Ski alpin

Furioser Strolz auf Kurs zu Sieg in Flachau

Johannes Strolz ist beim Nachtslalom von Flachau auf Kurs zu seinem zweiten Sieg in einem Weltcup-Rennen. Der Vorarlberger fuhr am Dienstag im ersten Durchgang in einer eigenen Liga und hängte die Konkurrenz um mehrere Längen ab. Der Norweger Atle Lie McGrath kam Strolz mit 0,97 Sek. Rückstand noch am nächsten. Olympiasieger Clement Noel aus Frankreich geht mit exakt einer Sekunde Rückstand in die Entscheidung (20.45 Uhr live in ORF1). Im Kampf um Slalom-Kristall erlebte der norwegische Spitzenreiter Henrik Kristoffersen einen Rückschlag.

Strolz erwischte im Ersatzrennen für den Anfang Jänner abgebrochenen Zagreb-Slalom auf der Hermann-Maier-Piste nicht nur jeden Schwung, sondern schluckte auch jede Welle perfekt. An seine Bestzeit von 53,58 Sekunden kam nur McGrath, seines Zeichens Zweiter in Schladming, auf weniger als eine Sekunde heran. Strolz greift damit nach seinem zweiten Sieg nach jenem auf dem Chuenisbärgli von Adelboden vor zwei Monaten.

Allerdings brachte eine Halbzeitführung heuer nur wenig Glück. Bei den jüngsten sechs Slaloms fiel der Schnellste nach dem ersten Lauf im zweiten Durchgang aus oder zurück. „Es war ein super Lauf, es hat sich auch super angefühlt. Aber es ist erst die halbe Miete, es gilt, noch einen guten Lauf zu fahren“, blieb Strolz daher im ORF-Interview auch vorsichtig. Bisher konnte nur Noel im ersten Saisonslalom in Val d’Isere seine Führung zur Halbzeit auch in einen Sieg ummünzen.

Feller hat Stockerl in Sicht

Auch Manuel Feller wahrte als Sechster die Chance auf einen Podestplatz. Der Tiroler geht zwar mit 1,22 Sek. Rückstand auf Strolz in den zweiten Durchgang, auf das Stockerl fehlen Feller allerdings nur 22 Hundertstelsekunden. „Die Ausgangsposition ist definitiv gut, auch wenn die 1,22 auf Strolzi schon recht viel sind. Aber im Slalom weiß man nie, was passiert. Es war ein lässiger Lauf“, sagte der Tiroler, der in Flachau vor einem Jahr seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert hatte.

Mit Marco Schwarz auf Platz neun (+ 1,38 Sek.) liegt ein weiterer Österreicher in den Top Ten. Fabio Gstrein darf sich mit 1,72 Sek. Rückstand als 15. auch noch Chancen auf einen Platz unter den besten zehn ausrechnen. Michael Matt riss nach einem schweren Fehler bei der letzten Welle 2,53 Sek. Rückstand auf seinen führenden Teamkollegen Strolz auf. Simon Rueland und Marc Digruber verpassten die Qualifikation für den zweiten Lauf, Dominik Raschner schied aus.

Feller wahrt Podestchance

Der Tiroler verbremst zwar den oberen Teil, liegt aber in Schlagdistanz zu den Stockerlplätzen

Kristoffersen patzt

Die letzte Welle wurde auch Kristoffersen zum Verhängnis und öffnete der Konkurrenz im Kampf um die kleine Kristallkugel wieder die Tür. Der Doppelsieger von Schladming rutschte mit Startnummer eins so wie Matt fast aus und musste die folgende Vertikal-Kombination von der verkehrten Richtung aus anfahren, um im Kurs zu bleiben. So kamen auch die 2,67 Sek. Rückstand auf Strolz zustande. „Ich habe gesehen, dass die Kurssetzung unten ganz schnell ist, aber mit Startnummer eins weiß man nichts“, sagte ein enttäuschter Kristoffersen, der es als 28. gerade noch in die Entscheidung schaffte.

Kristoffersen mit schwerem Fehler

Im Kampf um den Slalom-Weltcup könnte Kristoffersens Landsmann Braathen profitieren. Der 21-jährige Wengen-Sieger liegt als Siebenter (+ 1,33) in Schlagdistanz zu den Top Drei. Auch Feller und der in Flachau unmittelbar vor ihm platzierte Brite Dave Ryding könnten den Fehler Kristoffersens – für den im Zielraum auch ein unschuldiger Mistkübel zum Abreagieren herhalten musste – ausnutzen. Nach dem Rennen in Flachau steht nur noch der Slalom beim Weltcup-Finale in Courchevel auf dem Programm.

Mölgg sagt Ciao

Der erste Durchgang des Nachtslaloms von Flachau war auch der letzte in der Karriere von Manfred Mölgg. Der Südtiroler verabschiedete sich nach 329 Rennen im Weltcup mit einem lockeren Lauf und schnallte sogar vor der Ziellinie seine Ski ab. Im Ziel wurde der 39-Jährige unter dem Jubel der wieder zugelassenen Fans von seinen Teamkollegen mit einer Sektdusche empfangen.

Letzter Lauf von Mölgg

Der 39-jährige Italiener sagt in seinem 329. Rennen Ciao und auf Wiedersehen

Mölggs größte Erfolge waren der Gewinn der Slalom-Kugel in der Saison 2007/08. Dazu holte der Südtiroler bei der WM 2007 hinter Mario Matt Slalom-Silber. Bei den Weltmeisterschaften 2011 und 2013 gewann Mölgg, der drei zudem drei Weltcup-Siege feierte, noch Slalom- bzw. Riesentorlauf-Bronze. Mit einem lauten „Danke und Grazie a tutti“ verabschiedete sich der Routinier im italienischen Skiteam von den Fans in Flachau und in die Sportpension. „Jetzt ist es Zeit für ein anderes Leben“, sagte Mölgg im ORF-Interview.