegen den fünffachen Welttorhüter Neuer ins kurze Kreuzeck (70.).

Salzburg kassiert am Ende höchste Niederlage

Bayern wollte aber offenkundig an diesem Abend ein Statement setzen und die vermeintliche Unruhe rund um den Verein verstummen lassen. Müller (83.) und Sane (85.) gelang das mit Abschlüssen aus kurzer Distanz. Damit war die höchste Salzburger Niederlage im Europacup Gewissheit, die mitgereisten Fans feierten dennoch ihre Mannschaft – und das nach dieser internationalen Saison durchaus berechtigt.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Es war ein extrem bitterer Abend, da lief einiges gegen uns. Wir haben es nicht geschafft, die Tugenden auf den Platz zu bringen, die uns noch im Hinspiel ausgezeichnet haben. Da sind wir dann nicht die einzige Mannschaft, die unter die Räder kommt. Man muss den Münchnern auch ein Lob aussprechen, sie haben die Räume gut besetzt. Es schmerzt, sich so aus der Champions League zu verabschieden. Aber ich möchte die Chance nutzen, der Truppe insgesamt nochmal ein Lob auszusprechen. Wir haben etwas Historisches erreicht mit dem Einzug ins Achtelfinale, das darf man auch nicht vergessen.“

Julian Nagelsmann (Bayern-Trainer): „Insgesamt war es fußballerisch und von der Energie, die man gespürt hat, außergewöhnlich gut. Wir haben viel weniger über das Zentrum gespielt und mehr über die Flügel, dadurch hatten wir bessere Kontrolle. Salzburg hat nicht so viel Druck gemacht wie erwartet in der Anfangsphase, sie sind eher tief gestanden. Wir haben Lewy (Lewandowski/Anm.) in einigen Situationen schneller an den Ball gebracht. Er hat ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Der größere Druck lag zweifelsfrei bei uns. Von dem her sind wir froh, dass wir gewonnen haben.“

Champions League, Achtelfinal-Rückspiel

Dienstag:

Bayern München – Salzburg 7:1 (4:0)

Allianz Arena, 25.000 Zuschauer, SR Turpin (FRA)

Torfolge:
1:0 Lewandowski (12./Elfmeter)
2:0 Lewandowski (21./Elfmeter)
3:0 Lewandowski (23.)
4:0 Gnabry (31.)
5:0 Müller (54.)
5:1 Kjaergaard (70.)
6:1 Müller (83.)
7:1 Sane (86.)

Bayern: Neuer – Pavard, Süle (66./Nianzou), Hernandez (60./Upamecano) – Kimmich, Musiala (66./Roca) – Gnabry (46./Sarr), Müller, Sane, Coman (66./Choupo-Moting) – Lewandowski

Salzburg: Köhn – Kristensen, Solet (46./Piatkowski), Wöber, Ulmer – Capaldo, Camara (67./Tijani), Aaronson, Seiwald (46./Sucic) – Adamu (62./Kjaergaard), Adeyemi (62./Sesko)

Gelbe Karten: keine

Hinspiel 1:1, München mit dem Gesamtscore von 8:2 im Viertelfinale